Mitgliedervotum

Wo das sozialdemokratische Leben tobt

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Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel am 14.12.2013 in Berlin © dpa/picture-alliance/Hannibal Hanschke
Von Katharina Hamberger · 14.12.2013
Es war ein wichtiges Wochenende für die SPD, das seinen Höhepunkt gegen 15 Uhr nahm, als die Parteiführung das Ergebnis des Mitgliedervotums öffentlich bekannt gab. Katharina Hamberger war dabei und hat die Stimmung aufgeschnappt.
Erst sind sie noch zurückhaltend, die freiwilligen Helfer, die den ganzen Tag lang die fast 340.000 SPD-Stimmen, die heute Nacht in Berlin angekommen sind, ausgezählt haben. Nur vereinzelte Jubelschreie verraten den wartenden Journalisten, die am Nachmittag in die Halle gelassen werden: Das Ergebnis scheint positiv ausgefallen zu sein, was die Große Koalition betrifft.
Und dann geht es los. Der bunte Haufen Helfer - alt und jung, manche in Freizeitkleidung, manche in SPD-T-Shirt, bewegt sich auf die Journalisten zu. Es wird geklatscht und gejubelt. Und dann stehen sie da, machen Laola – und rufen nach ihrem Parteivorsitzenden: Sigmar Gabriel.
Wo das sozialdemokratische Leben getobt hat
Und dann betritt er die Bühne, die vor den Arbeitsplätzen, an denen die Stimmzettel von 400 Helfern aus ganz Deutschland sortiert und gezählt worden sind, steht.
"Meine sehr geehrten Damen und Herrn. Herzlich willkommen hier in der Station, wo hier seit letzter Nacht das sozialdemokratische Leben getobt hat."
Getobt – das heißt: Um Mitternacht kamen die Stimmzettel, die nicht schon vorher als ungültig aussortiert worden sind, in Berlin an und wurden dort zunächst geöffnet, dann ausgezählt. Gegen Mittag kam dann die erste Meldung, dass das so gut wie beendet sei. Bis zur Ergebnisverkündung dauert es von da an allerdings noch bis kurz vor 15 Uhr. Sigmar Gabriel hat den ganzen Parteivorstand um sich versammelt.
Hannelore Kraft, Olaf Scholz, Manuela Schwesig, Frank-Walter Steinmeier und so weiter – alle grinsen sie von einem Ohr zum anderen. Besonders erleichtert sieht Andrea Nahles aus - ihre Haare sind ein wenig durcheinander. Das kann daran liegen, dass sie von den Genossen viel umarmt wurde – vielleicht hat sie aber auch die ganze Nacht nicht gut geschlafen. Denn noch am Abend vorher musste sie beim Rundgang durch die Halle zugeben:
"Ich bin schon nervös."
Gabriel bedankt sich bei allen
Sie kennt das Ergebnis am Nachmittag schon – nun warten nur noch Helfer und Journalisten darauf. Gabriel bedankt sich jedoch zunächst bei allen – und kann sich einen Seitenhieb auf diejenigen, die an dem Instrument des Mitgliederentscheids gezweifelt haben, nicht verkneifen:
"Wir sind die Beteiligungspartei. Bei uns wird nicht von Basisdemokratie geredet. Wir leben sie. Und ich muss für mich sagen: Ich war lange nicht mehr so stolz Sozialdemokrat zu sein."
Fast 78 Prozent der SPD-Mitglieder haben insgesamt an dem Votum teilgenommen.
"Willy Brandt hat damals in seiner Regierungserklärung gesagt: Wir wollen mehr Demokratie wagen. Ich finde im 150sten Jahr der SPD-Geschichte und im Jahr des 100. Geburtstages von Willy Brandt, ist das was wir jetzt gemacht haben eigentliche ein schönes Geburtstagsgeschenk für die SPD und an Willy Brandt."
Dann darf Barbara Hendricks das Ergebnis verkünden
Dann darf Barbara Hendricks, bislang SPD-Schatzmeisterin – und, wie es heißt, bald Umweltministerin in der Großen Koalition, das Ergebnis verkünden. Jetzt wird richtig gejubelt, die Mundwinkel des Parteivorstandes gehen noch weiter nach oben – ja, das ist möglich. Dass auf drei Viertel der gültigen Stimmzettel ein „ja“ steht – damit hatte wohl niemand gerechnet. Und aus dieser Stimmung heraus setzt sich Gabriel gleich weitere Ziele:
"Was wir jetzt machen wollen, ist, die 24 Prozent in den kommenden vier Jahren davon zu überzeugen, dass die 76 Prozent Recht hatten."
Helfen sollen dabei weitere Regionalkonferenzen – die es auch schon gab, während der Mitgliederentscheid lief. Nun gilt es für die SPD aber erstmal, kommende Woche die Regierungsbildung mit CDU und CDU zu bewerkstelligen. Danach freuen sich wahrscheinlich einige auf ein paar ruhigere Tage:
"Jetzt wird auch Zeit, glaub ich, dass mal Weihnachten ist. Also, es war toll."