Mooras Geheimnissen auf der Spur
Die Ermittler hatten erst an einen Vermisstenfall der 60er Jahre gedacht, als 2000 im Uchter Moor ein mumifiziertes Skelett auftauchte. Doch es handelte sich um die 2650 Jahre alten Überreste einer Frau. Seit Jahren untersuchen Wissenschaftler "Moora".
Rechtsmediziner Klaus Püschel von Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf zeigt auf ein kleines Häufchen ledrig-brauner Knochenstücke – kaum als Kopfteile erkennbar, obwohl an einem von ihnen ein paar strohige Haarsträhnen kleben.
"Das ist die Ausgangssituation, so haben wir die Knochen bekommen vom Schädel: Braune Knochen, die sehr irregulär sind, kleine Teile fehlen auch, also eine desolate Ausgangssituation, aber für einen Gerichtsmediziner natürlich auch eine Herausforderung, das wieder zusammenzupassen wie ein Puzzle."
Püschel und sein Team haben es dennoch geschafft, daraus einen Schädel zu rekonstruieren. Der Schädel eines 16 bis 19 Jahre alten Mädchens, das rund 700 Jahre vor Christi in einem Moor in Südniederachsen umgekommen ist. Mithilfe von Computertomographie und modernster Bildtechnik ist es den Forschern sogar gelungen, Moora, wie die Moorleiche genannt wird, ein Gesicht zu geben.
"Wenn einzelne Teile fehlten, haben wir zum Beispiel an der Gegenseite gespiegelt. Dann haben wir, falls gar nichts da war, mit Erfahrungswerten gearbeitet, da haben wir zum Beispiel Tote aus demselben Lebensalter genommen und haben dort Mittelwertbildung gemacht. Dann ging es auch um anatomische Besonderheiten, ob ein Knochen mehr nach außen oder innen gebogen ist und ganz am Schluss ist natürlich auch ein bisschen Erfahrung dabei."
Mithilfe des Schädels haben fünf Wissenschaftlerinnen unterschiedliche Gesichtsrekonstruktionen angefertigt. Die Ergebnisse ähneln einander, doch sie können nur Anhaltspunkte sein, sagt Püschel.
"Alles das ist Moora und das macht es eben klar, dass wir letztlich doch nicht wissen, wie sie ausgesehen hat."
Dass Moora, das Mädchen aus der vorrömischen Eisenzeit, etwa 1,50 Meter groß, schlank und Linkshänderin war, das wussten die Wissenschaftler bereits, als sie sich vor rund einem Jahr aufmachten, weitere Geheimnisse der ältesten niedersächsischen Moorleiche zu entschlüsseln. Solch mumifizierte Skelette, sagt der Paläopathologe Michael Schultz von der Universitätsmedizin Göttingen, seien biohistorische Urkunden. Sie könnten darüber Aufschluss geben, wie die Menschen damals gelebt haben. Es sei ein Glücksfall, sind sich die Wissenschaftler einig, dass Moora erst vor elf Jahren gefunden wurde. So ließen sich mit modernsten Methoden heute Fakten ans Licht bringen, die beim Fund der letzten Moorleichen vor 50 Jahren niemals möglich gewesen wären. So wissen die Forscher jetzt sogar, unter welchen Krankheiten die Jugendliche vor ihrem Tod im Moor litt: eine dauerhafte Entzündung im Schienbein, einen gutartigen Tumor im Schädel und einen chronischen Wirbelsäulenschaden. Prof. Schultz:
"Sie hat einseitig schwer belastet und hat dadurch eine starke Verkrümmung, auch eine Höhenverminderung der Wirbel auf einer Seite, das führt dann zu einer Seitwärtsverbiegung der Wirbelsäule, außerdem ist in der Brustwirbelsäule der Wirbelkörper vorne schmaler als hinten und zwar deutlich über die Norm jetzt – wir würden auf Deutsch sagen: Ein Rundrücken."
Aus den Krankheiten wiederum lassen sich Schlüsse auf Mooras Lebensumstände ziehen. Das Mädchen aus dem Uchter Moor, folgert der Paläopathologe, hatte vor 2650 Jahren kein leichtes Leben:
"Die Krankheitsspuren und das, was wir so an Arbeitsverrichtung nachweisen können, da können wir sagen, dass sie wohl eher zur nichtbegüterten Schicht damals gehörte, also vielleicht – sagen wir mal – eine Unfreie war oder eine Sklavin. Die hat schwer tragen und schaffen müssen."
Offenbar muss Moora auch zwei schwere Schläge auf das Schädeldach bekommen haben. Da die entsprechenden Dellen aber verheilt seien, könne dies nicht die Todesursache gewesen sein. Die kennen die Wissenschaftler nicht – oder noch nicht. Die Erforschung der Moorleiche geht nämlich weiter. Noch mindestens fünf Jahre lang wollen die Archäologen, Rechtsmediziner und Paläopathologen versuchen, Moora weitere Geheimnisse zu entlocken.
"Das ist die Ausgangssituation, so haben wir die Knochen bekommen vom Schädel: Braune Knochen, die sehr irregulär sind, kleine Teile fehlen auch, also eine desolate Ausgangssituation, aber für einen Gerichtsmediziner natürlich auch eine Herausforderung, das wieder zusammenzupassen wie ein Puzzle."
Püschel und sein Team haben es dennoch geschafft, daraus einen Schädel zu rekonstruieren. Der Schädel eines 16 bis 19 Jahre alten Mädchens, das rund 700 Jahre vor Christi in einem Moor in Südniederachsen umgekommen ist. Mithilfe von Computertomographie und modernster Bildtechnik ist es den Forschern sogar gelungen, Moora, wie die Moorleiche genannt wird, ein Gesicht zu geben.
"Wenn einzelne Teile fehlten, haben wir zum Beispiel an der Gegenseite gespiegelt. Dann haben wir, falls gar nichts da war, mit Erfahrungswerten gearbeitet, da haben wir zum Beispiel Tote aus demselben Lebensalter genommen und haben dort Mittelwertbildung gemacht. Dann ging es auch um anatomische Besonderheiten, ob ein Knochen mehr nach außen oder innen gebogen ist und ganz am Schluss ist natürlich auch ein bisschen Erfahrung dabei."
Mithilfe des Schädels haben fünf Wissenschaftlerinnen unterschiedliche Gesichtsrekonstruktionen angefertigt. Die Ergebnisse ähneln einander, doch sie können nur Anhaltspunkte sein, sagt Püschel.
"Alles das ist Moora und das macht es eben klar, dass wir letztlich doch nicht wissen, wie sie ausgesehen hat."
Dass Moora, das Mädchen aus der vorrömischen Eisenzeit, etwa 1,50 Meter groß, schlank und Linkshänderin war, das wussten die Wissenschaftler bereits, als sie sich vor rund einem Jahr aufmachten, weitere Geheimnisse der ältesten niedersächsischen Moorleiche zu entschlüsseln. Solch mumifizierte Skelette, sagt der Paläopathologe Michael Schultz von der Universitätsmedizin Göttingen, seien biohistorische Urkunden. Sie könnten darüber Aufschluss geben, wie die Menschen damals gelebt haben. Es sei ein Glücksfall, sind sich die Wissenschaftler einig, dass Moora erst vor elf Jahren gefunden wurde. So ließen sich mit modernsten Methoden heute Fakten ans Licht bringen, die beim Fund der letzten Moorleichen vor 50 Jahren niemals möglich gewesen wären. So wissen die Forscher jetzt sogar, unter welchen Krankheiten die Jugendliche vor ihrem Tod im Moor litt: eine dauerhafte Entzündung im Schienbein, einen gutartigen Tumor im Schädel und einen chronischen Wirbelsäulenschaden. Prof. Schultz:
"Sie hat einseitig schwer belastet und hat dadurch eine starke Verkrümmung, auch eine Höhenverminderung der Wirbel auf einer Seite, das führt dann zu einer Seitwärtsverbiegung der Wirbelsäule, außerdem ist in der Brustwirbelsäule der Wirbelkörper vorne schmaler als hinten und zwar deutlich über die Norm jetzt – wir würden auf Deutsch sagen: Ein Rundrücken."
Aus den Krankheiten wiederum lassen sich Schlüsse auf Mooras Lebensumstände ziehen. Das Mädchen aus dem Uchter Moor, folgert der Paläopathologe, hatte vor 2650 Jahren kein leichtes Leben:
"Die Krankheitsspuren und das, was wir so an Arbeitsverrichtung nachweisen können, da können wir sagen, dass sie wohl eher zur nichtbegüterten Schicht damals gehörte, also vielleicht – sagen wir mal – eine Unfreie war oder eine Sklavin. Die hat schwer tragen und schaffen müssen."
Offenbar muss Moora auch zwei schwere Schläge auf das Schädeldach bekommen haben. Da die entsprechenden Dellen aber verheilt seien, könne dies nicht die Todesursache gewesen sein. Die kennen die Wissenschaftler nicht – oder noch nicht. Die Erforschung der Moorleiche geht nämlich weiter. Noch mindestens fünf Jahre lang wollen die Archäologen, Rechtsmediziner und Paläopathologen versuchen, Moora weitere Geheimnisse zu entlocken.