Moralische Achterbahnfahrt
Felix Mettlers Krimi "Der Keiler" war 1990 ein unerwartet großer Erfolg. Lange Zeit war das Buch vergriffen, da es jetzt verfilmt wird, gibt es eine Neuauflage. Mettlers Buch steht in bester schweizerischer Krimi-Tradition und nimmt einen zugleich mit auf eine moralische Achterbahnfahrt, denn der Leser entwickelt Sympathien für den Mörder.
Kurz vor seiner Pensionierung erkrankt Gottfried Sonder, der ein Leben lang als Assistent in der Pathologie eines Krankenhauses gearbeitet hat, an Lungenkrebs. Auch wenn eine erste Operation gut verlaufen ist, sind seine Prognosen schlecht. Als ihm sein Arzt zum Kämpfen rät, interpretiert er das auf seine eigene Weise.
Er ist überzeugt, dass Oberarzt Götze, ein unangenehmer Vorgesetzter, der zudem Kette raucht, eigentlich das Opfer des Lungenkrebses hätte werden müssen. Und dass er, Sonder, diese Gerechtigkeit herstellen muss, indem er Götze umbringt. Dieses Vorhaben setzt er in die Tat um und eine Reihe von Zufällen führt dazu, dass zunächst alles danach aussieht, als sein ihm ein perfektes Verbrechen gelungen, dem niemand auf die Spur kommt, für das überdies sogar andere im Verdacht stehen.
Ein Keiler, dem Gottfried Sonder auf einer seiner vielen Jagden begegnete, hat einige Bedeutung für die Aufklärung des Verbrechens, mehr kann darüber deshalb nicht verraten werden.
Mettlers Buch steht in bester schweizerischer Krimi-Tradition. Ein kleines feines Kammerstück, in dem das Verbrechen die verwickelten Personen mit ihrer grundlegenden Haltung zum Leben konfrontiert. Das Thema des Romans ist nicht die Aufklärung des Verbrechens - wir kennen den Mörder schließlich von Anfang an -, sondern vielmehr die moralische Frage, was denn nun ein Verbrechen ist und wen wir eigentlich verurteilen sollen. Der Leser findet sich in einem Wechselbad der Gefühle, denn er möchte sich auf die Seite des Mörders schlagen und muss es doch als unfair empfinden, dass andere vielleicht die Strafe auf sich nehmen sollen.
Auf den ersten Blick erscheint das Buch als kaum verfilmbar. Die Handlung wird weniger von Taten vorangetrieben, sondern von den inneren Monologen und Konflikten der beteiligten Personen. Aber der Roman bezieht seine Spannung auch aus den vielen überraschenden Wendungen, die den Fall in immer neuem Licht erscheinen lassen, er hat starke Protagonisten, interessante Personen. Und er hat eine sehr feine Komik, daraus lässt sich dramaturgisch viel machen.
Es wird vermutlich wie immer sein: Der Film hat eine eigene Qualität, die nicht in der möglichst genauen Umsetzung des Buches liegt, sondern in der Erzählung einer guten Geschichte. Das Buch sollte man daher unbedingt dennoch lesen, denn es hat seinen eigenen Reiz, sich auf die moralische Achterbahnfahrt einzulassen, auf die Mettler seine Leser mitnimmt. In einer fast altmodischen Weise erzählt Mettler seine Geschichte zart und klug.
"Der Keiler" war Felix Mettlers erstes Buch, das 1990 ein unerwartet großer Erfolg wurde. Mettler ist von Beruf Veterinärmediziner, inzwischen 61 Jahre alt. 1994 erschien sein zweiter Roman "Made in Africa", seitdem schreibt er Kurzgeschichten und Artikel.
Die letzten zehn Jahre lebte er in Windhoek, Namibia, wo er auch als Tierarzt arbeitete: Inzwischen ist er in die Schweiz zurückgekehrt, wo er jetzt im Appenzellischen das Gut seines Bruders verwaltet. Dort schreibt er auch an seinem dritten Roman, der nächstes Jahr erscheinen soll.
Felix Mettler: Der Keiler
Ammann Verlag, 15,90 €
Er ist überzeugt, dass Oberarzt Götze, ein unangenehmer Vorgesetzter, der zudem Kette raucht, eigentlich das Opfer des Lungenkrebses hätte werden müssen. Und dass er, Sonder, diese Gerechtigkeit herstellen muss, indem er Götze umbringt. Dieses Vorhaben setzt er in die Tat um und eine Reihe von Zufällen führt dazu, dass zunächst alles danach aussieht, als sein ihm ein perfektes Verbrechen gelungen, dem niemand auf die Spur kommt, für das überdies sogar andere im Verdacht stehen.
Ein Keiler, dem Gottfried Sonder auf einer seiner vielen Jagden begegnete, hat einige Bedeutung für die Aufklärung des Verbrechens, mehr kann darüber deshalb nicht verraten werden.
Mettlers Buch steht in bester schweizerischer Krimi-Tradition. Ein kleines feines Kammerstück, in dem das Verbrechen die verwickelten Personen mit ihrer grundlegenden Haltung zum Leben konfrontiert. Das Thema des Romans ist nicht die Aufklärung des Verbrechens - wir kennen den Mörder schließlich von Anfang an -, sondern vielmehr die moralische Frage, was denn nun ein Verbrechen ist und wen wir eigentlich verurteilen sollen. Der Leser findet sich in einem Wechselbad der Gefühle, denn er möchte sich auf die Seite des Mörders schlagen und muss es doch als unfair empfinden, dass andere vielleicht die Strafe auf sich nehmen sollen.
Auf den ersten Blick erscheint das Buch als kaum verfilmbar. Die Handlung wird weniger von Taten vorangetrieben, sondern von den inneren Monologen und Konflikten der beteiligten Personen. Aber der Roman bezieht seine Spannung auch aus den vielen überraschenden Wendungen, die den Fall in immer neuem Licht erscheinen lassen, er hat starke Protagonisten, interessante Personen. Und er hat eine sehr feine Komik, daraus lässt sich dramaturgisch viel machen.
Es wird vermutlich wie immer sein: Der Film hat eine eigene Qualität, die nicht in der möglichst genauen Umsetzung des Buches liegt, sondern in der Erzählung einer guten Geschichte. Das Buch sollte man daher unbedingt dennoch lesen, denn es hat seinen eigenen Reiz, sich auf die moralische Achterbahnfahrt einzulassen, auf die Mettler seine Leser mitnimmt. In einer fast altmodischen Weise erzählt Mettler seine Geschichte zart und klug.
"Der Keiler" war Felix Mettlers erstes Buch, das 1990 ein unerwartet großer Erfolg wurde. Mettler ist von Beruf Veterinärmediziner, inzwischen 61 Jahre alt. 1994 erschien sein zweiter Roman "Made in Africa", seitdem schreibt er Kurzgeschichten und Artikel.
Die letzten zehn Jahre lebte er in Windhoek, Namibia, wo er auch als Tierarzt arbeitete: Inzwischen ist er in die Schweiz zurückgekehrt, wo er jetzt im Appenzellischen das Gut seines Bruders verwaltet. Dort schreibt er auch an seinem dritten Roman, der nächstes Jahr erscheinen soll.
Felix Mettler: Der Keiler
Ammann Verlag, 15,90 €