Multitalent

Aus der Wüste Arizonas befreit

Der Monument Valley Navajo Tribal Park im Norden von Arizona gehört neben dem Grand Canyon zu den bekanntesten Touristenzielen im Südwesten der USA. Die freistehenden 300 Meter hohen Sandsteinmonolithe wurden berühmt als Naturkulisse für zahlreiche Westernfilme.
Zwei Drittel ihres Lebens hat Marianne Dissard in den USA gelebt, die meiste Zeit davon in Arizona. © picture alliance / ZB / Wolfgang Thieme
Von Uwe Golz · 27.08.2014
Marianne Dissard ist ein Multitalent: Texterin, Sängerin, Filmemacherin und neuerdings auch Autorin. Ihre ersten musikalischen Schritte machte die Französin in den USA, wo sie schnell Anschluss an die sogenannte Desert Rock-Szene fand. Zurückgekehrt nach Europa, entstand im letzten Jahr ihr Album "The Cat.Not Me".
Marianne Dissard hat die Wüste Arizonas mit Europas Metropolen getauscht. Im letzten Jahr verließ sie den US-Wüstenstaat und die Hitze Tucsons um in das quirlige Leben der Großstädte zu genießen. Das Ergebnis ist "The Cat.Not Me" ihr drittes eigenständiges Album. Und dafür hat sie sich vom so oft apostrophierten Desert Rock verabschiedet. "Chanson américaine" ist das Schlagwort.
"Das hat nichts mit französischen Chansons und nur wenig mit der französischen Musik zu tun, die heutzutage veröffentlicht wird, ich singe halt nur in Französisch. Es ist amerikanische Musik, nicht gerade Desert Rock, was immer das auch war und ist, das ist nicht französisch gesungene Calexico-Musik, ich glaube Chanson Américaine passt perfekt."
Marianne Dissard lebte in den USA. Sie ist ein Multitalent, singt, textet, dreht Filme und schreibt nun auch einen Roman. Immer wieder hat man sie mit Bands wie Giant Sands oder Calexico in eine Schublade gesteckt, eine Schublade, die aber so gar nicht zu der Musik passt, die sie macht. "The Cat.Not Me" ist ein Album vollgepackt mit Rhythmus, der in die Beine geht, mit Sounds, die den Kopf zum Denken anregen und nicht aus dem einen Ohr rein und aus dem anderen heraus fliegen.
Aufgewachsen mit britischem Rock
"Ich bin ein Mensch, der zwei Drittel seines Lebens in Amerika gelebt hat und davon die meiste Zeit in Arizona. Und so war halt die Musik, die ich von dem Moment an gehört habe, als ich nach Arizona kam, Bands wie Giant Sands oder Desert Rock. Schritt bei Schritt habe ich mich davon befreit und mich nicht mehr auf diese Musik fokussiert.
Das Ding über isolierte Plätze – wie zum Beispiel Tucson – ist, dass du dich doppelt so hart anstrengen musst, um dich davon frei zu machen. Es ist wie eine einsame Insel, wenn du dich nicht bemühst, dann bleibst du da hängen – musikalisch oder körperlich macht da keinen Unterschied. Du musst offen sein, für das da draußen. Und das ist natürlich einfacher, wenn du eh von außerhalb kommst, wie Frankreich beispielsweise, dahin konnte ich immer wieder zurückkehren.
Als ich im letzten Jahr zurück nach Europa kam, kam ich nach Europa zurück, nicht nach Frankreich. Klar habe ich Chansons gehört, aber eigentlich bin ich mit britischem Rock aufgewachsen oder der Musik von Cabaret Voltaire. Und das Beste, was du als Künstler machen kannst, wenn du aufwächst ist, sich all dieser Dinge, die dich umgeben bewusst zu sein."

Marianne Dissard und Uwe Golz
Marianne Dissard und Uwe Golz© Deutschlandradio
Auch eine Prise Country fehlt nicht
"The Cat.Not Me" ist eine aufregende Reise durch die Welt von Pop und Rock und Marianne Dissard zitiert und spielt mit den Genres, dass es Lust macht, mehr zu hören. Da fehlt weder diese kleine Prise Americana oder Country, die ihre Wurzeln sind, da fehlt aber auch nicht Pink Floyd und erst Recht nicht die Musik der dadaistischen Industrial-Rocker vom Cabaret Voltaire. Die Französin in Europa will sich nicht und lässt sich nicht festlegen. Die Freiheit zu tun und zu lassen, wozu sie Lust hat, ist ihr wichtig.
"Ich wünschte, ich könnte mich manchmal stoppen, aber ich schaff' das nicht. Ich frage mich manchmal, soll ich einfach vernünftig sein und nur ein Ding gleichzeitig machen, so gab ich irgendwann das Filmemachen auf, um mich auf das Texten zu konzentrieren und als dann mit dem Singen begann, kam es ganz natürlich, dass ich mich wieder auf das besann, was ich konnte und so habe ich für das letzte Album meine Videos selbst gemacht und das machte für mich einfach Sinn."
Und so macht es auch Sinn, dass sie wieder ihre Muttersprache nutzt. Dunkel die Texte, aber auch voller Witz. "The Cat.Not Me" ist ein Album, das sich allem Schubladendenken widersetzt, ein Album, das in der heutigen Musiklandschaft zu den Raritäten zählt – die es glücklicherweise noch immer gibt und die vehement gegen die klangliche Gleichschaltung von Pop und Rock ihren eigenen Klang bürsten. "The Cat.Not Me" ist nicht nur Chanson Américaine, es ist auch Musik extraordinaire.
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