Museum der Woche
In Freyburg an der Unstrut verbrachte Friedrich Ludwig Jahn einen großen Teil seines Lebens - allerdings nicht ganz freiwillig. Der preußische Staat hatte ihn 1826 dorthin verbannt. Das <papaya:link href="http://www.jahn-museum.de" text="Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum" title="Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum" target="_blank" /> würdigt den Turnvater und zeigt die Anfänge der modernen Leibesübungen.
Musik: "Es lebe der Sport, er ist gesund und macht uns hart."
Ilona Kohlberg: "Er hatte ne ziemlich derbe Art, ist auch sehr schroff aufgetreten."
Musik: "Er gibt uns Kraft er gibt uns Schwung."
Kohlberg: "Er hatte Charaktereigenschaften, die braucht eigentlich ein Mensch. Nicht so diese Duckmäuser und ja wir machen jetzt alles was gesagt wird. Er war ja eigentlich Revolutionär."
Musik: "Er ist beliebt bei alt und jung."
Ferdinand Krüger: "Ein Mann, der Leuten beigebracht hat, öfter zu turnen. Und nicht nur dem Militär, der Turnvater hat das einfache Volk dazu gebracht, auch einfach zu turnen."
Die Rede ist von Friedrich Ludwig Jahn, besser bekannt als Turnvater Jahn. Ein echt deutscher Mann, mutiger Freiheitskämpfer, wackerer Vorturner, treuer Volksfreund, Nationalist, Judenhasser. Friedrich Ludwig Jahn haften viele Attribute an – bis heute.
Aber ein Judenhasser war er nicht, Ilona Kohlberg schüttelt den Kopf. Die Museumsleiterin steht vor dem Wohnhaus, in dem Friedrich Ludwig Jahn die letzten 13 Jahre seines Lebens in der Verbannung verbrachte. Das einstöckige Gebäude schmiegt sich mitten in Freyburg an einen Berghang, links und rechts stehen Weinreben, 30 Meter tiefer fließt gemächlich die Unstrut. Am Giebel des ehemaligen Wohnhauses und jetzigem Friedrich Ludwig Jahn Museum prangt viermal der Buchstabe F in schwarzer Schnörkelschrift.
Kohlberg: "Frisch, frei, fröhlich, fromm. Das hat er den Turnern mit auf den Weg gegeben. Sie sollten frisch das Leben beginnen, frei von des Daseins Ängsten, sie sollen fröhlich sein und hinter dem fromm verbirgt sich nicht der Glaube, sondern der Turner soll seine Pflichten erfüllen, dem Staat gegenüber, und als letztes hat er da den Heimgang untergebracht, also das Sterben."
Rechts vor dem Haus stehen historische Turngeräte aus Holz: ein Zweibaum, ein Schwebebaum und ein Barren. Besucher dürfen daran turnen - nach Jahnscher Art versteht sich. Deshalb empfiehlt sich zuerst ein Gang durchs Museum.
Und der beginnt mit Jahns Lebenswerk - dem Turnen.
Die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt endete 1806 für die Preußen in einer katastrophalen Niederlage. Für den jungen Jahn war das Schicksal der Deutschen unter dem Joch der Franzosen unerträglich.
Kohlberg: "Und da hat er sich gedacht, Mensch das kann doch nicht sein. Die Jugend muss körperlich ertüchtigt werden. Sie müssen Leibesübungen betreiben und sie müssen auch vormilitärisch ausgebildet sein, um in einem solchen Kampf bestehen zu können."
Die Geburtsstunde des Turnens. Die vier Museumskomplexe veranschaulichen in der unteren Etage des Gebäudes auf knapp 100 Quadratmetern die Vision Jahns: der Versuch einer modernen bürgerlichen Körpererziehung mit militärischem Hintergedanken und warum er scheitern musste. Der erste Raum illustriert auf Schautafeln die Anfänge der Jahnschen Leibesübungen. Öffentlich geturnt wurde ab 1811 auf dem ersten Turnplatz der Welt: der Hasenheide in Berlin. Innerhalb weniger nahmen 1000 junge Männer an den drakonischen Übungen teil.
Kohlberg: "Jahn hat nichts von den Jungs verlangt, was er nicht selber vorturnen konnte."
Neben einem Modell der Hasenheide und etlichen Miniaturausgaben der historischen Turngeräten steht noch ein Original: das Turnpferd. Ein 300 Kilogramm schweres Holzgestell mit Pferdehaut bezogen. Zwischen den einzelnen Ständen, erklärt die Museumsleiterin, machte Turnvater Jahn keinen Unterschied. Für Adel und Arbeiter kreierte er darum eine einheitliche Turnerkleidung, die als Nachbildung in einer der Vitrinen zu begutachten ist:
Kohlberg: "Graues Leinen, lange Hose, lange Jacke. Es sollte auch sehr bequem sein so hat er beschrieben. Die Hose darf nicht zu hoch sitzen, dass das Herz nicht drinhängt, Hosenträger kann man natürlich tragen, die dürfen aber nicht vorne kreuzen, sondern nur hinten. So und in dieser Turntracht sind dann die Jungs erschienen."
Die Höhepunkte seines privaten und publizistischen Wirkens zeigt die Ausstellung in den beiden angrenzenden Räumen. In einer Vitrine liegen seine beiden Hauptwerke: "Die Deutsche Turnkunst" und das "Deutsche Volksthum". Letztere Thesen machten sich später die Nationalsozialisten zu Eigen.
Kohlberg: "Im Prinzip ist er umstritten nach 1936. Weil die Nationalsozialisten in ihm den typischen Militaristen und Nationalisten gesehen haben, der Jahn nie war. Weil Jahn in einer ganz anderen Gesellschaftsordnung gelebt hat, unter ganz anderen gesellschaftlichen Bedingungen und das was er geäußert hat, man unbedingt in die Zeit einordnen muss."
Von Jahns wahren politischen Absichten erzählt darum die Schautafeln im vierten und letzten Raum des Museums. In der Mitte steht in einer Vitrine die schwarz-rot-goldene Uniform des Lützowschen Freicorps. In dem diente Jahn als preußischer Leutnant in den Befreiungskriegen. Doch nach der siegreichen Schlacht gerieten die Reformen ins Stocken.
Kohlberg: "Da hat er die gefährlichste Idee der damaligen Zeit in die Jugend hineingetragen: nämlich die Einheit Deutschlands. In den Pausen während der Turnübungen hat er natürlich die Jugend in der Richtung beeinflusst."
Was den Preußen nicht behagte und Jahn schließlich zum Verhängnis wurde. Der preußische Staat verbot das öffentliche Turnen von 1820 bis 1842 und Jahn wurde als potenzieller Aufrührer eingekerkert. Sechs Jahre Festungshaft, danach die Verbannung nach Freyburg – von dieser Leidenszeit erholte sich der Turnvater der Deutschen nicht mehr vollständig.
Ilona Kohlberg: "Er hatte ne ziemlich derbe Art, ist auch sehr schroff aufgetreten."
Musik: "Er gibt uns Kraft er gibt uns Schwung."
Kohlberg: "Er hatte Charaktereigenschaften, die braucht eigentlich ein Mensch. Nicht so diese Duckmäuser und ja wir machen jetzt alles was gesagt wird. Er war ja eigentlich Revolutionär."
Musik: "Er ist beliebt bei alt und jung."
Ferdinand Krüger: "Ein Mann, der Leuten beigebracht hat, öfter zu turnen. Und nicht nur dem Militär, der Turnvater hat das einfache Volk dazu gebracht, auch einfach zu turnen."
Die Rede ist von Friedrich Ludwig Jahn, besser bekannt als Turnvater Jahn. Ein echt deutscher Mann, mutiger Freiheitskämpfer, wackerer Vorturner, treuer Volksfreund, Nationalist, Judenhasser. Friedrich Ludwig Jahn haften viele Attribute an – bis heute.
Aber ein Judenhasser war er nicht, Ilona Kohlberg schüttelt den Kopf. Die Museumsleiterin steht vor dem Wohnhaus, in dem Friedrich Ludwig Jahn die letzten 13 Jahre seines Lebens in der Verbannung verbrachte. Das einstöckige Gebäude schmiegt sich mitten in Freyburg an einen Berghang, links und rechts stehen Weinreben, 30 Meter tiefer fließt gemächlich die Unstrut. Am Giebel des ehemaligen Wohnhauses und jetzigem Friedrich Ludwig Jahn Museum prangt viermal der Buchstabe F in schwarzer Schnörkelschrift.
Kohlberg: "Frisch, frei, fröhlich, fromm. Das hat er den Turnern mit auf den Weg gegeben. Sie sollten frisch das Leben beginnen, frei von des Daseins Ängsten, sie sollen fröhlich sein und hinter dem fromm verbirgt sich nicht der Glaube, sondern der Turner soll seine Pflichten erfüllen, dem Staat gegenüber, und als letztes hat er da den Heimgang untergebracht, also das Sterben."
Rechts vor dem Haus stehen historische Turngeräte aus Holz: ein Zweibaum, ein Schwebebaum und ein Barren. Besucher dürfen daran turnen - nach Jahnscher Art versteht sich. Deshalb empfiehlt sich zuerst ein Gang durchs Museum.
Und der beginnt mit Jahns Lebenswerk - dem Turnen.
Die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt endete 1806 für die Preußen in einer katastrophalen Niederlage. Für den jungen Jahn war das Schicksal der Deutschen unter dem Joch der Franzosen unerträglich.
Kohlberg: "Und da hat er sich gedacht, Mensch das kann doch nicht sein. Die Jugend muss körperlich ertüchtigt werden. Sie müssen Leibesübungen betreiben und sie müssen auch vormilitärisch ausgebildet sein, um in einem solchen Kampf bestehen zu können."
Die Geburtsstunde des Turnens. Die vier Museumskomplexe veranschaulichen in der unteren Etage des Gebäudes auf knapp 100 Quadratmetern die Vision Jahns: der Versuch einer modernen bürgerlichen Körpererziehung mit militärischem Hintergedanken und warum er scheitern musste. Der erste Raum illustriert auf Schautafeln die Anfänge der Jahnschen Leibesübungen. Öffentlich geturnt wurde ab 1811 auf dem ersten Turnplatz der Welt: der Hasenheide in Berlin. Innerhalb weniger nahmen 1000 junge Männer an den drakonischen Übungen teil.
Kohlberg: "Jahn hat nichts von den Jungs verlangt, was er nicht selber vorturnen konnte."
Neben einem Modell der Hasenheide und etlichen Miniaturausgaben der historischen Turngeräten steht noch ein Original: das Turnpferd. Ein 300 Kilogramm schweres Holzgestell mit Pferdehaut bezogen. Zwischen den einzelnen Ständen, erklärt die Museumsleiterin, machte Turnvater Jahn keinen Unterschied. Für Adel und Arbeiter kreierte er darum eine einheitliche Turnerkleidung, die als Nachbildung in einer der Vitrinen zu begutachten ist:
Kohlberg: "Graues Leinen, lange Hose, lange Jacke. Es sollte auch sehr bequem sein so hat er beschrieben. Die Hose darf nicht zu hoch sitzen, dass das Herz nicht drinhängt, Hosenträger kann man natürlich tragen, die dürfen aber nicht vorne kreuzen, sondern nur hinten. So und in dieser Turntracht sind dann die Jungs erschienen."
Die Höhepunkte seines privaten und publizistischen Wirkens zeigt die Ausstellung in den beiden angrenzenden Räumen. In einer Vitrine liegen seine beiden Hauptwerke: "Die Deutsche Turnkunst" und das "Deutsche Volksthum". Letztere Thesen machten sich später die Nationalsozialisten zu Eigen.
Kohlberg: "Im Prinzip ist er umstritten nach 1936. Weil die Nationalsozialisten in ihm den typischen Militaristen und Nationalisten gesehen haben, der Jahn nie war. Weil Jahn in einer ganz anderen Gesellschaftsordnung gelebt hat, unter ganz anderen gesellschaftlichen Bedingungen und das was er geäußert hat, man unbedingt in die Zeit einordnen muss."
Von Jahns wahren politischen Absichten erzählt darum die Schautafeln im vierten und letzten Raum des Museums. In der Mitte steht in einer Vitrine die schwarz-rot-goldene Uniform des Lützowschen Freicorps. In dem diente Jahn als preußischer Leutnant in den Befreiungskriegen. Doch nach der siegreichen Schlacht gerieten die Reformen ins Stocken.
Kohlberg: "Da hat er die gefährlichste Idee der damaligen Zeit in die Jugend hineingetragen: nämlich die Einheit Deutschlands. In den Pausen während der Turnübungen hat er natürlich die Jugend in der Richtung beeinflusst."
Was den Preußen nicht behagte und Jahn schließlich zum Verhängnis wurde. Der preußische Staat verbot das öffentliche Turnen von 1820 bis 1842 und Jahn wurde als potenzieller Aufrührer eingekerkert. Sechs Jahre Festungshaft, danach die Verbannung nach Freyburg – von dieser Leidenszeit erholte sich der Turnvater der Deutschen nicht mehr vollständig.