Moderatoren im Profil

"Wir wollen einen neuen Ton"

Dieter Kassel
Dieter Kassel © Deutschlandradio / Manfred Hilling
25.06.2014
Aufstehen um 2:45 Uhr und ab 5 Uhr live am Mikrofon: Dieter Kassel moderiert in dieser Woche die Frühausgabe von "Studio 9". Ein Gespräch mit dem Moderator über das Verhältnis von Politik und Kultur, Information und Unterhaltung, über aufgedrehte Frohnaturen am Mikro und den "neuen Ton".
Sie moderieren seit dieser Woche die Frühausgabe von "Studio 9". Los geht es morgens um 5 Uhr. Klappt's mit dem frühen Aufstehen?
Dieter Kassel: Ich finde nicht, dass ich frühmorgens aufstehe, wie viele behaupten. Ich stehe einfach mitten in der Nacht auf - so gegen 2:45 Uhr. Aber im Moment macht mir das nichts aus. Bis vor kurzer Zeit bin ich relativ häufig um ungefähr diese Zeit ins Bett gegangen. Ich weiß also, wie die Welt dann so aussieht.
Bislang waren Sie im Radiofeuilleton - jetzt bei der Primetimesendung "Studio 9" mit ihrer Mischung aus Kultur und aktueller Politik. Muss man da anders moderieren? Welche Anmutung soll die Sendung bekommen?
Kassel: Ich sage gleich: Wer bisher die Frühausgabe der "Ortszeit" moderiert hat, muss sich genau so umstellen wie ich. Wir wollen einen neuen Ton, und den müssen wir alle erst noch finden. Ich verstelle mich nicht, bin eigentlich "wie immer", aber eine solche Frühsendung mit ihrer Mischung muss schon anders klingen als das "Radiofeuilleton" zum Beispiel. Natürlich muss ich bei Interviews auch klare Fragen stellen und immer einen Ton finden, der auch ernsten Themen gegenüber angemessen ist. Aber ich denke gerne auch daran, dass Hörerinnen und Hörer mit mir wach werden und es vielleicht anderen geht wie mir - ich mag zwar morgens keine aufgedrehten Frohnaturen, aber ich will auch keine Stimme im Radio hören, der man anhört, wie sehr sie unter der Welt leidet. Nun ja, letzteres ist für mich auch kein großes Problem, ich leide auch gar nicht an der Welt.
Wie bereiten Sie sich auf so eine Sendung vor?
Kassel: Lange und intensiv. Ich verlasse täglich so gegen 9:30 Uhr das Funkhaus und bin dann um 15:30 Uhr meist wieder da. Konferenzen, Gespräche und vor allem ganz viel lesen - auf dem Bildschirm und auf dem Papier, so sieht meine aufregende Nachmittagstätigkeit aus. Meistens dauert das vier bis fünf Stunden, gerne auch schon mal länger. Höhepunkt ist immer wenn ich um 20 Uhr die Tagesschau sehe und voller Freude behaupten kann: Das weiß ich doch schon alles.
Sie haben jetzt drei "Studio 9"-Ausgaben moderiert. Was funktioniert gut? Und wo hapert es noch?
Kassel: Vieles, was wir wollten, hört man schon. Die Sendung ist angenehm entspannt, die Musik spielt eine große Rolle, obwohl wir trotzdem einen hohen Wortanteil haben, wir informieren über alles, was am jeweiligen Tag wichtig ist und unterscheiden im Alltag schon fast nicht mehr zwischen Politik und Kultur. Was mir manchmal noch fehlt - und ich weiß, diese Bemerkung werden mir einige lange nachtragen - ist das Unterhaltsame. Keine flache Morgenscherze, aber doch vielleicht mal eine intelligente Glosse, ein gutes Gespräch über Dinge, die nicht lebensnotwendig sind, die das Leben aber viel schöner machen. Und hier können jetzt gerne Vorschläge kommen, was alles dazugehört. Für mich ist es im Moment in erster Linie Schlaf, aber das ist ein ganz persönlicher Eindruck.
Das Interview führte Torben Waleczek.
Mehr zum Thema