Multimediakünstler André Heller

Der Dompteur des Staunens

André Heller zu Gast bei Deutschlandradio Kultur, Aufnahme vom 6. Mai 2016
André Heller zu Gast bei Deutschlandradio Kultur, Aufnahme vom 6. Mai 2016 © Deutschlandradio / M. Hucht
André Heller im Gespräch mit Matthias Hanselmann · 11.05.2016
André Heller ist ein Weltenwandler, so vieles war er in seinem Leben schon: Chansonnier, Schauspieler, Dichter. Im Gespräch erzählt er aus seinem Leben und was er zur politischen Situation in seiner Heimat Österreich denkt.
Kardinal sollte er werden, wäre es nach den Wünschen seines Vaters gegangen, erzählt Heller "Im Gespräch". Deshalb musste der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie von Süßwarenfabrikanten auch ein sehr strenges Jesuiteninternat besuchen.
Seinen Vater sah er nur selten, weil dieser nach London geflohen war, um der Verfolgung der Nazis zu entgehen. Regelrecht "angeekelt" habe ihn sein Vater. Direkt nach dessen Tod habe er sich als Zwölfjähriger aus der streng katholischen Beziehung befreit:
"Es ist viel wert, wenn man jemand begegnet, der ein Wegweiser in was Richtiges ist, und es ist auch viel wert, wenn man jemand massiv begegnet, der einem zeigt in eine Richtung, wo man unbedingt nicht hin sollte. Und insofern war mein Vater ein wichtiger Entwicklungshelfer, weil ich ihm viele Einsichten zu verdanken habe, was man vermeiden soll."

"Arbeitsergebnis der Ignoranz von den Sozialdemokraten und Christlich-Sozialen"

Große Sorgen macht sich Heller, der jahrelang die österreichischen Sozialdemokraten unterstützt hat, über die politische Entwicklung seiner österreichischen Heimat. Bei der Stichwahl um das Bundespräsidentenamt am 22.Mai befürchtet er den Erfolg des rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten Hofer:
"Wir werden einen Bundeskanzler haben, der FPÖ ist, und wir werden einen Außenminister und Innenminister haben, der FPÖ ist. Also das ist das Ende der II. Republik in Österreich. Und das ist aber nicht die Schuld dieser FPÖ. Sondern das ist ein Arbeitsergebnis der Ignoranz von den Sozialdemokraten und den Christlich-Sozialen.
Die Unzufriedenheit, die Wut derer, die jetzt FPÖ gewählt haben und die eine solche Aggression gegen die Regierung entwickelt haben, dass sie einfach sagen: Ich mache jetzt etwas, was äußerste Aggressionsausdruckshandlung ist, nur um diese Regierung abzustrafen. Und das hat sich diese Regierung in großartig beschämender Nonchalance über Jahre hinweg selbst geschaffen."
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