Mobile Praxis für Arme
Barbara Kroll kennt viele Gründe, warum Kranke nicht richtig versorgt oder (noch) Gesunde krank werden. Seit gut elf Jahren ist die zupackende Mittvierzigerin "Fachärztin für Straßenmedizin". Ihre Patienten behandelt sie an bekannten Treffpunkten für Obdachlose oder sie fährt mit ihrem komplett ausgestatteten Ambulanzwagen zu Notunterkünften.
Die Bedürftigen werden jünger! - Immer öfter trifft sie auch auf versteckte Armut: psychisch Kranke, die sich nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen, aber auch Menschen, die nicht mal mehr Arbeitslosengeld II bekommen und so ohne Krankenversicherung dastehen. Etwa, weil sie sich auf Anraten der Arbeitsverwaltung selbstständig gemacht haben und gescheitert sind.
"Mein Name ist Barbara Kroll. Ich arbeite hier in Bielefeld als Ärztin, arbeite nicht in einer festen Praxis, sondern arbeite an verschiedenen Stellen und versorge Menschen, die in der Regel arm sind, häufig auch nicht richtig informiert sind und bin von daher auch ein bisschen Lotse im Gesundheitssystem und versuche, Ihnen zu ihrem gesundheitlichen Recht zu verhelfen."
Die "Fachärztin für Straßenmedizin" lädt ein, sie zwei Tage bei ihrer Arbeit zu begleiten. Im weißen Kleinbus mit der großen Aufschrift StreetMed kämpft sich Barbara Kroll durch den Großstadtverkehr.
"… mit diesem Auto ist es manchmal ein bisschen schwierig, überhaupt einen Parkplatz zu finden. Und zum Glück dulden mich die Politessen hier in Bielefeld, wenn ich irgendwo mit meinem Auto nicht ganz so vorschriftsmäßig stehe. Ich geb’ mir zwar schon Mühe, aber manchmal lässt es sich halt doch nicht vermeiden."
"Wir besuchen eine der beiden städtischen Notunterkünfte für Männer, wo ich regelmäßig einmal die Woche ne Sprechstunde anbiete für Menschen, die sonst nicht so zum Arzt gehen, aber trotzdem krank sind. – Die meisten haben eine Abhängigkeitserkrankung, in den überwiegenden Fällen halt Alkohol. Und Alkohol macht ganz schön viel körperliche Erkrankungen: Hochdruck, Magengeschwüre – Leberzirrhose ist nur eine der bekanntesten davon – aber auch an vielen anderen Organen Erkrankungen. Und da die Menschen ein bisschen drauf aufmerksam zu machen und Ihnen da Hilfe und Unterstützung anzubieten, ist meine Aufgabe. Und, wie jeder andere niedergelassene Arzt auch, habe ich ganz regelmäßige Sprechstunden – unter anderem mittwochs morgens um 9.00 Uhr bin ich hier in der Kreuzstraße. Da gehen wir jetzt mal rein!"
"Ich hatte gestern hier eine Verabredung mit einem Menschen, der ziemlich kreuzverrückt ist, dem wir ein spezielles Wohnangebot machen wollen, der aber keine Lust hatte, mit mir dorthin zu fahren…
… also hier ist die städtische Notunterkunft. Es gibt zwei Sozialarbeiter, die hier arbeiten, die die Menschen hier betreuen, aber auch Menschen nachbetreuen, die inzwischen in Wohnung sind. – Weil das ganz wichtig ist, halt auch hinterher ihnen Unterstützung anzubieten, sonst landen sie nach kurzer Zeit wieder in der Wohnungs¬losigkeit. - In diesem Haus gibt es auch einen Haus¬meister, der 24 Stunden da ist, es gibt ein Angebot, im Rahmen eines Ein-Euro-Jobs, Wäsche waschen zu können hier, das ist schon ganz gut, eigentlich."
"So, jetzt sind wir hier in der zweiten Etage und gucken mal, ob Herr Schmidt schon auf ist. … Herr Schmidt, guten Morgen! ... Morgen, Herr Schmidt. – Morgen … Ich wollt’ Sie überfallen … Kommen Sie rein! - Ich möchte von Ihnen wissen, was Ihr Blutdruck macht …"
Jetzt beweist Barbara Kroll ihr Fingerspitzengefühl. Sie misst den Blutdruck ihres Patienten - ohne Messgerät
""… den Apparat haben Sie heute nicht dabei?"
… Ist ein bisschen hoch der Blutdruck, das spüre ich. Also vom Tastbefund her ist er 140 zu 90 …
… Das wär’ ja noch gar nicht schlecht.
… Ne, das wär’ schon ganz gut …"
"Man kann - aus der Stärke des Pulses und der Frequenz – kann man fühlen, wie ungefähr der Blutdruck ist. Ich trainier’ das halt auch: Fühle erst mit der Hand und mess’ dann nach. Und dann merke ich halt. Ob ich richtig liege oder nicht. Und ich finde, die Abweichungen sind relativ gering."
"Wir werden gleich in der Kavalleriestraße Sprechstunde machen. Dort habe ich 'nen richtigen Untersuchungsraum. Dort hab ich auch ein Ultraschallgerät, mache auch ab und zu Ultraschall … der Leber, oder Abszesse in den Beinen oder Thrombosen. Ist ein richtig schönes Gerät, aber ich brauche es in der Regel nur zur Bestätigung meiner Diagnose, die ich mit meinen Händen … ertastet habe."
"So, jetzt muss ich da gleich erst ein Auto vertreiben."
"Ja, jetzt nehme ich meinen Koffer mit, mit den ganzen diagnostischen Geräten plus Medikamente für den Notfall, die ich habe und eine Kiste mit Verbandszeug.- Das ist immer ganz wichtig. Damit bin ich für die meisten Fälle eigentlich mobil immer gut gerüstet."
Eine Tagesstätte. An die 40 Männer und Frauen sitzen an Tischen, stehen an der Essens- und Getränkeausgabe.
"In der Kavalleriestraße in Bielefeld – Tagesaufenthalt für Obdachlose, Suchtkranke, zum Großteil wohnungslosen Menschen. Das ist ein Treffpunkt, eine Anlaufstelle für Obdachlose, ja, um Kontakte zu pflegen. Um den Tag rumzukriegen, um dieses Rumlungern zu vermeiden, Kaffe trinken, Mittagessen zu bekommen und so was. Großes, wechselndes Publikum zum größten Teil auch vom anliegenden Bahnhof, wo die Stadt momentan versucht, die Leute, die da rumlungern hierhin zu kriegen. Auf Grund dessen wurden die Öffnungszeiten hier geän¬dert: Und bietet halt bis 16:00 Uhr dann Platz für die Leute."
In ihrem Behandlungsraum, im Keller angekommen, formuliert die engagierte Ärztin Barbara Kroll etwas optimistischer:
"Also was ganz schön ist, es trifft sich hier oben ein Kreis von Menschen, die früher drogenabhängig waren, jetzt substituiert werden. Ja, und hier ihren Tag gestalten, … frühstücken, Freunde treffen. – Ein bisschen öffentliches Wohnzimmer, nenne ich das manchmal so."
Auf den ersten Blick eine bunt gemischte Gesellschaft …
"Hier halten sich auf: Alkoholabhängige, klar auch Wohnungslose, die Punkerszene. Menschen, die mit Metadon substituiert werden. – Hier ist quasi drogenfreier Raum, jedenfalls von den illegalen Drogen. Obwohl: hier darf niedrig Alkohol getrunken werden, Ja, und hier mache ich dann zweimal in der Woche Sprechstunde."
Dieser Kellerraum ist also die Praxis von StreetMed.
"Kann man so sagen, ne richtige Praxis ist es nicht, es ist ein Behandlungsraum. Ich hab’ auch immer dabei quasi mein Büro, meinen Computer, mein Abrechnungssystem, Kartenlesegerät – im Prinzip auch das, was ein normaler Arzt auch hat. … So ein Arbeitsauftrag von uns ist, die Menschen ziemlich schnell ins normale Medizinsystem wieder zurück zu führen, es klappt nur in der Regel nicht so, wie man sich das so vorstellt."
Inzwischen steht schon der erste Patient vor der Tür.
"Barbara ist quasi meine Hausärztin. Weil ich eben auch ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihr habe. – Drogenabhängig? Da wird man einfach nicht mehr so behandelt, wie man eigentlich behandelt werden sollte. Ich seh’ ja noch relativ normal aus. Und bei Anderen stelle ich mir schon vor, wenn die dann kommen und sehen die Klamotten, wie die rumlaufen, das ist einfach das Problem mit anderen Ärzten auch. Das hab’ ich zu oft kennengelernt, selbst bei der AOK, wo ich 20 Jahre bin."
"Warum diese Menschen oft zu mir kommen ist, ich arbeite eng mit dem Drogenhilfesystem noch zusammen, bin auch Ärztin für Suchtmedizin, noch. mit … Aber was ganz wichtig ist: Dass man ihnen auch Fachärzte empfiehlt, die diese Menschen nämlich nicht diskriminieren, Das ist etwas, was wir auch im Laufe der Zeit erreicht haben: Ein Netz von Fachärzten aufzubauen, bei denen meine Patienten auch gut aufgehoben sind."
Aus sogenannten Pennern werden selbstbewusste Patienten.
"Das, finde ich, ist auch richtig: halt nicht nur irgendwelche schlechten, handgeschriebenen Rezepte zu geben, sondern auch ordentlich ausgedruckte Überweisungen. Dass auch diejenigen, die dann weiter beteiligt sind – Apotheken, andere Ärzte – auch sehen: Da steckt Professionalität dahinter und sie müssen auch meine Patienten anständig behandeln. Und aber auch meinen Patienten zu vermitteln, dass sie Anspruch haben auf einen gewissen Standard."
Andererseits ist die Ärztin stolz darauf, dass Sie mit einer ganz kleinen Palette an Arzneimitteln auskommt.
"Eigentlich halte ich die WHO-Liste mit den 100 wichtigsten Medikamenten für ausreichend. Ich habe so ein Standardsortiment von 30 – manchmal braucht man Spezialmedikamente noch mehr. – Wenn ich jetzt gucke, ich brauche einen Betablocker für einen Patienten, dann schreib’ ich auf, ich brauche den Betablocker mit dem Namen und der Dosierung, dann bietet mir die Pharmaindustrie ca. 300 verschiedene Varianten an. – Brauch ich nicht!"
niedergelassene Kollegen sehen das anders.
"Ich brauche keine Patientenbindung über Medikamente betreiben. Ich muss sie nicht locken, dass sie bei mir bleiben mit Rezepten etc. - im Gegenteil: Mein Arbeitsauftrag ist, sie ins normale System zu integrieren. aber ich auch die Möglichkeit habe, qualitativ hoch stehende Medizin zu machen."
Dann wäre es konsequent, vom Gleichen immer nur das Billigste zu verschreiben.
"Viele Ärzte klagen darüber, dass sie Schwierigkeiten haben, weil Patienten dann denken: Och, jetzt gibt er mir ein billiges Medikament, ich bin ihn nicht mehr so viel wert. – Was ich mit meinen Patienten schon frühzeitig eingeübt habe: Ihr kriegt immer einen Wirkstoff verschrieben, kein Medikament einer bestimmten Firma. Die sind alle untersucht, dass die gleich wirksam werden. Ich gucke dann immer auch, was gerade am billigsten ist und wo’s gute Erfahrungen mit gibt. Die Qualität liegt darin, einen Wirkstoff zu haben, von dem man weiß, dass er wirkt. Von welcher Firma das nachher kommt ist ganz egal."
Kostenlos werden die Medikamente damit auch nicht …
"Für de Notfall gebe ich Medikamente ab. Wenn es zu Beispiel darum geht, eine Lungenentzündung mit einem Antibiotikum zu behandeln. Dann haben die Leute häufig kein Geld, das Rezept einzulösen – die muss aber behandelt werden, eine Lungenentzündung. Und da gebe ich den Menschen für zwei, drei Tage die Medikamente mit und dann, wenn etwas gewirkt hat, sie die Tabletten auch gut vertragen haben, dann kriegen sie für den Rest der Zeit auch ein Rezept. – Ich gebe manchmal Medikamente ab, die nicht mehr verschrieben werden dürfen. Normale Schmerzmittel, normales Paracetamol, gut erforscht, gut wirksam …"
Das Gespräch der Ärztin mit ihrem Patienten ist beendet. Worum ging es?
"Der Patient, der jetzt hier bei mir sitzt, ist eigentlich so ein ganz klassischer Patient. Er hat Halsschmerzen auf Grund von erschwerter Nasenatmung. Das, was ich ihm jetzt erst mal mitgegeben habe, sind Nasentropfen zum Abschwellen, die man nicht mehr verschreiben darf. – Er hat aber auch kein Geld, um die sich zu kaufen. Das andere ist: Er hat ne Reizung des Rachens. Dagegen – eins meiner Lieblingsrezepte – Salbeibonbons! Weil Salbei die Schleimhaut wieder beruhigt, Speichelproduktion fördert und damit halt auch die Heilungskräfte im Hals. Ich hab’ ein paar Spender, die mir die Salbeibonbons immer spenden, die ich dann als gut wirksames Mittel mitgeben kann. – Unsereiner holt sich das so aus der Apotheke oder aus dem Drogeriemarkt, aber die Menschen, die ich behandle, können das halt nicht."
Ist Straßenmedizin nicht zwangsläufig Billigmedizin?
"Ich brauche keine teuren, großen Medikamente. Und trotzdem kriegen bei mir Patienten auch ihre teuren Medikamente. Ich hab’ eine Patientin mit Multipler Sklerose, die kriegt natürlich ihr Interferon durch mich verschrieben. Auch, wenn so ne Monatspackung 1000 Euro kostet. Die kriegt sie natürlich!"
Manchmal scheint es, als wäre ausgerechnet die Straßenmedizin noch verschont vom allgegenwärtigen Zwang zur Rationalisierung und Rationierung im Gesundheitssystem.
"Wenn jemand akute Schmerzen am Herzen hat oder akute Beschwerden, dann mache ich ne gute Untersuchung, stell’ ne Verdachtsdiagnose und schick die Leute zum Kardiologen, der ne richtig umfassende Untersuchung macht, oder gleich ins Krankenhaus, nämlich mit Verdacht auf Herzinfarkt. Da mach’ ich nicht meine schmalspurtechnische Untersuchung, sondern: Wenn das notwendig wird, dann sollen meine Patienten auch in den Genuss kommen einer umfassenden und guten Untersuchung und Diagnostik. Und dazu gehört dann der Facharzt oder das Krankenhaus dann auch."
Die große Mehrzahl ihrer Patienten, gerade Hartz IV- oder Sozialhilfeempfänger, sind gesetzlich krankenversichert, betont die Ärztin. Sie haben das gleiche Recht auf Versorgung wie alle anderen Versicherungskarten-Besitzer.
Es ist Mittagszeit. Barbara Kroll steuert ihre mobile Praxis zurück in die Bielefelder Viktoriastraße.
"So, jetzt fahren wir erst mal wieder in den Sozialdienst zurück, machen da Mittagspause … und heute Nachmittag hab’ ich zwei Verabredungen mit Patienten, einer Borderline-Patientin, die ganz schwierig ist, die sich immer wieder selbst verletzt … und einen Termin im Gesundheitsamt über ein Projekt mit den Gesundheitswissenschaften zusammen was wir machen…
Ja, und so halt ist man in ganz vielfältigen Dingen immer beschäftigt. - Morgen geht es erst mal in eine Notunterkunft für Frauen, wir würden uns hinterher um 10 Uhr am Rathaus verabreden… Ich lass’ das Auto nun hier stehen für die Stunde, wo wir Essen gehen …"
An diesem Morgen steht das Praxismobil auf dem Rathausvorplatz. Nahe dem Eingang zum Sozialamt. So können ihre Kunden Sozialfragen und Gesundheit leichter unter einen Hut bringen, sagt die Ärztin. Gerade verpflastert sie einem kleinen Jungen die Schürfwunde.
"Also diesen klassischen alten Treber so von früher, diesen Bruder der Landstraße, den gibt es eigentlich nicht mehr. Es gibt viele junge Männer, es gab in den 90 er Jahren eine ziemliche Schwemme von jungen Männern aus der DDR. Es gibt viele junge Leute, die einfach auch keine Perspektive mehr haben… Und man kriegt dann mit, wie wichtig so ne Familie, so ein sozialer Unterstützungskreis ist. Wenn man den nicht mehr hat, dann fällt Vieles einfach weg und man wird auch empfänglicher für Krankheiten. Und hat auch keine Gelegenheit mehr, Krankheiten richtig auszukurieren."
Ihre Hinwendung zur Straßenmedizin erklärt sich Babara Kroll auch mit der eigenen Biografie: Ihr Vater war Maurer, die Mutter Verkäuferin. Vor dem Medizinstudium stand das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg.
"Ich hab fünf Jahre in der Chirurgie gearbeitet, gern gearbeitet, weil mir das handwerkliche gut gefiel …
Der Chef, der mochte Frauen nicht so gerne in der Chirurgie und hat mich dann in ein Krankenhaus abgeschoben in Bethel, das ursprünglich nur für Bewohner von Bethel war. Menschen, die geistig-körperlich behindert sind, wo dann auch Wohnungslose, Alkoholabhängige behandelt wurden. Und in diesem kleinen Krankenhaus hab ich gemerkt, wie viel Spaß es macht, mit dieser Gruppe in Kontakt zu kommen. - Man kann sehr offen und ehrlich miteinander umgehen, man muss sich nichts vormachen. Das hat mir sehr gut gefallen."
Vom Idealismus allein kann auch Straßenmedizin nicht leben. Wer finanziert das Projekt, zum Beispiel das Gehalt der Ärztin?
"Dieses Projekt wird getragen vom Sozialdienst der von Bodelschwing’schen Anstalten. Ich beziehe dort mein Gehalt. Und die Mittel, die ich halt für Sachkosten brauche, die erwirtschaften wir zum Teil über die normale kassenärztliche Abrechnung, wie jeder Arzt auch. Ein anderer Teil ist, dass die Stadt ein Drittel Zuschuss gibt – was sehr wichtig ist, weil man daran auch sieht, dass es der Stadt wert ist. Und der andere Teil ist halt ein Drittel aus Bethel über Spenden."
An ihrem Schreibtisch im Haus des Sozialdienstes gönnt sich Barbara Kroll einen Kaffee. Träumt sie denn nie von einer gut geheizten, richtig etablierten Praxis?
"Doch! Am Ende des Quartals, wenn’s um die Abrechnung geht, dann vermisse ich zum Beispiel ne richtig gute Arzthelferin, die mir das macht."
Aber Alles in Allem, resümiert Barbara Kroll, gibt Ihr die Straßenmedizin mehr als sie ihr abverlangt.
"Es ist für mich wichtig, dass einige Patienten auch bei mir bleiben, wenn sie wieder ne Wohnung haben, wieder arbeiten gehen, unter Umständen – trotzdem behalten sie mich, weil ich ein bisschen was von dem verkörpere oder machen kann, was viele Ärzte leider nicht mehr können: Ich hab’ relativ viel Zeit, ich kann mich den sozialen Umständen, der Lebenssituation widmen. Ich kenne die Geschichte der Menschen."
"Mein Name ist Barbara Kroll. Ich arbeite hier in Bielefeld als Ärztin, arbeite nicht in einer festen Praxis, sondern arbeite an verschiedenen Stellen und versorge Menschen, die in der Regel arm sind, häufig auch nicht richtig informiert sind und bin von daher auch ein bisschen Lotse im Gesundheitssystem und versuche, Ihnen zu ihrem gesundheitlichen Recht zu verhelfen."
Die "Fachärztin für Straßenmedizin" lädt ein, sie zwei Tage bei ihrer Arbeit zu begleiten. Im weißen Kleinbus mit der großen Aufschrift StreetMed kämpft sich Barbara Kroll durch den Großstadtverkehr.
"… mit diesem Auto ist es manchmal ein bisschen schwierig, überhaupt einen Parkplatz zu finden. Und zum Glück dulden mich die Politessen hier in Bielefeld, wenn ich irgendwo mit meinem Auto nicht ganz so vorschriftsmäßig stehe. Ich geb’ mir zwar schon Mühe, aber manchmal lässt es sich halt doch nicht vermeiden."
"Wir besuchen eine der beiden städtischen Notunterkünfte für Männer, wo ich regelmäßig einmal die Woche ne Sprechstunde anbiete für Menschen, die sonst nicht so zum Arzt gehen, aber trotzdem krank sind. – Die meisten haben eine Abhängigkeitserkrankung, in den überwiegenden Fällen halt Alkohol. Und Alkohol macht ganz schön viel körperliche Erkrankungen: Hochdruck, Magengeschwüre – Leberzirrhose ist nur eine der bekanntesten davon – aber auch an vielen anderen Organen Erkrankungen. Und da die Menschen ein bisschen drauf aufmerksam zu machen und Ihnen da Hilfe und Unterstützung anzubieten, ist meine Aufgabe. Und, wie jeder andere niedergelassene Arzt auch, habe ich ganz regelmäßige Sprechstunden – unter anderem mittwochs morgens um 9.00 Uhr bin ich hier in der Kreuzstraße. Da gehen wir jetzt mal rein!"
"Ich hatte gestern hier eine Verabredung mit einem Menschen, der ziemlich kreuzverrückt ist, dem wir ein spezielles Wohnangebot machen wollen, der aber keine Lust hatte, mit mir dorthin zu fahren…
… also hier ist die städtische Notunterkunft. Es gibt zwei Sozialarbeiter, die hier arbeiten, die die Menschen hier betreuen, aber auch Menschen nachbetreuen, die inzwischen in Wohnung sind. – Weil das ganz wichtig ist, halt auch hinterher ihnen Unterstützung anzubieten, sonst landen sie nach kurzer Zeit wieder in der Wohnungs¬losigkeit. - In diesem Haus gibt es auch einen Haus¬meister, der 24 Stunden da ist, es gibt ein Angebot, im Rahmen eines Ein-Euro-Jobs, Wäsche waschen zu können hier, das ist schon ganz gut, eigentlich."
"So, jetzt sind wir hier in der zweiten Etage und gucken mal, ob Herr Schmidt schon auf ist. … Herr Schmidt, guten Morgen! ... Morgen, Herr Schmidt. – Morgen … Ich wollt’ Sie überfallen … Kommen Sie rein! - Ich möchte von Ihnen wissen, was Ihr Blutdruck macht …"
Jetzt beweist Barbara Kroll ihr Fingerspitzengefühl. Sie misst den Blutdruck ihres Patienten - ohne Messgerät
""… den Apparat haben Sie heute nicht dabei?"
… Ist ein bisschen hoch der Blutdruck, das spüre ich. Also vom Tastbefund her ist er 140 zu 90 …
… Das wär’ ja noch gar nicht schlecht.
… Ne, das wär’ schon ganz gut …"
"Man kann - aus der Stärke des Pulses und der Frequenz – kann man fühlen, wie ungefähr der Blutdruck ist. Ich trainier’ das halt auch: Fühle erst mit der Hand und mess’ dann nach. Und dann merke ich halt. Ob ich richtig liege oder nicht. Und ich finde, die Abweichungen sind relativ gering."
"Wir werden gleich in der Kavalleriestraße Sprechstunde machen. Dort habe ich 'nen richtigen Untersuchungsraum. Dort hab ich auch ein Ultraschallgerät, mache auch ab und zu Ultraschall … der Leber, oder Abszesse in den Beinen oder Thrombosen. Ist ein richtig schönes Gerät, aber ich brauche es in der Regel nur zur Bestätigung meiner Diagnose, die ich mit meinen Händen … ertastet habe."
"So, jetzt muss ich da gleich erst ein Auto vertreiben."
"Ja, jetzt nehme ich meinen Koffer mit, mit den ganzen diagnostischen Geräten plus Medikamente für den Notfall, die ich habe und eine Kiste mit Verbandszeug.- Das ist immer ganz wichtig. Damit bin ich für die meisten Fälle eigentlich mobil immer gut gerüstet."
Eine Tagesstätte. An die 40 Männer und Frauen sitzen an Tischen, stehen an der Essens- und Getränkeausgabe.
"In der Kavalleriestraße in Bielefeld – Tagesaufenthalt für Obdachlose, Suchtkranke, zum Großteil wohnungslosen Menschen. Das ist ein Treffpunkt, eine Anlaufstelle für Obdachlose, ja, um Kontakte zu pflegen. Um den Tag rumzukriegen, um dieses Rumlungern zu vermeiden, Kaffe trinken, Mittagessen zu bekommen und so was. Großes, wechselndes Publikum zum größten Teil auch vom anliegenden Bahnhof, wo die Stadt momentan versucht, die Leute, die da rumlungern hierhin zu kriegen. Auf Grund dessen wurden die Öffnungszeiten hier geän¬dert: Und bietet halt bis 16:00 Uhr dann Platz für die Leute."
In ihrem Behandlungsraum, im Keller angekommen, formuliert die engagierte Ärztin Barbara Kroll etwas optimistischer:
"Also was ganz schön ist, es trifft sich hier oben ein Kreis von Menschen, die früher drogenabhängig waren, jetzt substituiert werden. Ja, und hier ihren Tag gestalten, … frühstücken, Freunde treffen. – Ein bisschen öffentliches Wohnzimmer, nenne ich das manchmal so."
Auf den ersten Blick eine bunt gemischte Gesellschaft …
"Hier halten sich auf: Alkoholabhängige, klar auch Wohnungslose, die Punkerszene. Menschen, die mit Metadon substituiert werden. – Hier ist quasi drogenfreier Raum, jedenfalls von den illegalen Drogen. Obwohl: hier darf niedrig Alkohol getrunken werden, Ja, und hier mache ich dann zweimal in der Woche Sprechstunde."
Dieser Kellerraum ist also die Praxis von StreetMed.
"Kann man so sagen, ne richtige Praxis ist es nicht, es ist ein Behandlungsraum. Ich hab’ auch immer dabei quasi mein Büro, meinen Computer, mein Abrechnungssystem, Kartenlesegerät – im Prinzip auch das, was ein normaler Arzt auch hat. … So ein Arbeitsauftrag von uns ist, die Menschen ziemlich schnell ins normale Medizinsystem wieder zurück zu führen, es klappt nur in der Regel nicht so, wie man sich das so vorstellt."
Inzwischen steht schon der erste Patient vor der Tür.
"Barbara ist quasi meine Hausärztin. Weil ich eben auch ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihr habe. – Drogenabhängig? Da wird man einfach nicht mehr so behandelt, wie man eigentlich behandelt werden sollte. Ich seh’ ja noch relativ normal aus. Und bei Anderen stelle ich mir schon vor, wenn die dann kommen und sehen die Klamotten, wie die rumlaufen, das ist einfach das Problem mit anderen Ärzten auch. Das hab’ ich zu oft kennengelernt, selbst bei der AOK, wo ich 20 Jahre bin."
"Warum diese Menschen oft zu mir kommen ist, ich arbeite eng mit dem Drogenhilfesystem noch zusammen, bin auch Ärztin für Suchtmedizin, noch. mit … Aber was ganz wichtig ist: Dass man ihnen auch Fachärzte empfiehlt, die diese Menschen nämlich nicht diskriminieren, Das ist etwas, was wir auch im Laufe der Zeit erreicht haben: Ein Netz von Fachärzten aufzubauen, bei denen meine Patienten auch gut aufgehoben sind."
Aus sogenannten Pennern werden selbstbewusste Patienten.
"Das, finde ich, ist auch richtig: halt nicht nur irgendwelche schlechten, handgeschriebenen Rezepte zu geben, sondern auch ordentlich ausgedruckte Überweisungen. Dass auch diejenigen, die dann weiter beteiligt sind – Apotheken, andere Ärzte – auch sehen: Da steckt Professionalität dahinter und sie müssen auch meine Patienten anständig behandeln. Und aber auch meinen Patienten zu vermitteln, dass sie Anspruch haben auf einen gewissen Standard."
Andererseits ist die Ärztin stolz darauf, dass Sie mit einer ganz kleinen Palette an Arzneimitteln auskommt.
"Eigentlich halte ich die WHO-Liste mit den 100 wichtigsten Medikamenten für ausreichend. Ich habe so ein Standardsortiment von 30 – manchmal braucht man Spezialmedikamente noch mehr. – Wenn ich jetzt gucke, ich brauche einen Betablocker für einen Patienten, dann schreib’ ich auf, ich brauche den Betablocker mit dem Namen und der Dosierung, dann bietet mir die Pharmaindustrie ca. 300 verschiedene Varianten an. – Brauch ich nicht!"
niedergelassene Kollegen sehen das anders.
"Ich brauche keine Patientenbindung über Medikamente betreiben. Ich muss sie nicht locken, dass sie bei mir bleiben mit Rezepten etc. - im Gegenteil: Mein Arbeitsauftrag ist, sie ins normale System zu integrieren. aber ich auch die Möglichkeit habe, qualitativ hoch stehende Medizin zu machen."
Dann wäre es konsequent, vom Gleichen immer nur das Billigste zu verschreiben.
"Viele Ärzte klagen darüber, dass sie Schwierigkeiten haben, weil Patienten dann denken: Och, jetzt gibt er mir ein billiges Medikament, ich bin ihn nicht mehr so viel wert. – Was ich mit meinen Patienten schon frühzeitig eingeübt habe: Ihr kriegt immer einen Wirkstoff verschrieben, kein Medikament einer bestimmten Firma. Die sind alle untersucht, dass die gleich wirksam werden. Ich gucke dann immer auch, was gerade am billigsten ist und wo’s gute Erfahrungen mit gibt. Die Qualität liegt darin, einen Wirkstoff zu haben, von dem man weiß, dass er wirkt. Von welcher Firma das nachher kommt ist ganz egal."
Kostenlos werden die Medikamente damit auch nicht …
"Für de Notfall gebe ich Medikamente ab. Wenn es zu Beispiel darum geht, eine Lungenentzündung mit einem Antibiotikum zu behandeln. Dann haben die Leute häufig kein Geld, das Rezept einzulösen – die muss aber behandelt werden, eine Lungenentzündung. Und da gebe ich den Menschen für zwei, drei Tage die Medikamente mit und dann, wenn etwas gewirkt hat, sie die Tabletten auch gut vertragen haben, dann kriegen sie für den Rest der Zeit auch ein Rezept. – Ich gebe manchmal Medikamente ab, die nicht mehr verschrieben werden dürfen. Normale Schmerzmittel, normales Paracetamol, gut erforscht, gut wirksam …"
Das Gespräch der Ärztin mit ihrem Patienten ist beendet. Worum ging es?
"Der Patient, der jetzt hier bei mir sitzt, ist eigentlich so ein ganz klassischer Patient. Er hat Halsschmerzen auf Grund von erschwerter Nasenatmung. Das, was ich ihm jetzt erst mal mitgegeben habe, sind Nasentropfen zum Abschwellen, die man nicht mehr verschreiben darf. – Er hat aber auch kein Geld, um die sich zu kaufen. Das andere ist: Er hat ne Reizung des Rachens. Dagegen – eins meiner Lieblingsrezepte – Salbeibonbons! Weil Salbei die Schleimhaut wieder beruhigt, Speichelproduktion fördert und damit halt auch die Heilungskräfte im Hals. Ich hab’ ein paar Spender, die mir die Salbeibonbons immer spenden, die ich dann als gut wirksames Mittel mitgeben kann. – Unsereiner holt sich das so aus der Apotheke oder aus dem Drogeriemarkt, aber die Menschen, die ich behandle, können das halt nicht."
Ist Straßenmedizin nicht zwangsläufig Billigmedizin?
"Ich brauche keine teuren, großen Medikamente. Und trotzdem kriegen bei mir Patienten auch ihre teuren Medikamente. Ich hab’ eine Patientin mit Multipler Sklerose, die kriegt natürlich ihr Interferon durch mich verschrieben. Auch, wenn so ne Monatspackung 1000 Euro kostet. Die kriegt sie natürlich!"
Manchmal scheint es, als wäre ausgerechnet die Straßenmedizin noch verschont vom allgegenwärtigen Zwang zur Rationalisierung und Rationierung im Gesundheitssystem.
"Wenn jemand akute Schmerzen am Herzen hat oder akute Beschwerden, dann mache ich ne gute Untersuchung, stell’ ne Verdachtsdiagnose und schick die Leute zum Kardiologen, der ne richtig umfassende Untersuchung macht, oder gleich ins Krankenhaus, nämlich mit Verdacht auf Herzinfarkt. Da mach’ ich nicht meine schmalspurtechnische Untersuchung, sondern: Wenn das notwendig wird, dann sollen meine Patienten auch in den Genuss kommen einer umfassenden und guten Untersuchung und Diagnostik. Und dazu gehört dann der Facharzt oder das Krankenhaus dann auch."
Die große Mehrzahl ihrer Patienten, gerade Hartz IV- oder Sozialhilfeempfänger, sind gesetzlich krankenversichert, betont die Ärztin. Sie haben das gleiche Recht auf Versorgung wie alle anderen Versicherungskarten-Besitzer.
Es ist Mittagszeit. Barbara Kroll steuert ihre mobile Praxis zurück in die Bielefelder Viktoriastraße.
"So, jetzt fahren wir erst mal wieder in den Sozialdienst zurück, machen da Mittagspause … und heute Nachmittag hab’ ich zwei Verabredungen mit Patienten, einer Borderline-Patientin, die ganz schwierig ist, die sich immer wieder selbst verletzt … und einen Termin im Gesundheitsamt über ein Projekt mit den Gesundheitswissenschaften zusammen was wir machen…
Ja, und so halt ist man in ganz vielfältigen Dingen immer beschäftigt. - Morgen geht es erst mal in eine Notunterkunft für Frauen, wir würden uns hinterher um 10 Uhr am Rathaus verabreden… Ich lass’ das Auto nun hier stehen für die Stunde, wo wir Essen gehen …"
An diesem Morgen steht das Praxismobil auf dem Rathausvorplatz. Nahe dem Eingang zum Sozialamt. So können ihre Kunden Sozialfragen und Gesundheit leichter unter einen Hut bringen, sagt die Ärztin. Gerade verpflastert sie einem kleinen Jungen die Schürfwunde.
"Also diesen klassischen alten Treber so von früher, diesen Bruder der Landstraße, den gibt es eigentlich nicht mehr. Es gibt viele junge Männer, es gab in den 90 er Jahren eine ziemliche Schwemme von jungen Männern aus der DDR. Es gibt viele junge Leute, die einfach auch keine Perspektive mehr haben… Und man kriegt dann mit, wie wichtig so ne Familie, so ein sozialer Unterstützungskreis ist. Wenn man den nicht mehr hat, dann fällt Vieles einfach weg und man wird auch empfänglicher für Krankheiten. Und hat auch keine Gelegenheit mehr, Krankheiten richtig auszukurieren."
Ihre Hinwendung zur Straßenmedizin erklärt sich Babara Kroll auch mit der eigenen Biografie: Ihr Vater war Maurer, die Mutter Verkäuferin. Vor dem Medizinstudium stand das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg.
"Ich hab fünf Jahre in der Chirurgie gearbeitet, gern gearbeitet, weil mir das handwerkliche gut gefiel …
Der Chef, der mochte Frauen nicht so gerne in der Chirurgie und hat mich dann in ein Krankenhaus abgeschoben in Bethel, das ursprünglich nur für Bewohner von Bethel war. Menschen, die geistig-körperlich behindert sind, wo dann auch Wohnungslose, Alkoholabhängige behandelt wurden. Und in diesem kleinen Krankenhaus hab ich gemerkt, wie viel Spaß es macht, mit dieser Gruppe in Kontakt zu kommen. - Man kann sehr offen und ehrlich miteinander umgehen, man muss sich nichts vormachen. Das hat mir sehr gut gefallen."
Vom Idealismus allein kann auch Straßenmedizin nicht leben. Wer finanziert das Projekt, zum Beispiel das Gehalt der Ärztin?
"Dieses Projekt wird getragen vom Sozialdienst der von Bodelschwing’schen Anstalten. Ich beziehe dort mein Gehalt. Und die Mittel, die ich halt für Sachkosten brauche, die erwirtschaften wir zum Teil über die normale kassenärztliche Abrechnung, wie jeder Arzt auch. Ein anderer Teil ist, dass die Stadt ein Drittel Zuschuss gibt – was sehr wichtig ist, weil man daran auch sieht, dass es der Stadt wert ist. Und der andere Teil ist halt ein Drittel aus Bethel über Spenden."
An ihrem Schreibtisch im Haus des Sozialdienstes gönnt sich Barbara Kroll einen Kaffee. Träumt sie denn nie von einer gut geheizten, richtig etablierten Praxis?
"Doch! Am Ende des Quartals, wenn’s um die Abrechnung geht, dann vermisse ich zum Beispiel ne richtig gute Arzthelferin, die mir das macht."
Aber Alles in Allem, resümiert Barbara Kroll, gibt Ihr die Straßenmedizin mehr als sie ihr abverlangt.
"Es ist für mich wichtig, dass einige Patienten auch bei mir bleiben, wenn sie wieder ne Wohnung haben, wieder arbeiten gehen, unter Umständen – trotzdem behalten sie mich, weil ich ein bisschen was von dem verkörpere oder machen kann, was viele Ärzte leider nicht mehr können: Ich hab’ relativ viel Zeit, ich kann mich den sozialen Umständen, der Lebenssituation widmen. Ich kenne die Geschichte der Menschen."