München russisch

29.04.2014
Erst amerikanisch, dann russisch: München ist immer für eine Überraschung gut, wenn es um die Leitung seiner drei Spitzenorchester geht. Mit Kirill Petrenko hat einer der führenden jüngeren Dirigenten die Bayerische Staatsoper übernommen. Eine Konstellation, die nun auch auf dem Konzertpodium zu erleben ist.
Blaues Land, Blauer Reiter: Vor gut hundert Jahren ließen sich einige Maler des Expressionismus – allen voran Wassily Kandinsky und Franz Marc – von den Schönheiten der oberbayerischen Landschaft inspirieren. Während in der Schwabinger Bohème schon einmal der Weltuntergang ausprobiert wurde, erlebten die Avantgardisten am Kochel-, Tegern- und Staffelsee eine geradezu mystische Einheit zwischen Welt und Kunst.Zu den den bewunderten Vorbildern der Künstlergruppe Blauer Reiter zählte der russische Komponist Alexander Skrjabin, der in Tönen theosophisch ausdrückte, was die Maler in Farbtönen auf die Leinwand brachten. Ein ganzes Jahrhundert später ist Bayern wieder das Ziel russischer Künstler, genauer gesagt: München wird zum Ziel von Dirigenten, die ihre Prägungen im späten Sowjetreich erfahren haben. Mariss Jansons beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks war der erste, Valery Gergiev bei den Münchner Philharmonikern wird der nächste sein, Kirill Petrenko hat sich als jüngster der drei soeben in München etabliert und als Chef der Bayerischen Staatsoper einen fulminanten Start hingelegt.Mit dem Bayerischen Staatsorchester präsentiert Petrenko nun ein rein russisches Konzertprogramm. Strawinskys vergleichsweise selten gespieltes Violinkonzert und ein Werk des in München lebenden Russen Rodion Schtschedrin bilden den ersten Teil, der zweite Teil ist dem „Divin poème", dem „göttlichen Gedicht" Skrjabins gewidmet. In seiner dritten Sinfonie experimentierte Skrjabin mit hitzigen Harmonien und schwebenden Formen; immer geht es in seiner Musik um den prometheischen Höhenflug des menschlichen Geistes. Für eine sichere Landung garantiert Kirill Petrenko am Pult des Bayerischen Staatsorchesters.
Live aus dem Nationaltheater München

Rodion Schtschedrin
"Alte russische Zirkusmusik", Konzert für Orchester

Igor Strawinsky
Konzert für Violine und Orchester D-Dur

ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Alexander Skrjabin
Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 43 "Le divin poème"
Julian Rachlin, Violine