„Murder is my Business“
Als erster Fotograf durfte er den New Yorker Polizeifunk abhören und traf oft noch vor den Streifenwagen am Tatort ein: Arthur Fellig alias „Weegee“ war mit seinen Fotos von Verbrechen, Bränden und Unfällen ein Star im New York der 1930er- und 40er-Jahre.
Ein Mann mit sonorer Stimme erzählt, auf der Leinwand wechseln in schneller Folge Bilder, zerrissen von jähem Blitzlicht in der Nacht. So könnte ein Kriminalfilm über den Detektiv Philipp Marlowe beginnen, der, den Kragen des Trenchcoats hochgeschlagen und den Hut tief in die Stirn gezogen, auf den Straßen New Yorks die Spur des Verbrechens aufnimmt.
Aber wir hören Weegee, den legendären Fotoreporter der 30er- und 40er-Jahre, der mit dem lässigen Zynismus des Filmhelden Philipp Marlowe von sich sagte: „Murder is my Business“. In der Ausstellung in Oberhausen kommt Weegee in einem Interview zu Wort – dazu sieht man eine Collage der Bilder, die die Ludwiggalerie als umfassenden Querschnitt durch sein Lebenswerk auf drei Etagen zeigt.
Und dass er diesen Qualitätsanspruch einlösen konnte, da war sich der Autodidakt ganz sicher. „Weegee –The Famous“ hatte er auf den Stempel prägen lassen, mit dem er seinen Bildern auf der Rückseite sein Markenzeichen aufdrückte.
„Es ist auch ein Stück weit der amerikanischer Traum“, erzählt Kuratorin Christine Vogt. „Eine aus Polen stammende jüdische Einwandererfamilie, die gar nichts hatten, wo die Kinder gehungert haben, wo er in seiner Autobiografie schreibt, dass er sich in den Schlaf geweint hat vor Hunger, und dann macht er sich auf den Weg, autodidaktisch Fotograf zu werden, und das wird einer der ganz Großen.“
Vor allem sensationelle Bilder von Verbrechen und Katastrophen machen ihn berühmt. Als erster Fotograf darf er den Polizeifunk abhören und trifft oft noch vor den Streifenwagen am Tatort ein. Sehr direkt, dramatisch aufgerissen vom Hell-Dunkel-Kontrast durch ein krasses Blitzlicht, sieht man auf seinen Bildern mit Zeitungspapier zugedeckte Leichen am Straßenrand, verhaftete Verbrecher hinter den Gitterstäben des Polizeiwagens, brennende Gebäude, die leicht schräg ins Bild gestellt sind und zusammenzustürzen scheinen, den Flammen entkommene Menschen, die aus gnadenlos kurzer Entfernung in Großaufnahme gezeigt werden. Vor Voyeurismus scheute Weegee nicht zurück.
„Darum ging es. Zu der Zeit arbeiteten bei den großen Verlagen fest angestellte Fotografen, und um als Freelancer was verkaufen zu können, musste man besonders sensationslüstern sein. Diese Bilder zu Mord und Totschlag, die wollten die anderen vielleicht nicht machen, das gehört auch zur Verkaufsstrategie.“
Wenn diese Titelfotos für die New Yorker Boulevardblätter der 30er- und 4er-Jahre auch heute noch aufsehenerregend sind, dann hat das mit ihren außerordentlichen künstlerischen Qualitäten zu tun. Und die erkennt man, vielleicht noch deutlicher, in den weniger reißerischen Motiven, die in Oberhausen ebenfalls in Fülle zu sehen sind: Da erlebt man Weegee als Chronisten der Stadt New York: Kinder, die im Sommer auf den Straßen der Lower East Side einen Hydranten als erfrischende Dusche nutzen; Straßenhändler, die in ganzer Figur vor ihren fliegenden Verkaufsständen ins Bild gesetzt sind und Autorität und Würde ausstrahlen; schwarze Großfamilien in Harlem, die mit bürgerlichem Selbstbewusstsein sonntags in die Kirche gehen; Obdachlose, die Kleider und Schuhe ordentlich auf einer Zeitung neben ihrer Parkbank aufgestapelt haben.
Der Blick des Fotografen sucht auch und vor allem an den Rändern der glitzernden Millionenstadt seine Motive – und gewinnt dabei sozialkritische Schärfe. Denn Weegee interessiert sich spürbar für die Menschen, liest in ihren Gesichtern Gefühle und Lebensspuren.
„Es ist im Ursprung Reportagefotograf, aber er ist ein großer Kompositeur, es sind wunderbar angelegte Kompositionen in den Bildern, es ist jemand, der den richtigen Blick hat, jemand, der sich traut, ganz nah ran zu gehen, der den Blick hat, wie die Menschen interessant aufzunehmen sind.“
Im Spiel von Licht und Dunkel, in der ausgefeilten Komposition der Perspektivlinien eines Bildes fand Weegee überall den Stoff für ein meisterhaftes Bild. Deswegen ist er bis heute „The Famous“.
Aber wir hören Weegee, den legendären Fotoreporter der 30er- und 40er-Jahre, der mit dem lässigen Zynismus des Filmhelden Philipp Marlowe von sich sagte: „Murder is my Business“. In der Ausstellung in Oberhausen kommt Weegee in einem Interview zu Wort – dazu sieht man eine Collage der Bilder, die die Ludwiggalerie als umfassenden Querschnitt durch sein Lebenswerk auf drei Etagen zeigt.
Und dass er diesen Qualitätsanspruch einlösen konnte, da war sich der Autodidakt ganz sicher. „Weegee –The Famous“ hatte er auf den Stempel prägen lassen, mit dem er seinen Bildern auf der Rückseite sein Markenzeichen aufdrückte.
„Es ist auch ein Stück weit der amerikanischer Traum“, erzählt Kuratorin Christine Vogt. „Eine aus Polen stammende jüdische Einwandererfamilie, die gar nichts hatten, wo die Kinder gehungert haben, wo er in seiner Autobiografie schreibt, dass er sich in den Schlaf geweint hat vor Hunger, und dann macht er sich auf den Weg, autodidaktisch Fotograf zu werden, und das wird einer der ganz Großen.“
Vor allem sensationelle Bilder von Verbrechen und Katastrophen machen ihn berühmt. Als erster Fotograf darf er den Polizeifunk abhören und trifft oft noch vor den Streifenwagen am Tatort ein. Sehr direkt, dramatisch aufgerissen vom Hell-Dunkel-Kontrast durch ein krasses Blitzlicht, sieht man auf seinen Bildern mit Zeitungspapier zugedeckte Leichen am Straßenrand, verhaftete Verbrecher hinter den Gitterstäben des Polizeiwagens, brennende Gebäude, die leicht schräg ins Bild gestellt sind und zusammenzustürzen scheinen, den Flammen entkommene Menschen, die aus gnadenlos kurzer Entfernung in Großaufnahme gezeigt werden. Vor Voyeurismus scheute Weegee nicht zurück.
„Darum ging es. Zu der Zeit arbeiteten bei den großen Verlagen fest angestellte Fotografen, und um als Freelancer was verkaufen zu können, musste man besonders sensationslüstern sein. Diese Bilder zu Mord und Totschlag, die wollten die anderen vielleicht nicht machen, das gehört auch zur Verkaufsstrategie.“
Wenn diese Titelfotos für die New Yorker Boulevardblätter der 30er- und 4er-Jahre auch heute noch aufsehenerregend sind, dann hat das mit ihren außerordentlichen künstlerischen Qualitäten zu tun. Und die erkennt man, vielleicht noch deutlicher, in den weniger reißerischen Motiven, die in Oberhausen ebenfalls in Fülle zu sehen sind: Da erlebt man Weegee als Chronisten der Stadt New York: Kinder, die im Sommer auf den Straßen der Lower East Side einen Hydranten als erfrischende Dusche nutzen; Straßenhändler, die in ganzer Figur vor ihren fliegenden Verkaufsständen ins Bild gesetzt sind und Autorität und Würde ausstrahlen; schwarze Großfamilien in Harlem, die mit bürgerlichem Selbstbewusstsein sonntags in die Kirche gehen; Obdachlose, die Kleider und Schuhe ordentlich auf einer Zeitung neben ihrer Parkbank aufgestapelt haben.
Der Blick des Fotografen sucht auch und vor allem an den Rändern der glitzernden Millionenstadt seine Motive – und gewinnt dabei sozialkritische Schärfe. Denn Weegee interessiert sich spürbar für die Menschen, liest in ihren Gesichtern Gefühle und Lebensspuren.
„Es ist im Ursprung Reportagefotograf, aber er ist ein großer Kompositeur, es sind wunderbar angelegte Kompositionen in den Bildern, es ist jemand, der den richtigen Blick hat, jemand, der sich traut, ganz nah ran zu gehen, der den Blick hat, wie die Menschen interessant aufzunehmen sind.“
Im Spiel von Licht und Dunkel, in der ausgefeilten Komposition der Perspektivlinien eines Bildes fand Weegee überall den Stoff für ein meisterhaftes Bild. Deswegen ist er bis heute „The Famous“.