Mittelalter

Kaiser und Getriebener

Marie Sagenschneider im Gespräch mit Johannes Fried · 29.01.2014
Vor 1200 Jahren starb Karl der Große, einer der mächtigsten und wirkungsvollsten Herrscher Europas. Nach dem Untergang des Römischen Reiches und den Wirren der Völkerwanderung gelang es ihm, erstmals wieder auf dem europäischen Kontinent ein Reich aufzubauen und als Kaiser gekrönt zu werden.
Karl der Große regierte das fränkische Reich von 768 bis 814, er ist eine schillernde Gestalt – ein in unseren Augen archaischer Gewaltherrscher und zugleich ein Mann, der bahnbrechende kulturelle Leistungen ermöglicht hat, die bis heute weltweit von Bedeutung sind.
Der Historiker Johannes Fried, aufgenommen am 10.10.2013 auf der 65. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main (Hessen).
Der Historiker Johannes Fried mit seiner Biografie über Karl den Großen.© picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Über Karl den Großen ist vor wenigen Wochen eine große Biografie erschienen, mit neuen Erkenntnissen über ihn und sein Kaisertum: "Karl der Große - Gewalt und Glaube". Autor ist der Historiker Johannes Fried. Mit ihm hat Marie Sagenschneider auf der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Herbst ein Gespräch auf dem Blauen Sofa geführt.
Karolus Magnus war aber nicht nur ein – aus unser heutigen Sicht – Gewaltherrscher, sondern zugleich ein Getriebener: getrieben von der Vorstellung, dass die Apokalypse nahe war und er sich dann vor Gott für seine Herrschaft verantworten musste, wie Johannes Fried im Gespräch sagt:
"Du wirst im Jüngsten Gericht für alle Sünden, die im Rahmen Deines Königreichs geschehen, zur Rechenschaft gezogen. Dieser Angst und dieser Gefahr versucht Karl entgegenzuwirken, so gut er kann."
Anlässlich des Todestages von Karl dem Großen wiederholen wir in den Zeitreisen dieses Gespräch. Zum Auftakt hat Marie Sagenschneider die Frage an Johannes Fried gerichtet, wie sich der Historiker einer solch fernen Gestalt annähert – wieviel Fiktion nötig ist, um den Herrscher und seine Zeit zu beschreiben.
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