Mit Technik durchs Alter
Bis ins hohe Alter selbstständig bleiben, das ist der Wunsch vieler Senioren. Möglich machen soll dies die Forschung mit Ambient Assisted Living (AAL). Die neusten Trends werden auf der Messe in Berlin gezeigt.
"Bitte stellen Sie sich grade hin. Vielen Dank. Bitte beugen Sie Ihren Oberkörper nach vorne. Vielen Dank."
So könnte er klingen, der Physiotherapeut der Zukunft. Oder zumindest so ähnlich.
"Bitte stellen Sie sich grade hin. Strecken Sie Ihre Arme nach unten, die Daumen sollten dabei nach vorne zeigen."
Diese Stimme kommt aus Lautsprechern, angeschlossen an einen Fernseher. Auf dem Bildschirm zu sehen: das vereinfachte Abbild eines älteren Herren in Sportkleidung. Vor dem Fernseher: ein junger Mann, der über Sensoren mit einem PC verbunden ist. Die Signale des Rechners gehen weiter an den Bildschirm und der ältere, virtuelle macht dann genau die gleichen Bewegungen, wie der junge, reale Mann. Der Aufbau erinnert an eine Spielekonsole, ist aber das System "Pamap" des Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz Kaiserslautern. Es soll zwei Dinge für die Senioren bewerkstelligen. Markus Weber, Forscher am DFKI:
"Erstmal soll es ihnen ein Feedback geben, wie ihre Aktivität über den Tag verteilt ist, haben sie sich genug bewegt. Und das weitere Szenario ist, um ältere Menschen zu Hause bei ihren Rehabilitationsübungen zu unterstützen. Es gibt einem nämlich die Möglichkeit zu Hause die Übung durchzuführen und das System unterstützt hierbei wieder den Patienten, indem es ihm ein Feedback gibt, falls er sich mal falsch bewegt und ihm auch sagt, welche Bewegungen durchzuführen sind und wie viele Wiederholungen."
Ein ähnliches System hat auch Fraunhoferinstitut FIRST entwickelt. Es nennt sich Reha@home. Schon bei der Vorführung des Systems waren die Senioren sehr angetan.
"Das ist so 'ne Art Wii, oder? Guck ma, das ist so 'ne Wii. Was sagt uns das Männchen? Das Männchen sagt, wie die Übung durchgeführt wird. Ich hätt auch gern 'ne richtige Figur, ja, 'ne richtige Figur wär sympathischer."
Michael John von der Abteilung "eingebettete Systeme" präsentiert der Besuchergruppe das System am PC.
"Die Idee ist die, dass ein Patient der in einer Klinik ein stationäres Rehabilitationsprogramm durchlaufen hat, ein Gerät mit nach Hause bekommt, also einen kleinen PC, eine kleine Gamekonsole und eine kleine Videokamera und dann zu Hause die Übungen ausführt, die in seinen Therapieplan passen und er dann von Zeit zu Zeit eine Videodiskussion mit dem Therapeut aufnehmen kann: Und dieser Therapeut überprüft dann, eben aus der Klinik, wie gut der Patient die Übungen ausführt und was für einen Trainingsfortschritt er jetzt grade gemacht hat."
Das Programm ist einfach gestaltet, große Knöpfe machen es bedienerfreundlich und die Eingabe von einfachen Befehlen per Sprache funktioniert. Die 72-jährige Gisela Pohl findet, dass das Programm anschaulich gemacht ist:
"Und wenn man Enkelkinder hat, die haben 'ne Wii, da hat man ja schon ein bisschen mit probiert. Und wenn das wirklich mal entwickelt, wird für die Rehas find ich das sehr aufschlussreich und würde man sicher auch mal zu Hause benutzen, wenn jeder da ran käme. Ich find es gut, das sollen sie weiter entwickeln."
Ob sie dieses Programm aber jetzt schon in ihr Wohnzimmer stellen würde, das ist noch eine Frage der Entwicklung – und vielleicht auch eine des Alters. Das meinen auch Karin Wuttig, 71 Jahre und die 69-jährige Dagmar Magerstädt.
"Ja ich fand das schon ganz interessant, aber ich denke auch, das dauert noch ehe sich das so richtig, also benutzbar ist. Für alle. Ich denke auch nicht, dass es für Senioren gut ist, ich denke, das ist eher was für jüngere Leute."
"Ja das ist noch Zukunftsmusik denk ich. Braucht noch 'ne Weile, bis es so praktikabel wird."
Die Entwicklung von altersgerechten Assistenzsystemen hat bei den Forschern gerade Konjunktur. Im Zentrum steht dabei natürlich der Alltag von älteren Bürgern. So soll ein Sofa, ausgestattet mit Sensoren, das Leben ein bisschen einfacher machen. Reiner Wichert, Abteilungsleiter vom Fraunhofer IGD:
"Wenn ich mich auf die Couch setze, dann geht der Bildschirm an, wenn ich mich auf die Couch lege, geht das Licht aus, oder wird gedimmt. Der Fernseher geht aus, 'ne Einschlafmusik kommt, um einen dann zu unterstützen, damit man 'n bisschen ruhiger wird, entspannen kann, die Fenster schließen sich, die Jalousien gehen runter und so weiter, sodass dann die Umgebung sich adaptiert auf die Bedürfnisse von den Personen."
Doch die rüstigen Besucher sind da durchaus auch anderer Meinung.
"Aber eigentlich dient das nur der Bequemlichkeit, dann sind wir alle Couchpotatos ... nein, nein ... was soll das denn für einen Sinn haben.
Also ich kann mir nicht viel drunter vorstellen. Also ich glaube nicht, dass ich das benutzen wollen würde. Ne, wir wollen lieber noch ein bisschen Bewegung haben."
Das intelligente Sofa ist aber nur ein Beispiel, das sich die Tüftler überlegt haben. Ihr Konzept ist weitreichender:
"Wir möchten gerne ein komplettes Haus so ausstatten, dass sich dort in jedem Raum, die Umgebung auf einen einstellt und unterstützen kann und einem dann hilft, die Lebenssituation zu meistern, wenn man dann älter ist. Einleuchtende Beispiele sind dann, wenn ich hinfalle, dass dann Hilfe automatisch geholt wird, wenn ich nachts aufstehe, auf die Toilette gehe, dass dann automatisch das Licht angeht, dass ich also nicht mehr das Sturzrisiko hab, dass das einfach vermindert wird, auf dem Weg, bis ich beim Lichtschalter bin."
In Deutschland wird es in den kommenden Jahren immer mehr ältere Menschen über 65 und immer weniger Junge geben. Damit steigt die Anzahl der Pflegebedürftigen und Pflegepersonal wird Mangelware. Die meisten Senioren wollen aber auch in Zukunft selbstständig und am liebsten zu Hause leben. Damit das möglich wird, können Serviceroboter einen große Hilfe sein.
Ein kleiner blauer Kerl bemüht sich um die Aufmerksamkeit der Senioren. Und, tatsächlich, ganz schnell bekommt er sie auch.
"Also der macht nix, der hat also keine Arme, der serviert keine Tee, es ist auch kein Pflegeroboter, der ist für zu Hause und der ist dazu da, dass er die Kommunikation unterstützt. Wir haben also eine Roboterfigur, die von außen aussieht, wie eine große Mensch-ärgere-dich-nicht-Figur, die ein nettes Köpfchen hat und einen auch anschaut und damit symbolisiert, ob sie eingabebereit ist, oder wem sie gerade zuhört."
Frank Wallhoff, Professor für assistive Technologien an der Jade Hochschule Oldenburg. Der armlose Roboter hat einen Bildschirm und kann über Sprache oder Berührung gesteuert werden. Der Monitor macht dieses Kommunikationsportal erst komplett und wird für Senioren ein Begleiter in allen Lebenslagen.
"Zum Beispiel, wenn man hingefallen ist, und hat zum Beispiel sein häusliches Notrufsystem aufm Esstisch liegen lassen, dann könnte man einfach rufen und den Roboter zu sich holen und dann über Bildtelefonie gezielt Hilfe holen."
Die Forschung bemüht sich stetig, die Technik immer so weiter zu entwickeln, dass sie tatsächlich mal unser Leben bereichern könnte. Teilweise ist es noch ein weiter Weg von der guten Idee, über die Entwicklung bis dahin, dass eine Technik affine Generation die Produkte auch nutzen wird. Die Senioren heute sehen vieles noch skeptisch und wissen, dass viele Dinge wohl noch Zukunftsmusik sind.
So könnte er klingen, der Physiotherapeut der Zukunft. Oder zumindest so ähnlich.
"Bitte stellen Sie sich grade hin. Strecken Sie Ihre Arme nach unten, die Daumen sollten dabei nach vorne zeigen."
Diese Stimme kommt aus Lautsprechern, angeschlossen an einen Fernseher. Auf dem Bildschirm zu sehen: das vereinfachte Abbild eines älteren Herren in Sportkleidung. Vor dem Fernseher: ein junger Mann, der über Sensoren mit einem PC verbunden ist. Die Signale des Rechners gehen weiter an den Bildschirm und der ältere, virtuelle macht dann genau die gleichen Bewegungen, wie der junge, reale Mann. Der Aufbau erinnert an eine Spielekonsole, ist aber das System "Pamap" des Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz Kaiserslautern. Es soll zwei Dinge für die Senioren bewerkstelligen. Markus Weber, Forscher am DFKI:
"Erstmal soll es ihnen ein Feedback geben, wie ihre Aktivität über den Tag verteilt ist, haben sie sich genug bewegt. Und das weitere Szenario ist, um ältere Menschen zu Hause bei ihren Rehabilitationsübungen zu unterstützen. Es gibt einem nämlich die Möglichkeit zu Hause die Übung durchzuführen und das System unterstützt hierbei wieder den Patienten, indem es ihm ein Feedback gibt, falls er sich mal falsch bewegt und ihm auch sagt, welche Bewegungen durchzuführen sind und wie viele Wiederholungen."
Ein ähnliches System hat auch Fraunhoferinstitut FIRST entwickelt. Es nennt sich Reha@home. Schon bei der Vorführung des Systems waren die Senioren sehr angetan.
"Das ist so 'ne Art Wii, oder? Guck ma, das ist so 'ne Wii. Was sagt uns das Männchen? Das Männchen sagt, wie die Übung durchgeführt wird. Ich hätt auch gern 'ne richtige Figur, ja, 'ne richtige Figur wär sympathischer."
Michael John von der Abteilung "eingebettete Systeme" präsentiert der Besuchergruppe das System am PC.
"Die Idee ist die, dass ein Patient der in einer Klinik ein stationäres Rehabilitationsprogramm durchlaufen hat, ein Gerät mit nach Hause bekommt, also einen kleinen PC, eine kleine Gamekonsole und eine kleine Videokamera und dann zu Hause die Übungen ausführt, die in seinen Therapieplan passen und er dann von Zeit zu Zeit eine Videodiskussion mit dem Therapeut aufnehmen kann: Und dieser Therapeut überprüft dann, eben aus der Klinik, wie gut der Patient die Übungen ausführt und was für einen Trainingsfortschritt er jetzt grade gemacht hat."
Das Programm ist einfach gestaltet, große Knöpfe machen es bedienerfreundlich und die Eingabe von einfachen Befehlen per Sprache funktioniert. Die 72-jährige Gisela Pohl findet, dass das Programm anschaulich gemacht ist:
"Und wenn man Enkelkinder hat, die haben 'ne Wii, da hat man ja schon ein bisschen mit probiert. Und wenn das wirklich mal entwickelt, wird für die Rehas find ich das sehr aufschlussreich und würde man sicher auch mal zu Hause benutzen, wenn jeder da ran käme. Ich find es gut, das sollen sie weiter entwickeln."
Ob sie dieses Programm aber jetzt schon in ihr Wohnzimmer stellen würde, das ist noch eine Frage der Entwicklung – und vielleicht auch eine des Alters. Das meinen auch Karin Wuttig, 71 Jahre und die 69-jährige Dagmar Magerstädt.
"Ja ich fand das schon ganz interessant, aber ich denke auch, das dauert noch ehe sich das so richtig, also benutzbar ist. Für alle. Ich denke auch nicht, dass es für Senioren gut ist, ich denke, das ist eher was für jüngere Leute."
"Ja das ist noch Zukunftsmusik denk ich. Braucht noch 'ne Weile, bis es so praktikabel wird."
Die Entwicklung von altersgerechten Assistenzsystemen hat bei den Forschern gerade Konjunktur. Im Zentrum steht dabei natürlich der Alltag von älteren Bürgern. So soll ein Sofa, ausgestattet mit Sensoren, das Leben ein bisschen einfacher machen. Reiner Wichert, Abteilungsleiter vom Fraunhofer IGD:
"Wenn ich mich auf die Couch setze, dann geht der Bildschirm an, wenn ich mich auf die Couch lege, geht das Licht aus, oder wird gedimmt. Der Fernseher geht aus, 'ne Einschlafmusik kommt, um einen dann zu unterstützen, damit man 'n bisschen ruhiger wird, entspannen kann, die Fenster schließen sich, die Jalousien gehen runter und so weiter, sodass dann die Umgebung sich adaptiert auf die Bedürfnisse von den Personen."
Doch die rüstigen Besucher sind da durchaus auch anderer Meinung.
"Aber eigentlich dient das nur der Bequemlichkeit, dann sind wir alle Couchpotatos ... nein, nein ... was soll das denn für einen Sinn haben.
Also ich kann mir nicht viel drunter vorstellen. Also ich glaube nicht, dass ich das benutzen wollen würde. Ne, wir wollen lieber noch ein bisschen Bewegung haben."
Das intelligente Sofa ist aber nur ein Beispiel, das sich die Tüftler überlegt haben. Ihr Konzept ist weitreichender:
"Wir möchten gerne ein komplettes Haus so ausstatten, dass sich dort in jedem Raum, die Umgebung auf einen einstellt und unterstützen kann und einem dann hilft, die Lebenssituation zu meistern, wenn man dann älter ist. Einleuchtende Beispiele sind dann, wenn ich hinfalle, dass dann Hilfe automatisch geholt wird, wenn ich nachts aufstehe, auf die Toilette gehe, dass dann automatisch das Licht angeht, dass ich also nicht mehr das Sturzrisiko hab, dass das einfach vermindert wird, auf dem Weg, bis ich beim Lichtschalter bin."
In Deutschland wird es in den kommenden Jahren immer mehr ältere Menschen über 65 und immer weniger Junge geben. Damit steigt die Anzahl der Pflegebedürftigen und Pflegepersonal wird Mangelware. Die meisten Senioren wollen aber auch in Zukunft selbstständig und am liebsten zu Hause leben. Damit das möglich wird, können Serviceroboter einen große Hilfe sein.
Ein kleiner blauer Kerl bemüht sich um die Aufmerksamkeit der Senioren. Und, tatsächlich, ganz schnell bekommt er sie auch.
"Also der macht nix, der hat also keine Arme, der serviert keine Tee, es ist auch kein Pflegeroboter, der ist für zu Hause und der ist dazu da, dass er die Kommunikation unterstützt. Wir haben also eine Roboterfigur, die von außen aussieht, wie eine große Mensch-ärgere-dich-nicht-Figur, die ein nettes Köpfchen hat und einen auch anschaut und damit symbolisiert, ob sie eingabebereit ist, oder wem sie gerade zuhört."
Frank Wallhoff, Professor für assistive Technologien an der Jade Hochschule Oldenburg. Der armlose Roboter hat einen Bildschirm und kann über Sprache oder Berührung gesteuert werden. Der Monitor macht dieses Kommunikationsportal erst komplett und wird für Senioren ein Begleiter in allen Lebenslagen.
"Zum Beispiel, wenn man hingefallen ist, und hat zum Beispiel sein häusliches Notrufsystem aufm Esstisch liegen lassen, dann könnte man einfach rufen und den Roboter zu sich holen und dann über Bildtelefonie gezielt Hilfe holen."
Die Forschung bemüht sich stetig, die Technik immer so weiter zu entwickeln, dass sie tatsächlich mal unser Leben bereichern könnte. Teilweise ist es noch ein weiter Weg von der guten Idee, über die Entwicklung bis dahin, dass eine Technik affine Generation die Produkte auch nutzen wird. Die Senioren heute sehen vieles noch skeptisch und wissen, dass viele Dinge wohl noch Zukunftsmusik sind.