Multikulturelles Singen

Von Adalbert Siniawski |
Randale Vocale - der Name klingt nach einer gehörigen Portion Radau. Doch weit gefehlt. Wer dem Chor zuhört, den erwarten getragene und bewegte Lieder aus unterschiedlichen Epochen und Kulturkreisen.
"Ich bin der Peter Hell, bin der Leiter von Randale Vocale – von Anfang an. Ich meine, wir wären 34 jetzt – 34, 35 – kommen aus dem Raum Frankfurt. Lehrer, Pfarrer, Sozialarbeiter, dann haben wir Schreiner, Studenten, Leute die in der IT-Branche unterwegs sind."

"Ich heiße Philipp von Gierke, ich singe im Chor im Bass, manchmal auch im Bariton und bin im Chor seit 28 Jahren."

"Anna Biedermann, bin seit einem halben Jahr dabei und ich sing im Alt."

"Ich bin der Novus, bin von Anfang an dabei und im Chor singe ich Bass."

"Rosemarie Heilig, Sopran, bin fast von Anfang an im Chor. Randale Vocale bezieht sich auf unsere Zeit, als wir alle noch in Wohngemeinschaften und Studenten waren."

Philipp von Gierke: "Der Name war Anfangs Programm, weil der Chor in seiner Anfangszeit geprägt war von Anti-Flughafen-Demonstrationen, alle hatten lange Haare."

Novus: "Und wir waren halt die Leute, die Randale gemacht haben."

Philipp von Gierke: "Die Randale ist ein Relikt aus der Geschichte. Wir sind weiser geworden."

Peter Hell: "Die Leute wissen, dass wir eigentlich ganz lieb sind. So: Now is the Month ... Können wir anfangen, ja? Soprani, Soprani, Alt, Tenor. Zwei vorweg ... eins!"

Philipp von Gierke: "Es hat in dieser Wohngemeinschaftsküche angefangen."

Peter Hell: "Man war befreundet, hat gefeiert zusammen oder war, wie gesagt, auf Demos zusammen. Und danach wurde gut gekocht. Und dann lag da irgendwann die Ars Musica, das blaue Buch."

Novus: "Ja, was machen wir heut Abend? Komm, wir singen was! Ja, okay, gut!"

Peter Hell: "Und es hat Spaß gemacht und wir haben uns verabredet und haben gesagt: gut, das machen wir öfter."

Philipp von Gierke: "Und als es dann acht, oder zehn oder zwölf waren, dann war die Küche zu klein."

Rosemarie Heilig: "Es ging relativ schnell, dass die Anforderungen von Einigen höher waren, und wir wollten auch auftreten. Und wenn man auftreten will, muss man proben. Dann muss es feste Zeiten geben, dann musste auch mehr geübt werden, einige von uns haben Gesangsunterricht genommen – und wir sind, glaube ich, ganz gut geworden."

Peter Hell: "Was mir immer sehr viel Spaß macht, ist das engagierte, herzhafte Singen: innig, dort, wo es angesagt ist, und dann auch mal die Wut rauslassen, ja. Das brauche ich auch. Dass ein Forte knallt, dass mich manchmal die Gänsehaut packt."

Anna Biedermann: "Unser Chorleiter ist schon Perfektionist, muss man sagen."

Philipp von Gierke: "Ich glaube, dem Peter kommt’s drauf an, dass man ringt, dass wir darum ringen – und wenn wir das tun, ist okay."

Rosemarie Heilig: "Peter ist ein sehr konzentrierter, sehr guter Musiker, der sich wahnsinnig gut vorbereitet. Er ist die Säule und die Seele des Chors."

Novus: "Er weiß genau, wie er uns kriegt."

Philipp von Gierke: "Für das, was der Peter kann, sind wir zum Teil zu undiszipliniert, auch in den Proben. Dass zu viel geschwätzt wird, dass es zu lange dauert, bis es ruhig wird, das macht mich manchmal närrisch. Das ist die Randale, die immer noch da ist."

Peter Hell: "Das ist ein Markenzeichen, dass wir einfach rund um die Welt uns Stücke suchen und Spaß an der Sprache haben."

Rosemarie Heilig: "Wir singen moldawisch, wir singen russisch, wir singen finnisch, wir singen schwedisch, wir singen natürlich englisch, italienisch und spanisch."

Anna Biedermann: "Wir haben verschiedene Leute im Chor, aus allen möglichen Ländern. Wir haben Engländer, Franzosen …"

Peter Hell: "Leute, die Russisch studiert haben, dann haben wir Leute, die Finnisch können. Dann haben wir Leute, die in Südafrika waren und von dort Musik mitgebracht haben."

Philipp von Gierke: "Die sind streng, achten auch auf gute Aussprache und so."

Anna Biedermann: "Es wird vorher einfach gesprochen, ganz langsam, dann mal der Rhythmus, dann wieder gesprochen und dann kommt die Melodie dazu. Gerade bei dem Zulu ist es mit den Klack-Lauten sehr spannend."

Novus: "Das ist für mich immer sehr schwierig."

Rosemarie Heilig: "Das heißt auch richtig, gerade an den Chorwochenenden: üben, üben, üben."

Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.