Modelabel Herr von Eden

Klamotten, die rocken

Von Thorsten Bednarz · 16.03.2015
Was haben Lady Gaga, Jan Delay und R.E.M. gemein? Sie tragen Mode des Hamburger Labels Herr von Eden. Designer Bent Angelo Jensen gewährte Einblicke in sein Atelier und verriet, ob er die Idee zu Chilly Gonzales' Morgenmantel wirklich von Udo Jürgens geklaut hat.
"Mode und Musik sind schon immer untrennbar miteinander verwoben und daran wird sich sicherlich auch nichts ändern. Die Mode ist ja das Stiefkind der Kunst und die Musik nimmt sich ihrer an. Das kann man eigentlich gar nicht trennen."
Sagt Bent Angelo Jensen. In seinem Hamburger Atelier bedienen sich unzählige Musiker oder lassen sich gleich ihre eigenen Mode-Ideen auf den Leib schneidern. Doch betrachtet man, wie eng Mode einst mit Musik verbunden war – die enge Zusammenarbeit David Bowies mit dem japanischen Modedesigner Yamamoto war ebenso legendär wie die die Madonnas mit Gaultier oder nehmen wir die Bedeutung von Vivienne Westwood für den Punk – dann könnte man beinahe meinen, in den letzten 15 Jahren hätten sich Mode und Musik auseinander gelebt.
"Ich denke, dass das Thema Mode und Musik sich in einer flacheren Hierarchie breiter auffächert, daß es viel mehr junge Designer und junge Musiker gibt. Talente auf beiden Seiten, die sich durch die neuen Medien ganz andersartig und vielfältiger vernetzen können. Da nimmt man diese Speerpitzen wie in den früheren Dekaden gar nicht mehr so wahr. Insofern: Ja, es ist ein wenig verwässert und lauwarm geworden. Und: Nein, das Thema Mode und Musik ist immer noch untrennbar miteinander verwoben."
Aber Achtung, man kann es mit der modischen Selbstdarstellung auch übertreiben!
"Wenn die Kunst an sich auf der Strecke bleibt und nicht mehr so viel Aufmerksamkeit und Beachtung, so viel Pflege und Arbeit bekommt wie es nötig ist und das äusserliche Erscheinungsbild wichtiger wird, dann ist man über das Ziel hinaus geschossen."
"Meine Stärke liegt in der klassischen Kleidungskultur. Es geht um Hemden, Anzüge, Accesoires der Männermode. Da erfinde ich das Rad auch nicht immer neu. Die Möglichkeiten einen Anzug in die eine oder andere Richtung zu tunen und zu verändern, sind gegeben aber die sind auch limitiert. Und wenn es um was old schooliges geht und das Sakko etwas länger sein darf und vielleicht auch doppelreihig und man sich diesen mafiösen Gangsterlook ihn Richtung Marlene Dietrich wünscht, dann ist das eine ganz andere Richtung als ein kurzes knappes Sakko mit einer engen Hose kombiniert. Trotzdem ist es am Ende ein Anzug."
Promis als Verkaufsargument?
Doch worin liegt das Erfolgsrezept, was macht Bent Angelo Jensen anders als andere Modedesigner?
"Wir pflegen die Liebe zur Tradition ebenso wie zur Provokation. Herr von Eden ist genauso Punkrock, wie es auch vom Wall Street-Broker getragen werden kann. Es hat eine Anti-Haltung, aber gleichzeitig auch eine Dekadenz."
Aber auch einen ganz anderen Aspekt haben Mode und Musik gemein – die Fragen des Plagiats oder Abkupferns. Hand aufs Herz – der von Bent Angelo Jensen für Chilly Gonzales entworfene Morgenmantel ähnelt doch im Grunde genommen sehr dem weißen Bademantel, mit dem Udo Jürgens auf der Bühne stand.
"Witzigerweise hat Chilly Gonzales das selbst immer angesprochen. Er hat immer gesagt: Ich bin ja nicht der Einzige, da gibt's ja auch Udo Jürgens. Gonzo hatte das gewusst, was ich zugegeben gar nicht wußte. Ich bin zwar mit Udo Jürgens im Radio aufgewachsen, wusste aber nicht, das der im weißen Frotteemantel und mit einem Kamillentee auf die Konzertbühne geht."
Doch auch wenn man sich bei Herr von Eden einkleiden kann wie die Stars, so hat es doch nicht den Effekt, daß man sich als Fan genauso kleidet wie dieser.
"Natürlich ist es für uns ein ganz wertvolles Marketingtool hin und wieder darauf hinweisen zu können, welcher Musiker oder Schauspieler Herr von Eden trägt. Aber es ist nichts, womit man kalkulieren kann. Im Fall von Jan Delay hatte ich es mir eigentlich erhofft, dass mit dem neuen Album und dem neuen Look dann auch Bestellungen eingehen. Aber so direkt funktioniert das bei uns zumindest nicht. Die Kunden kommen und erwähnen es auch manchmal. Aber es kommt viel seltener vor, als man sich das vorstellen könnte."
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