Mittelstand: Wir stellen 80 Prozent aller Lehrstellen zur Verfügung

Der Präsident des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft, Mario Ohoven, hat den Appell von Bundesbildungsministerin Bulmahn, Ausbildung ernster zu nehmen, zurückgewiesen.
Der deutsche Mittelstand stelle 80 Prozent aller Lehrstellen in Deutschland zur Verfügung. Wenn einer seiner gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung nachkäme, dann wäre das der deutsche Mittelstand. Das wisse Frau Bulmahn genau, sagte Ohoven im DeutschlandRadio Kultur.

Mit den zahlreichen Unternehmenspleiten im vergangenen Jahr seien natürlich auch viele Ausbildungsplätze verloren gegangen. Doch würde in Deutschland nur noch jedes vierte Unternehmen ausbilden. "Ich denke, da könnten viele größere Unternehmen noch zulegen", sagte Ohoven.

Mit Verweis auf die hohen Kosten wies Ohoven die Vermutung zurück, auch in mittelständischen Betrieben gebe es mehr Kapazitäten.

"Viele Mittelständler, die gerne ausbilden würden, können es sich bei der gegenwärtigen konjunkturellen Lage einfach nicht mehr leisten."

Auch seien die Lehrlinge viel zu wenig in den Betrieben anwesend. Da stimme das Verhältnis Berufsschule Betrieb nicht mehr und ginge zu Lasten des Betriebes.

"Und das führt dann letztlich auch dazu, dass sich der Ausbilder in einem Betrieb durchschnittlich nur noch eine Stunde pro Tag um den Lehrling kümmern kann."

Zu der hohen Abbrecherquote erklärte Ohoven, leider sei es in der Tat so, dass jeder fünfte Lehrling seine Ausbildung abbreche. Dafür würden verschiedene Gründe angegeben, die aber nur zum Teil den Unternehmen angelastet werden könnten. So sei der Vorwurf der Auszubildenden, sie würden vom Lehrherrn als billige Arbeitskräfte missbraucht, "schlicht nicht hinnehmbar".

Ohoven übte scharfe Kritik. Vielen Jugendlichen mangele es an Motivation und Leistungswillen. Deutliche schulische Defizite seien zu bemängeln "und bei den sozialen Kompetenzen hapert es gewaltig". Berufsschulen und Betriebe müssten nun gemeinsam überlegen, wie die berufliche Bildung in Deutschland zu verbessern sei. "Unser duales System war ja mal Weltspitze", so Ohoven.

Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft habe da ganz klare Vorstellungen. Er fordere, die Jugendlichen schon in der Schule auf das berufliche Leben vorzubereiten. "Deshalb verlangen wir ein Unterrichtsfach Wirtschaftskunde ab der fünften Klasse." Auch müsste es mehr Pflichtpraktika in Unternehmen geben.

Ein besonderes Problem seinen ausländische Schüler aus bildungsfernen Schichten. Hier liege die Abbrecherquote in der Ausbildung bei 60 Prozent. Da müsse es obligatorische Sprachtests geben, sagte Ohoven.

"Wenn sich Eltern weigern, ihre Kinder zum Sprachunterricht zu schicken, müsste man vielleicht auch über Leistungskürzungen von Seiten des Staates nachdenken."