"Mr. Erbil"

Die Hipster aus dem Irak

"Mr. Erbil" nennt sich eine Gruppe junger, modebewusster Männer aus dem Irak
"Mr. Erbil" nennt sich eine Gruppe junger, modebewusster Männer aus dem Irak. © dpa / picture alliance / Yunus Keles
Rawa Ali und Omer Nihad im Gespräch mit Gesa Ufer |
Anzug, Schlips, Vollbart: So sehen die kurdischen Hipster-Boys des ersten Gentlemen's Club aus dem irakischen Erbil aus. Sie nennen sich "Mr. Erbil", beschäftigen sich mit Mode, aber nicht nur - und sie haben einen Traum.
Rawa Ali und Omer Nihad gehören zu der Gruppe modebewusster, junger Männer, die mit "Mr. Erbil" auf Social Media Menschen aus der ganzen Welt erreichen - und die momentan in Berlin sind. "Wir wollen ein wenig Erfahrungen sammeln, was Männer-Mode anbelangt", sagt Nihad. Es gehe auch um Inspiration, denn "wir wollen eine eigene Marke gründen". Auf Instagram haben sie mittlerweile über 90.000 Follower.
Beide sind Mitglieder des ersten Gentlemen's Club in Erbil - ein Mode-Club. "Einen wahren Gentleman macht natürlich nicht nur der schöne Anzug aus", sagt Rawa Ali. Auch die inneren Werte müssten stimmen, und er müsse wirklich Manieren haben. "Auch den Frauen gegenüber muss er respektvoll und höflich sein, weil wir sind davon überzeugt, dass hinter jedem gutaussehenden und auch erfolgreichen Gentleman immer eine Frau steht - ganz egal, ob es die Ehefrau, die Schwester oder auch die Mutter beispielsweise ist."

Immer donnerstags ist "Fraueninspirationstag"

Omer Nihad sagt, im Club gebe es donnerstags immer einen "Fraueninspirationstag". "Wir featuren dann Frauen aus unserer Region ganz besonders auf Instagram." Bei Frauen mit künstlerischem Talent wie Künstlerinnen, Malerinnen oder Dichterinnen, "sorgen wir dafür, dass sie ein bisschen bekannter werden". Frauen könnten dadurch ihr Business vergrößern. Entgegen der Vorurteile im Mittleren Osten gebe es in Kurdistan eine wahre Gleichberechtigung.
Mit den beiden bestimmenden Themen der Region, also Politik und Religion, setzen sie sich nicht auseinander, jedenfalls nicht öffentlich. "Uns ist einfach wichtiger, das zu tun, worin wir gut sind, wo wir etwas können", sagt Rawa Ali. Politik und Religion seien nicht ihre Stärke. "Wir möchten in erster Linie erst einmal unsere eigenen Ziele erreichen, und wir glauben einfach an die Menschlichkeit."
Rawa Ali und Omer Nihad haben einen Traum für ihr Leben in Erbil, wie sie in dem Gespräch mitteilen: "Wir wollen demnächst einen Laden eröffnen", sagt Rawa Ali. Es gehe ihnen darum, ihre Produkte zu verkaufen, an Kunden aus Kurdistan, dem Irak - und weltweit. Dazu benötigen sie aber auch bessere internationale Versand- und Zahlungsmöglichkeiten. So dürfe zurzeit noch kein Iraker ein Paypal-Konto haben. Auch die anderen Onlinebezahlsysteme seien schwierig.
(mhn)
Mehr zum Thema