Mobile Küche in Coronazeiten

Foodtruck liefert Essen für Obdachlose

06:07 Minuten
Ein Mann mit Hut in heller Jacke bekommt aus einem Imbisswagen ein Essenspaket angereicht. Der Angestellte im Wagen trägt wegen der Covid-19-Pandemie eine Mund-Nasen-Maske und Handschuhe und steht hinter einem Plexiglasschirm.
Kostenloses Essen für Menschen, die in der Krise Unterstützung brauchen: der Foodtruck der Caritas in Berlin. © Caritas / Walter Wetzler
Von Marie Wildermann · 06.12.2020
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Das Catering-Unternehmen „Mama & Sons“ stand durch die Coronakrise vor dem Aus. Doch dann ergab sich eine Zusammenarbeit mit der Caritas. Mit einem Foodtruck liefern die Berliner nun Essen für Arme und Obdachlose.
"Ich würde sagen, 100 bis 150 waren es", sagt Laslo. "Manche nehmen sich doppelt oder nehmen sich noch was mit, aber so in dem Rahmen ist es immer. In der Spitze war es mal über 200, aber heute war es ein bisschen ruhiger als normal."
Laslo ist Mitarbeiter von "Mama & Sons". Das Logo des Streetfood-Anbieters prangt in großen Lettern auf dem türkisfarbenen Truck, der vor der Marienkirche in Berlin-Kreuzberg parkt. Gleich daneben ein großer Aufkleber der Caritas.

Schüssel und Löffel sind biologisch abbaubar

Laslo steht hinter einer Glasscheibe im Foodtruck, und schöpft mit einer Kelle Suppe in ein weißes Schälchen. Das ist biologisch abbaubar, genau wie der Holzlöffel. Beides reicht er durch eine Öffnung nach unten zu einem Kunden.
"Ich bin dieses Jahr im Januar gestartet", erzählt Laslo, "es war geplant, dass die Messen- und Festivalsaison natürlich voll mitgeht, aber das ging halt aus bekannten Gründen nicht. Aber ich war schon vorher Bestandteil des Teams."
Der junge Brasilianer erzählt, dass er seit zehn Jahren in Berlin lebt, bis zum Frühjahr habe er als Koch gearbeitet. Der Platz vor der Kirche in Kreuzberg ist einer von inzwischen elf Standorten, die der Foodtruck jede Woche anfährt, um kostenlos Essen zu verteilen, an Obdachlose, an Menschen mit geringem Einkommen.

Freiwillige unterstützen Essensausgabe

Das Publikum ist bunt gemischt. Kreuzberg zieht Menschen aus aller Welt an. Und das spiegelt sich sowohl bei den Nutzern der mobilen Suppenküche als auch bei den freiwilligen Helfern, die die Caritas bei der Essensausgabe unterstützen. Eine der Freiwilligen ist Kristin aus Schottland, die in Berlin als Softwareentwicklerin arbeitet. Sie engagiert sich, weil sie der Gemeinschaft etwas zurückgeben möchte, sagt sie. Und: Jeder Mensch habe es verdient, essen zu können.
Auch der Projektmanager David aus Berlin, der gleich um die Ecke wohnt, unterstützt die Essensausgabe. "Ich bin jetzt im Homeoffice, deswegen funktioniert es auch, das in der Mittagspause zu machen, sonst würde das schwierig werden", sagt er.
André Johst und Janis Gensch, zwei Junge Männer mit Bart in Freizeitkleidung, vor ihrem grünen Imbisswagen, der als Foodtruck der Berliner Caritas im Einsatz ist
André Johst (l.) und Janis Gensch vom Cateringunternehmen „Mama & Sons“ sind mit dem Foodtruck unterwegs.© Deutschlandradio / Marie Wildermann
Einen Tag später, etwa um die gleiche Zeit am Nachmittag. Diesmal steht der türkisfarbene Foodtruck im Stadtteil Wilmersdorf, vor der Caritas in der Tübinger Straße. Gerade ist Eröffnung einer weiteren Essensausgabe. Seitdem die Suppenküchen aus Hygienegründen wieder geschlossen sind, ist die Nachfrage gestiegen.
Organisatoren von der Caritas sind vor Ort, die lokale Presse und etliche Obdachlose, die ich schon am Tag zuvor beim Foodtruck in Kreuzberg getroffen habe. Rolf Goepel von der Caritas erklärt, wie sich die Spenden zusammensetzen:
"Es sind viele große Firmen, die sagen, das ist ein gutes Projekt, wir können das unterstützen. Es sind Lobbyisten, es sind unterschiedliche Firmen, mittelständisch, aber auch viele Einzelpersonen. Unser Ziel war, dass wir in der Kältehilfe bis Ende März das Angebot aufrechterhalten mit einmal warmem Essen jeden Tag an verschiedenen Standorten in der Stadt, jeden Tag woanders."

Statt Messen und Events: Essen für die Ärmsten

Und dafür ist das Konzept mit dem mobilen Foodtruck geradezu ideal. Zur Kooperation zwischen Caritas und Mama & Sons war es im Frühjahr gekommen, als den beiden Jungunternehmern Janis Gensch und André Johst von heute auf morgen die Aufträge wegbrachen.
Sie wollten aufgeben und die restlichen Waren der Caritas spenden. Die machte ihnen das Angebot, die Zeit der Krise mit Kochen für Obdachlose zu überbrücken. Und das machen sie seitdem.
1200 Essen pro Woche bereitet das Unternehmen in der Großküche in Berlin-Weißensee vor und bringt es mit dem Truck an die Standorte. Seit 2014 gibt es das Unternehmen. "Mama & Sons", Mama und Söhne - heißt das, dass Mama mitkocht? "Nein, aber das ist quasi für die Art, wie wir kochen", erklärt André Johst: "Bodenständig, dafür steht die Mama und gleichzeitig auch ein bisschen abgefahren und kreativ, und dafür stehen die Söhne."

Kooperation mit der Caritas hilft auch dem Unternehmen

Gerade ist eher bodenständig angesagt. Die Zusammenarbeit mit der Caritas sei für die beiden Unternehmer, die Umweltmanagement studiert haben, aber auf jeden Fall von Vorteil, sagt Johst:
"Wir haben so alle zwei Wochen mal ein Catering, und das machen wir natürlich auch noch. Auch dafür ist dieses Projekt so toll: Weil wir unser Team haben, und die Küche ist warm. Wir können quasi jederzeit ein Projekt annehmen, ohne die Befürchtung zu haben, dass wir kein Personal dafür bekommen."
Und wenn es dann wieder richtig losgeht mit Festivals, Messen und Events, dann können sie auch endlich wieder kreativ und abgefahren kochen.
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