Monika Grütters' Theaterreise

Ostdeutsche Theater wichtig als "Widerstandsnester"

Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Monika Grütters im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 15.10.2016
Kleine ostdeutsche Theater haben aktuell stark mit Kritik und populistischen Angriffen zu kämpfen. Weil sie diese Auseinandersetzung sehr aktiv führten, seien sie unverzichtbare Institutionen, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters nach ihrer Theaterreise durch Ostdeutschland.
Am Ende ihrer Theaterreise zu ostdeutschen Bühnen in Städten wie Chemnitz, Halle, Jena und Senftenberg hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Bedeutung dieser Theater hervorgehoben. "Wir brauchen diese kleinen Theater mehr denn je", sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Selbst dann, wenn die Bevölkerung dort zurückgehe. Denn die Theater seien nicht nur Orte der kulturellen Auseinandersetzung, sondern politische Orte und machten auch ein soziales Angebot. Angesichts der derzeitigen politischen Stimmungslage seien sie sehr stark mit Widerstand, Kritik und populistischen Gruppen konfrontiert. "Und sie setzen sich damit so aktiv auseinander, dass ich nur sagen, die Kultur wird ihrem Ruf gerecht, auch widerständig zu sein und auch sich einzulassen auf politische Auseinandersetzungen", so Grütters.
Im Zentrum von Grütters' zweiter sogenannter Theaterreise - bei der ersten besuchte sie im Frühjahr 2015 westdeutsche Theater - standen Gespräche mit Akteuren und Verantwortlichen über aktuelle Herausforderungen, etwa vor dem Hintergrund des demografischen und sozialen Wandels. Außerdem ging es um die Zukunft kleiner Häuser und der Schauspieler, sowie das Verhältnis von Stadttheatern zur freien Szene. Sie sprach mit Intendanten, Theaterkollektiven und Vertretern der freien Szene.

"Theater leisten vorbildlich das, was Theater ursprünglich war"

Im Vergleich zum Westen der Republik gebe es im Osten viel mehr Bühnen, auch viele kleine, sagte Grütters. Das hänge mit der früheren Aufteilung der Fürstentümer zusammen. "Thüringen und Sachsen haben die dichteste Kultur- und das heißt auch Theaterlandschaft." Entsprechend gebe es auch Existenzkämpfe hier. "Die Lust auf Zusammenlegen durch die Landesregierung verunsichert natürlich die Theaterleute", so Grütters.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf ihrer Theaterreise durch Ostdeutschland; hier in der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig, Studio Halle.
 
Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf ihrer Theaterreise durch Ostdeutschland.© Deutschlandradio Kultur / Susanne Burkhardt
"Wir haben jetzt gesehen, dass gerade in der Fläche, gerade in den kleinen Orten, wo sich politisch so viel auch zum Negativen verändert, diese Theater als Widerstandsnester, aber auch als Einladung zum Dialog ungeheuer wichtig sind. Deshalb möchte ich nochmal an die Verantwortlichen im Land und Kommune appellieren: Lasst sie nicht im Stich, sondern seid froh, dass es diese Einrichtungen und ihre wirklich mutigen künstlerisch, politisch, gesellschaftlich engagierten Kämpfer gibt. Das gilt für Schauspieler wie für Intendanten wie für das Backstage-Personal."
"Diese Theater vor Ort, die finde ich toll. Die leisten vorbildlich das, was Theater ursprünglich einmal war: nämlich ein Ort der Selbstvergewisserung und ein Seismograf in die Bürgergesellschaft hinein", resümierte Grütters.
Um die Theater zu stärken, möchte sie etwa den Theaterpreis des Bundes in seiner zweiten Auflage "gerne in die Regionen geben, in denen das Theater eine gesellschaftliche und politische Funktion behauptet". Der Preis zur Unterstützung kleiner und mittlerer Theater wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal verliehen. (abr)
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