Morden für den Nobelpreis
Schwedens bekannteste "Queen of Crime", Liza Marklund, schickt wieder ihre Heldin Annika Bengtzon als unerschrockene Journalistin in einen komplizierten Fall. Diesmal wird sie Augenzeugin, wie am Vorabend der Nobelpreis-Verleihung die Präsidentin des Komitees erschossen wird. Liza Marklund zeigt, mit welchen harten Bandagen der Konkurrenzkampf unter Wissenschaftlern gefochten wird. Zugleich liefert sie wie immer ein bestechend klares Bild der heutigen schwedischen Gesellschaft.
Angesichts der vielen erfundenen Namen in der Literatur glaubt man es zunächst gar nicht, aber in Liza Marklunds neuem Roman geht es tatsächlich um Alfred Nobels Vermächtnis: die Preise, die vielen Wissenschaftlern das höchste Ziel sind. Schauplatz ist unter anderem das berühmte Karolinska-Institut, in dem die Auswahl für den Medizin-Nobelpreis getroffen wird. Aber wie es Alfred Nobel schon immer ergangen ist, so stellt sich auch hier heraus, dass nicht alle, die sein Geld wollen, tatsächlich in seinem Sinne handeln.
Für Annika Bengtzon, die Redakteurin des Abendblatts, sieht es zunächst nach einem schönen Abend aus: Sie darf für einen Bericht zur Verleihung des Medizin-Nobelpreises in das festliche Stadthuset in Stockholm. Als sie am Ende des Abends einmal mit dem Kollegen tanzt, der ihr verbotenerweise so gut gefällt, gerät sie näher an das Geschehen, als ihr lieb ist - unmittelbar neben ihr wird die Präsidentin des Nobel-Komitees erschossen. Die Polizei verbietet Bengtzon, über ihre Erlebnisse zu berichten und sie wird für ein halbes Jahr beurlaubt. Dennoch verfolgt sie dieser Fall - der Blick der sterbenden Frau hat sich ihr unvergesslich eingebrannt.
Trotz ihrer Suspendierung fragt Bengtzon also weiter, neugierig wie eine gute Journalistin sein muss. Die Polizei präsentiert eilfertig einen Verdächtigen, einen angeblichen jordanischen Terroristen. Sie hingegen ahnt, dass da innerhalb des Komitees etwas nicht stimmt und spürt einigen Forschern nach. Es geht eben bei den Nobelpreisen, wie überhaupt in der Wissenschaft, um Ruhm, Ehre und damit auch Geld.
Der Roman beschäftigt sich viel mit dem Konkurrenzkampf unter Wissenschaftlern und den harten Bandagen, mit denen er ausgefochten wird. Aber wie immer erzählt Marklund eine komplexere Geschichte über die schwedische Realität von heute. Die rasche, für eine Rechtsstaat bedenkliche Abschiebung des vermeintlichen Terroristen durch die Amerikaner zeigt verblüffende Parallelen zu jüngsten deutschen Enthüllungen auf. Und auch die Diskussion darum, welche Befugnisse die Gesetze den Polizisten zur Terrorbekämpfung geben sollen, kommt der deutschen Leserin bekannt vor.
Ein erstaunlich aktueller Plot, in dem es aber nicht nur um Politik, sondern auch um die Leidenschaften geht, die Menschen zum Verbrechen treiben können.
Liza Marklund ist eine der erfolgreichsten unter den vielen bekannten schwedischen Krimiautoren. "Nobels Vermächtnis" ist ihr sechster auf deutsch erschienener Roman - übrigens vorzüglich übersetzt von Anne Bubenzer. Ihre Romane wurden vielfach preisgekrönt, in 28 Sprachen übersetzt und teilweise verfilmt. Früher war sie selbst als Journalistin tätig und so ist ihr mit Annika Bengtzon eine überzeugende Heldin gelungen, sowohl mit ihrem intimen Einblick in die drastischen Veränderungen der journalistischen Arbeit als auch mit ihrem Porträt einer berufstätigen Mutter unter ständigem Zeitdruck.
Seit ihrem gefeierten Anfangserfolg "Olympisches Feuer" hat Marklund sich als verlässliche Produzentin sorgfältig recherchierter Gesellschaftskrimis erwiesen, so auch hier. Sie versteht es aktuelle Debatten aufzugreifen, ohne über sie zu dozieren. Und es gelingt ihr, das Privatleben ihrer Heldin Bengtzon zum Thema zu machen, ohne dass es den Krimi-Plot überlagert. Also alles, was sich die Freundin des Kriminalromans wünscht.
Rezensiert von Andrea Fischer
Liza Marklund: Nobels Testament
Übersetzt von Anne Bubenzer
Hoffmann und Campe 2007
512 Seiten, 22,00 Euro
Für Annika Bengtzon, die Redakteurin des Abendblatts, sieht es zunächst nach einem schönen Abend aus: Sie darf für einen Bericht zur Verleihung des Medizin-Nobelpreises in das festliche Stadthuset in Stockholm. Als sie am Ende des Abends einmal mit dem Kollegen tanzt, der ihr verbotenerweise so gut gefällt, gerät sie näher an das Geschehen, als ihr lieb ist - unmittelbar neben ihr wird die Präsidentin des Nobel-Komitees erschossen. Die Polizei verbietet Bengtzon, über ihre Erlebnisse zu berichten und sie wird für ein halbes Jahr beurlaubt. Dennoch verfolgt sie dieser Fall - der Blick der sterbenden Frau hat sich ihr unvergesslich eingebrannt.
Trotz ihrer Suspendierung fragt Bengtzon also weiter, neugierig wie eine gute Journalistin sein muss. Die Polizei präsentiert eilfertig einen Verdächtigen, einen angeblichen jordanischen Terroristen. Sie hingegen ahnt, dass da innerhalb des Komitees etwas nicht stimmt und spürt einigen Forschern nach. Es geht eben bei den Nobelpreisen, wie überhaupt in der Wissenschaft, um Ruhm, Ehre und damit auch Geld.
Der Roman beschäftigt sich viel mit dem Konkurrenzkampf unter Wissenschaftlern und den harten Bandagen, mit denen er ausgefochten wird. Aber wie immer erzählt Marklund eine komplexere Geschichte über die schwedische Realität von heute. Die rasche, für eine Rechtsstaat bedenkliche Abschiebung des vermeintlichen Terroristen durch die Amerikaner zeigt verblüffende Parallelen zu jüngsten deutschen Enthüllungen auf. Und auch die Diskussion darum, welche Befugnisse die Gesetze den Polizisten zur Terrorbekämpfung geben sollen, kommt der deutschen Leserin bekannt vor.
Ein erstaunlich aktueller Plot, in dem es aber nicht nur um Politik, sondern auch um die Leidenschaften geht, die Menschen zum Verbrechen treiben können.
Liza Marklund ist eine der erfolgreichsten unter den vielen bekannten schwedischen Krimiautoren. "Nobels Vermächtnis" ist ihr sechster auf deutsch erschienener Roman - übrigens vorzüglich übersetzt von Anne Bubenzer. Ihre Romane wurden vielfach preisgekrönt, in 28 Sprachen übersetzt und teilweise verfilmt. Früher war sie selbst als Journalistin tätig und so ist ihr mit Annika Bengtzon eine überzeugende Heldin gelungen, sowohl mit ihrem intimen Einblick in die drastischen Veränderungen der journalistischen Arbeit als auch mit ihrem Porträt einer berufstätigen Mutter unter ständigem Zeitdruck.
Seit ihrem gefeierten Anfangserfolg "Olympisches Feuer" hat Marklund sich als verlässliche Produzentin sorgfältig recherchierter Gesellschaftskrimis erwiesen, so auch hier. Sie versteht es aktuelle Debatten aufzugreifen, ohne über sie zu dozieren. Und es gelingt ihr, das Privatleben ihrer Heldin Bengtzon zum Thema zu machen, ohne dass es den Krimi-Plot überlagert. Also alles, was sich die Freundin des Kriminalromans wünscht.
Rezensiert von Andrea Fischer
Liza Marklund: Nobels Testament
Übersetzt von Anne Bubenzer
Hoffmann und Campe 2007
512 Seiten, 22,00 Euro