Modeschauen als provokante Inszenierung
Alexander McQueen hat die Vorführungen seiner Modekollektionen stets als provokantes Spektakel inszeniert und sich dabei frech der Kunstgeschichte bedient. Das lässt sich jetzt auf Videodokumentationen der Schauen nachvollziehen, die das NRW-Forum Kultur in Düsseldorf zeigt.
Flott geht’s mit Musik los, bevor die Models in feinen Roben aus den Gefängniszellen herab schreiten. Modenschau – das war einmal und den klassischen Laufsteg sucht man vergebens. Alexander McQueen zelebriert für die Vorstellung seiner Entwürfe ein Spektakel, bei dem Mode fast eine Nebenrolle spielt.
Ein anderes Video filmt einen altmodischen Tanztee mit integriertem Wettbewerb ab - auch eine der vielen überrumpelnden Inszenierungen, für die der englische Modemann seine Models in neue Modelle verpackt.
"... es ist eine Art von Schauspiel, in die der Couturier wie ein Intendant ein Stück aufführt, dass die Konzeption seiner Kollektion vermittelt,"
wagt Werner Lippert als Kurator der Video-Schau einen Erklärungsversuch der Philosophie von Alexander McQueen. Der schlägt rotzfrech und arrogant sein elitäres und zahlungskräftiges Premieren-Publikum vor den Kopf, wenn er seine neuen Kollektionen auf ungewohnten Bühnen vorführt.
Alexander McQueen ist der absolute Star in der internationalen Riege der ebenso jungen wie frechen Modemacher, für die eine abgefahrene location, also ein ungewöhnlicher Ort, Vorrang hat vor den eigenen ungewöhnlichen Kreationen.
Das gilt besonders, wenn im Hochsommer die Winterkollektion an den Mann und die Frau gebracht werden muss. Dann ist Kreativität gefragt.
"Da hat Alexander McQueen ein Klimazelt aufgebaut, in dem schneit es und die Models laufen Schlittschuh. Dann versetzt man sich in den Zustand im Winter, wenn man diese Kleider tragen soll. Bei einer anderen Präsentation laufen Models gegen den Sturm einer Windmaschine an. Zum Schluss eines, kaum als Modenschau zu bezeichnenden Spektakels öffnet sich ein geheimnisvoller Kasten und entlässt hunderte von Motten. Die fliegen davon und lassen sich auf einem Model nieder, das sich nackt und wenig ästhetisch auf einem Sofa fläzt."
Ach ja, um Mode geht es auch in diesen perfekten Inszenierungen zwischen Mode und Kunst. Es geht aber immer wieder um Provokation: McQueen schminkt seine Models, dass sie wie geprügelt aussehen, und verpackt sie dann mitsamt den neuen Modellen aus feinsten Stoffen und ausgefallenen Schnitten wie Wurst in eine Plastikfolie.
Dieses wohl kalkulierte Auffallen schafft Ansehen in einem hart umkämpften und kurzlebigen Markt von exklusiven Luxusgütern. Deswegen haben, so Werner Lippert,
"Alexander McQueen und einige wenige Kollegen seiner Generation in den 90er Jahren angefangen, den catwalk nicht mehr als eine Modenschau zu betrachten, die möglichst glamourös den Reichen und Betuchten Mode, Sex, Lifestyle vermittelt, sondern sie sehen das, was sie tun, als eine Performance, als eine konzeptionelle Darbietung von Mode, die nicht mehr etwas mit den Roben und Kleidern zu tun hat."
Die Kollektionpremieren von Alexander McQueen waren und sind stets die gefragtesten Ereignisse bei den Modewochen in Paris oder London. Die selbst ernannten Trendsetter in Sachen aufwendiger Selbstdarstellung werden z.B. in eine zugige Halle am Pariser Boulevard Malesherbes gebeten. Damit es sie nicht allzu sehr fröstelt, bekommen sie schlichte karierte Decken gereicht und werden nolens volens zu Mitwirkenden von McQueens Show.
Denn Alexander McQueen will auch Zeitthemen in Szene zu setzten, informiert Werner Lippert:
"Es geht darum, wie kann man Menschen und Körper verwandeln. Was passiert, wenn ich mich in bestimmte Korsagen stecken lasse, verändert sich auch das Wesen, wenn er ein Alexander-McQueen-Kostüm trägt?"
So geschehen bei Madonna, die vor Jahren in einem Bustier mit riesigen spitzen Brüsten aus der McQueen-Produktion auftrat und hoffte, zu einer modernen Jeanne d’Arc mutieren zu können.
Man täte Alexander McQueen unrecht, ihn auf das Image eines spinnerten und Skandal suchenden Schneiders zu reduzieren.
"Die Videos, die wir in der Ausstellung zeigen, die Dokumentationen seiner Performances, auf seinen Wunsch hin und unter seinem Einfluss sehr professionell gemacht, haben einen eigenen professionellen Anspruch, der auch von ihm beeinflusst ist."
Es lohnt sich vielmehr, die noch nie in dieser Anzahl öffentlich gezeigten Video-Dokumentationen näher zu betrachten. Dabei lassen sich überraschende Details entdecken und die Filme weitgehend von dem Etikett Mode lösen. Dann deuten sie neben den stets beabsichtigten provokanten Aspekten auch Anleihen aus der Kunstgeschichte an. Werner Lippert beschreibt Alexander McQueen als
"Künstler, der alle Grenzen überschreitet, der sich schamlos in der Kunstgeschichte bedient. Bei Hans Bellmer, wenn er Models wie Puppen einschnürt. "
Der inzwischen 36-jährige Londoner ist den Weg vom Schneiderlehrling zum gefeierten bösen Buben seiner Zunft einschließlich königlichen Ritterschlags gegangen und zu einer kaum umstrittenen Ausnahmeerscheinung geworden.
Die ungewöhnliche Dokumentation der eigenen Arbeit ist es, die die Catwalk-Videos von Alexander McQueen zu einer eigenen Kategorie in der Mode-Kunst machen.
Ein anderes Video filmt einen altmodischen Tanztee mit integriertem Wettbewerb ab - auch eine der vielen überrumpelnden Inszenierungen, für die der englische Modemann seine Models in neue Modelle verpackt.
"... es ist eine Art von Schauspiel, in die der Couturier wie ein Intendant ein Stück aufführt, dass die Konzeption seiner Kollektion vermittelt,"
wagt Werner Lippert als Kurator der Video-Schau einen Erklärungsversuch der Philosophie von Alexander McQueen. Der schlägt rotzfrech und arrogant sein elitäres und zahlungskräftiges Premieren-Publikum vor den Kopf, wenn er seine neuen Kollektionen auf ungewohnten Bühnen vorführt.
Alexander McQueen ist der absolute Star in der internationalen Riege der ebenso jungen wie frechen Modemacher, für die eine abgefahrene location, also ein ungewöhnlicher Ort, Vorrang hat vor den eigenen ungewöhnlichen Kreationen.
Das gilt besonders, wenn im Hochsommer die Winterkollektion an den Mann und die Frau gebracht werden muss. Dann ist Kreativität gefragt.
"Da hat Alexander McQueen ein Klimazelt aufgebaut, in dem schneit es und die Models laufen Schlittschuh. Dann versetzt man sich in den Zustand im Winter, wenn man diese Kleider tragen soll. Bei einer anderen Präsentation laufen Models gegen den Sturm einer Windmaschine an. Zum Schluss eines, kaum als Modenschau zu bezeichnenden Spektakels öffnet sich ein geheimnisvoller Kasten und entlässt hunderte von Motten. Die fliegen davon und lassen sich auf einem Model nieder, das sich nackt und wenig ästhetisch auf einem Sofa fläzt."
Ach ja, um Mode geht es auch in diesen perfekten Inszenierungen zwischen Mode und Kunst. Es geht aber immer wieder um Provokation: McQueen schminkt seine Models, dass sie wie geprügelt aussehen, und verpackt sie dann mitsamt den neuen Modellen aus feinsten Stoffen und ausgefallenen Schnitten wie Wurst in eine Plastikfolie.
Dieses wohl kalkulierte Auffallen schafft Ansehen in einem hart umkämpften und kurzlebigen Markt von exklusiven Luxusgütern. Deswegen haben, so Werner Lippert,
"Alexander McQueen und einige wenige Kollegen seiner Generation in den 90er Jahren angefangen, den catwalk nicht mehr als eine Modenschau zu betrachten, die möglichst glamourös den Reichen und Betuchten Mode, Sex, Lifestyle vermittelt, sondern sie sehen das, was sie tun, als eine Performance, als eine konzeptionelle Darbietung von Mode, die nicht mehr etwas mit den Roben und Kleidern zu tun hat."
Die Kollektionpremieren von Alexander McQueen waren und sind stets die gefragtesten Ereignisse bei den Modewochen in Paris oder London. Die selbst ernannten Trendsetter in Sachen aufwendiger Selbstdarstellung werden z.B. in eine zugige Halle am Pariser Boulevard Malesherbes gebeten. Damit es sie nicht allzu sehr fröstelt, bekommen sie schlichte karierte Decken gereicht und werden nolens volens zu Mitwirkenden von McQueens Show.
Denn Alexander McQueen will auch Zeitthemen in Szene zu setzten, informiert Werner Lippert:
"Es geht darum, wie kann man Menschen und Körper verwandeln. Was passiert, wenn ich mich in bestimmte Korsagen stecken lasse, verändert sich auch das Wesen, wenn er ein Alexander-McQueen-Kostüm trägt?"
So geschehen bei Madonna, die vor Jahren in einem Bustier mit riesigen spitzen Brüsten aus der McQueen-Produktion auftrat und hoffte, zu einer modernen Jeanne d’Arc mutieren zu können.
Man täte Alexander McQueen unrecht, ihn auf das Image eines spinnerten und Skandal suchenden Schneiders zu reduzieren.
"Die Videos, die wir in der Ausstellung zeigen, die Dokumentationen seiner Performances, auf seinen Wunsch hin und unter seinem Einfluss sehr professionell gemacht, haben einen eigenen professionellen Anspruch, der auch von ihm beeinflusst ist."
Es lohnt sich vielmehr, die noch nie in dieser Anzahl öffentlich gezeigten Video-Dokumentationen näher zu betrachten. Dabei lassen sich überraschende Details entdecken und die Filme weitgehend von dem Etikett Mode lösen. Dann deuten sie neben den stets beabsichtigten provokanten Aspekten auch Anleihen aus der Kunstgeschichte an. Werner Lippert beschreibt Alexander McQueen als
"Künstler, der alle Grenzen überschreitet, der sich schamlos in der Kunstgeschichte bedient. Bei Hans Bellmer, wenn er Models wie Puppen einschnürt. "
Der inzwischen 36-jährige Londoner ist den Weg vom Schneiderlehrling zum gefeierten bösen Buben seiner Zunft einschließlich königlichen Ritterschlags gegangen und zu einer kaum umstrittenen Ausnahmeerscheinung geworden.
Die ungewöhnliche Dokumentation der eigenen Arbeit ist es, die die Catwalk-Videos von Alexander McQueen zu einer eigenen Kategorie in der Mode-Kunst machen.