Mit Soaps um User buhlen
Die Internetplattform MySpace hat mehr als 200 Millionen Mitglieder und wird vor allem von Jugendlichen benutzt. Doch da mit "YouTube" auch eine große Konkurrenz vorhanden ist, kreierten die MySpace-Macher jetzt eine eigene Internet-Soap. Darin wird es nach Ansicht des Journalisten Jörg Schieb über kurz oder lang Product-Placement geben, um so die Serie kommerziell auszuschlachten.
Nana Brink: MySpace ist eine in mehreren Sprachen erscheinende Website, die sich über Werbung finanziert und die hauptsächlich von jungen Menschen genutzt wird, die dort ihre Fotos und Videos zugänglich machen. Nicht nur in den USA ist MySpace ein großes soziales Netzwerk, das vielleicht bald mehr ist als nur eine Plattform, in der jeder veröffentlichen kann, was er will.
Jetzt will MySpace dem Fernsehen Konkurrenz machen und schickt eine Serie ins weltweite Netz. "They call us Candygirls" heißt die Soap, die natürlich schon in den USA ihre Vorläufer hatte. Dort sind vor allem ein paar junge hübsche Collegegirls damit beschäftigt, die Zeit totzuschlagen, sich über Jungs, Schule und Ausgehen zu unterhalten. Nun das Ganze auf Deutsch. Die Candygirls, seit gestern auf MySpace.
(O-Ton-Serien-Einspielung)
Nana Brink: MySpace, da erscheint jetzt die neue Serie "Candygirls", und unser Internetfachmann Jörg Schieb hat das beobachtet, die neue Soap bei MySpace. Was erwartet uns denn da? Wir haben es schon gehört, ein paar Mädchen, die verzweifelt versuchen, in eine Kneipe reinzukommen?
Jörg Schieb: Ja, ein Mädchen erst mal. Es ist eine Gruppe von vier jungen Frauen, sagen wir mal junge Frauen, weil die sind ja nicht 16, ich würde mal sagen, so Anfang 20. Und das sind vier junge Frauen, die in Berlin leben und einige arbeiten da in Diskos, andere besuchen Diskos, die lernen sich da kennen. Und im Augenblick kann man ja erst mal nur eine Folge sehen, die ist gestern erschienen. Geplant sind zwei Folgen pro Woche im Augenblick. Und 20 Folgen sind angekündigt. 80 bis 90 Minuten hat man wohl schon verplant in der Gesamtlänge, dramaturgisch sozusagen. Wir beobachten quasi vier Frauen, wie sie das Nachtleben durchstehen, wie sie Männer kennenlernen oder auch nicht kennenlernen, das Übliche eben, was man in Soaps so findet, Beziehungsstress, Beziehungsgeschichten, -kisten, Liebe und wieder trennen usw. Wir dürfen gespannt sein, was uns da alles geboten wird.
Brink: Gibt es da schon erste Reaktionen?
Schieb: Es gibt sehr wohl erste Reaktionen. Das ist ja gerade der Sinn und Zweck auch bei sozialen Netzwerken, dass wirklich alles kommentiert werden kann. Und die meist jugendlichen Besucher von MySpace, Sie haben es ja auch gesagt, die meisten sind so im Bereich 16 bis vielleicht 30, die MySpace benutzen im Großen und Ganzen. Die sagen, hm, das ist alles ziemlich holzschnittartig, klischeehaft, langweilig, keine Überraschung. Ich würde mal schätzen, ganz grob, dass 90 Prozent der Kommentare wirklich sagen, vergesst das, das gucken wir uns auf keinen Fall wieder an, das ist Zeitverschwendung!. Es scheint wirklich kein großer Erfolg am Anfang zu sein.
Brink: Damit konterkariert doch eigentlich MySpace die Absicht, die sie damit eigentlich erreichen wollten. Denn sie haben ja festgestellt, dass sie eigentlich mit ihrer Plattform, wo man ja eigentlich seine Sachen reinstellen kann, deshalb auch MySpace, jetzt wollten sie die gewohnten Pfade verlassen und selber Fernsehen machen. Das scheint ja dann nicht erfolgsversprechend zu sein?
Schieb: Das wird sich zeigen, ob es auf Dauer erfolgsversprechend oder nicht. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Versuch, eigene Inhalte anzubieten. Bislang war MySpace wirklich damit beschäftigt, das Wachstum zu verkraften, weil da sind ja innerhalb von wenigen Jahren über 200 Millionen Mitglieder da reingekommen. Das muss man ja alles mal verwalten und ordnen. Und Sie sagen vollkommen richtig, bislang haben die Mitglieder selber dafür gesorgt, dass Content, Inhalt, da ist, insbesondere Musik, Fotos, ein paar Videos hier und da und vor allem jede Menge Austausch untereinander.
Und jetzt hat man gesagt, okay, wir müssen hingehen und auch eigene Inhalte, Premium Content, wie man das so schön nennt, erstklassigen Content, eigentlich reinstellen, um die User, unsere User bei Laune zu halten, damit sie nicht woanders hingehen.
Denn Plattformen wie "Youtube" sind ja ungemein populär, weil da sehr viel passiert im Bereich Video. Und deswegen hat man in den USA und jetzt auch in Deutschland gesagt, okay, wir nehmen Geld in die Hand und produzieren so etwas selbst. Und jetzt ist natürlich die Frage, wie sieht so was aus? Wie sieht eine Fernsehsendung, eine Fernsehserie sogar im Internet aus? Die soll ja ein bisschen anders aussehen, als im Fernsehen, das ist ja klar. Man muss versuchen, so ein bisschen sich zu orientieren an dem, was die Menschen selber auch im Internet machen.
Und da kann man auch erkennen, man hat den Eindruck, als wollte man so ein bisschen das kopieren, was die Jugendlichen sonst selber machen, das heißt, die Qualität ist ein bisschen niedriger. Gleichzeitig hat man aber professionelle Schauspieler engagiert. So richtig scheint man nicht zu wissen, was man da machen möchte.
Brink: Will man denn dem Fernsehen Konkurrenz machen?
Schieb: Eindeutig. Das ist ganz klar. Rupert Murdock hat ja dieses MySpace vor drei Jahren für ungefähr 530 Millionen Dollar gekauft. Damals sagte man, wow, das ist viel Geld. Heute sagt jeder, das war wirklich ein Schnäppchen, weil MySpace ist eine der populärsten Webseiten überhaupt mit einem unglaublichen Wachstum. Und mit so vielen Benutzern, über 200 Millionen, die mehr oder weniger täglich vorbeikommen, kann man natürlich schon sehr gut Kasse machen. Man muss sich nur überlegen, wie. Denn auf Werbung reagiert die Userschaft in der Regel einigermaßen allergisch.
Man muss da sehr vorsichtig sein und so Schritt für Schritt versuchen, was kann man den Menschen zumuten. Und es wird wohl ganz bestimmt so sein, dass man in diesen Soaps, in den USA kann man das teilweise schon sehen, einfach auch Product-Placement macht, dass man da Produkte in die Sendungen unterbringt, und das wird dann ganz sicher nicht umsonst sein. Das heißt, man wird dann indirekt dadurch verdienen, dass man eine große Zuschauerschaft hat, die diese Soaps regelmäßig anschaut.
Brink: Sie haben es gesagt, MySpace war ein Schnäppchen für den Medienmogul Rupert Murdock. Sein weltweites Medienunternehmen ist ja für seine konservative Einflussnahme bekannt und will sich auch erklärtermaßen auf dem europäischen Markt positionieren. Das tun sie auf einer anderen Seite, indem der US-Sender "Fox" jetzt zum Beispiel auch in Deutschland läuft. Was plant man denn mit dem Internetforum MySpace, wenn man jetzt redaktionellen Einfluss auch nehmen will?
Schieb: Na ja, man plant schon, quasi zu einem Portal zu werden für die User, wo die User jeden Tag hinkommen, wo sie sich informieren, nicht nur eben austauschen.
Brink: Die Jungen vor allen Dingen auch, das ist das erklärte Ziel?
Schieb: Ganz genau. Vor allem die jungen Menschen. Und die jungen Menschen haben ja heute schon ein ganz anderes Medienverhalten, einen anderen Medienkonsum als die Erwachsenen oder Älteren. Das Internet spielt die allergrößte Rolle für die Jugendlichen. Die verbringen mehr Zeit im Internet, als sie fernsehen oder Radio hören oder Zeitung lesen sogar.
Internet steht an erster Stelle. Und das wollen natürlich die Medienanbieter ausnutzen und sich so eine Klientel, ich will mal sagen, heranziehen, die dauerhaft auch dranbleibt, wobei das schwierig ist. Im Internet gibt es einfach so viele andere Reize, da gibt es so viel Möglichkeiten, eben abzuwandern, deswegen muss man sehr viel ausprobieren, man muss sehr viel anbieten, um zu gucken, was kommt an, und dann muss man darauf setzen.
Aber das ist ganz klar das Ziel, dass man die Jugendlichen, die eben nicht mehr fernsehen oder kaum noch fernsehen oder kaum noch vielleicht sogar ins Kino gehen und schon gar keine Bücher lesen, die will man natürlich irgendwie an sich binden als Medienkonzern. Und das ist ganz klar das Ziel von Rupert Murdock hier bei MySpace.
Brink: Hat denn das Fernsehen in Deutschland darauf eine Antwort?
Schieb: Das Fernsehen versucht auch, Schritt für Schritt im Internet präsent zu sein. Das ZDF zum Beispiel hat ja die "Mediathek". Das ist ein sehr gut gemachtes Portal, wo man eine kleine Auswahl von Sendungen in sehr guter Qualität sich im Internet anschauen kann, aber eben nicht nur mit dem Computer, denn Fernseher sind heute ja in der Regel auch, oder viele moderne Fernseher sind heute durchaus auch mit dem Internet verbunden, sodass man sich nicht vor dem Computer setzen muss, um so einem Angebot aus der Mediathek anzuschauen, sondern man kann es auch im Fernseher machen. Und das wird in Zukunft selbstverständlich sein.
Schon in fünf Jahren, denke ich, wird wirklich jeder Fernseher mit Internetanbindung ausgestattet sein. Dann braucht man gar kein Videorekorder mehr im klassischen Sinne, auch keinen DVD- oder Festplattenrekorder, sondern man schaut sich die Sachen an, die im Internet angeboten werden. Und da geht das ZDF einen großen Schritt nach vorne.
Aber auch die privaten Fernsehsender haben mittlerweile Portale. "Maxdome" ist so ein ganz bekanntes von "Pro Sieben" und "Sat1", wo man sich Fernsehserien insbesondere anschauen kann, die beliebten Fernsehserien, die man so kennt, wo man sich Folgen anschauen kann, die man verpasst hat eventuell, für ein, zwei Euro pro Folge und teilweise sogar schon Folgen von der nächsten Woche, die noch nicht ausgestrahlt wurden, kann man sich da anschauen.
Brink: Noch ganz kurz zum Schluss eine Frage. Wer kontrolliert solche Serien eigentlich? Das ist ja so eine Grauzone, nicht?
Schieb: Das ist absolut eine Grauzone, weil die Landesmedienanstalten kontrollieren ja ausschließlich die privaten Fernsehsender. Und die Internetanbieter sind in dem Sinne keine Sender. Und deswegen ist es immer so ein Streitfall. Es gibt dann teilweise zwar so freiwillige Vereinbarungen, dass man, macht MySpace auch, so einzelne Sendungen kontrollieren lässt von der USK, und die sagen dann, okay, das ist erst ab 18. Dann "senden", in Anführungszeichen, die das erst ab 23.00 Uhr. Aber ein Reglement, ein strenges Reglement, wie das in der Fernsehwelt heute üblich ist, gibt es im Internet noch nicht.
Brink: Vielen Dank, Jörg Schieb! Und wir sprachen mit ihm über die Internetplattform MySpace und ihre Bestrebungen, dem Fernsehen Konkurrenz zu machen.
Jetzt will MySpace dem Fernsehen Konkurrenz machen und schickt eine Serie ins weltweite Netz. "They call us Candygirls" heißt die Soap, die natürlich schon in den USA ihre Vorläufer hatte. Dort sind vor allem ein paar junge hübsche Collegegirls damit beschäftigt, die Zeit totzuschlagen, sich über Jungs, Schule und Ausgehen zu unterhalten. Nun das Ganze auf Deutsch. Die Candygirls, seit gestern auf MySpace.
(O-Ton-Serien-Einspielung)
Nana Brink: MySpace, da erscheint jetzt die neue Serie "Candygirls", und unser Internetfachmann Jörg Schieb hat das beobachtet, die neue Soap bei MySpace. Was erwartet uns denn da? Wir haben es schon gehört, ein paar Mädchen, die verzweifelt versuchen, in eine Kneipe reinzukommen?
Jörg Schieb: Ja, ein Mädchen erst mal. Es ist eine Gruppe von vier jungen Frauen, sagen wir mal junge Frauen, weil die sind ja nicht 16, ich würde mal sagen, so Anfang 20. Und das sind vier junge Frauen, die in Berlin leben und einige arbeiten da in Diskos, andere besuchen Diskos, die lernen sich da kennen. Und im Augenblick kann man ja erst mal nur eine Folge sehen, die ist gestern erschienen. Geplant sind zwei Folgen pro Woche im Augenblick. Und 20 Folgen sind angekündigt. 80 bis 90 Minuten hat man wohl schon verplant in der Gesamtlänge, dramaturgisch sozusagen. Wir beobachten quasi vier Frauen, wie sie das Nachtleben durchstehen, wie sie Männer kennenlernen oder auch nicht kennenlernen, das Übliche eben, was man in Soaps so findet, Beziehungsstress, Beziehungsgeschichten, -kisten, Liebe und wieder trennen usw. Wir dürfen gespannt sein, was uns da alles geboten wird.
Brink: Gibt es da schon erste Reaktionen?
Schieb: Es gibt sehr wohl erste Reaktionen. Das ist ja gerade der Sinn und Zweck auch bei sozialen Netzwerken, dass wirklich alles kommentiert werden kann. Und die meist jugendlichen Besucher von MySpace, Sie haben es ja auch gesagt, die meisten sind so im Bereich 16 bis vielleicht 30, die MySpace benutzen im Großen und Ganzen. Die sagen, hm, das ist alles ziemlich holzschnittartig, klischeehaft, langweilig, keine Überraschung. Ich würde mal schätzen, ganz grob, dass 90 Prozent der Kommentare wirklich sagen, vergesst das, das gucken wir uns auf keinen Fall wieder an, das ist Zeitverschwendung!. Es scheint wirklich kein großer Erfolg am Anfang zu sein.
Brink: Damit konterkariert doch eigentlich MySpace die Absicht, die sie damit eigentlich erreichen wollten. Denn sie haben ja festgestellt, dass sie eigentlich mit ihrer Plattform, wo man ja eigentlich seine Sachen reinstellen kann, deshalb auch MySpace, jetzt wollten sie die gewohnten Pfade verlassen und selber Fernsehen machen. Das scheint ja dann nicht erfolgsversprechend zu sein?
Schieb: Das wird sich zeigen, ob es auf Dauer erfolgsversprechend oder nicht. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Versuch, eigene Inhalte anzubieten. Bislang war MySpace wirklich damit beschäftigt, das Wachstum zu verkraften, weil da sind ja innerhalb von wenigen Jahren über 200 Millionen Mitglieder da reingekommen. Das muss man ja alles mal verwalten und ordnen. Und Sie sagen vollkommen richtig, bislang haben die Mitglieder selber dafür gesorgt, dass Content, Inhalt, da ist, insbesondere Musik, Fotos, ein paar Videos hier und da und vor allem jede Menge Austausch untereinander.
Und jetzt hat man gesagt, okay, wir müssen hingehen und auch eigene Inhalte, Premium Content, wie man das so schön nennt, erstklassigen Content, eigentlich reinstellen, um die User, unsere User bei Laune zu halten, damit sie nicht woanders hingehen.
Denn Plattformen wie "Youtube" sind ja ungemein populär, weil da sehr viel passiert im Bereich Video. Und deswegen hat man in den USA und jetzt auch in Deutschland gesagt, okay, wir nehmen Geld in die Hand und produzieren so etwas selbst. Und jetzt ist natürlich die Frage, wie sieht so was aus? Wie sieht eine Fernsehsendung, eine Fernsehserie sogar im Internet aus? Die soll ja ein bisschen anders aussehen, als im Fernsehen, das ist ja klar. Man muss versuchen, so ein bisschen sich zu orientieren an dem, was die Menschen selber auch im Internet machen.
Und da kann man auch erkennen, man hat den Eindruck, als wollte man so ein bisschen das kopieren, was die Jugendlichen sonst selber machen, das heißt, die Qualität ist ein bisschen niedriger. Gleichzeitig hat man aber professionelle Schauspieler engagiert. So richtig scheint man nicht zu wissen, was man da machen möchte.
Brink: Will man denn dem Fernsehen Konkurrenz machen?
Schieb: Eindeutig. Das ist ganz klar. Rupert Murdock hat ja dieses MySpace vor drei Jahren für ungefähr 530 Millionen Dollar gekauft. Damals sagte man, wow, das ist viel Geld. Heute sagt jeder, das war wirklich ein Schnäppchen, weil MySpace ist eine der populärsten Webseiten überhaupt mit einem unglaublichen Wachstum. Und mit so vielen Benutzern, über 200 Millionen, die mehr oder weniger täglich vorbeikommen, kann man natürlich schon sehr gut Kasse machen. Man muss sich nur überlegen, wie. Denn auf Werbung reagiert die Userschaft in der Regel einigermaßen allergisch.
Man muss da sehr vorsichtig sein und so Schritt für Schritt versuchen, was kann man den Menschen zumuten. Und es wird wohl ganz bestimmt so sein, dass man in diesen Soaps, in den USA kann man das teilweise schon sehen, einfach auch Product-Placement macht, dass man da Produkte in die Sendungen unterbringt, und das wird dann ganz sicher nicht umsonst sein. Das heißt, man wird dann indirekt dadurch verdienen, dass man eine große Zuschauerschaft hat, die diese Soaps regelmäßig anschaut.
Brink: Sie haben es gesagt, MySpace war ein Schnäppchen für den Medienmogul Rupert Murdock. Sein weltweites Medienunternehmen ist ja für seine konservative Einflussnahme bekannt und will sich auch erklärtermaßen auf dem europäischen Markt positionieren. Das tun sie auf einer anderen Seite, indem der US-Sender "Fox" jetzt zum Beispiel auch in Deutschland läuft. Was plant man denn mit dem Internetforum MySpace, wenn man jetzt redaktionellen Einfluss auch nehmen will?
Schieb: Na ja, man plant schon, quasi zu einem Portal zu werden für die User, wo die User jeden Tag hinkommen, wo sie sich informieren, nicht nur eben austauschen.
Brink: Die Jungen vor allen Dingen auch, das ist das erklärte Ziel?
Schieb: Ganz genau. Vor allem die jungen Menschen. Und die jungen Menschen haben ja heute schon ein ganz anderes Medienverhalten, einen anderen Medienkonsum als die Erwachsenen oder Älteren. Das Internet spielt die allergrößte Rolle für die Jugendlichen. Die verbringen mehr Zeit im Internet, als sie fernsehen oder Radio hören oder Zeitung lesen sogar.
Internet steht an erster Stelle. Und das wollen natürlich die Medienanbieter ausnutzen und sich so eine Klientel, ich will mal sagen, heranziehen, die dauerhaft auch dranbleibt, wobei das schwierig ist. Im Internet gibt es einfach so viele andere Reize, da gibt es so viel Möglichkeiten, eben abzuwandern, deswegen muss man sehr viel ausprobieren, man muss sehr viel anbieten, um zu gucken, was kommt an, und dann muss man darauf setzen.
Aber das ist ganz klar das Ziel, dass man die Jugendlichen, die eben nicht mehr fernsehen oder kaum noch fernsehen oder kaum noch vielleicht sogar ins Kino gehen und schon gar keine Bücher lesen, die will man natürlich irgendwie an sich binden als Medienkonzern. Und das ist ganz klar das Ziel von Rupert Murdock hier bei MySpace.
Brink: Hat denn das Fernsehen in Deutschland darauf eine Antwort?
Schieb: Das Fernsehen versucht auch, Schritt für Schritt im Internet präsent zu sein. Das ZDF zum Beispiel hat ja die "Mediathek". Das ist ein sehr gut gemachtes Portal, wo man eine kleine Auswahl von Sendungen in sehr guter Qualität sich im Internet anschauen kann, aber eben nicht nur mit dem Computer, denn Fernseher sind heute ja in der Regel auch, oder viele moderne Fernseher sind heute durchaus auch mit dem Internet verbunden, sodass man sich nicht vor dem Computer setzen muss, um so einem Angebot aus der Mediathek anzuschauen, sondern man kann es auch im Fernseher machen. Und das wird in Zukunft selbstverständlich sein.
Schon in fünf Jahren, denke ich, wird wirklich jeder Fernseher mit Internetanbindung ausgestattet sein. Dann braucht man gar kein Videorekorder mehr im klassischen Sinne, auch keinen DVD- oder Festplattenrekorder, sondern man schaut sich die Sachen an, die im Internet angeboten werden. Und da geht das ZDF einen großen Schritt nach vorne.
Aber auch die privaten Fernsehsender haben mittlerweile Portale. "Maxdome" ist so ein ganz bekanntes von "Pro Sieben" und "Sat1", wo man sich Fernsehserien insbesondere anschauen kann, die beliebten Fernsehserien, die man so kennt, wo man sich Folgen anschauen kann, die man verpasst hat eventuell, für ein, zwei Euro pro Folge und teilweise sogar schon Folgen von der nächsten Woche, die noch nicht ausgestrahlt wurden, kann man sich da anschauen.
Brink: Noch ganz kurz zum Schluss eine Frage. Wer kontrolliert solche Serien eigentlich? Das ist ja so eine Grauzone, nicht?
Schieb: Das ist absolut eine Grauzone, weil die Landesmedienanstalten kontrollieren ja ausschließlich die privaten Fernsehsender. Und die Internetanbieter sind in dem Sinne keine Sender. Und deswegen ist es immer so ein Streitfall. Es gibt dann teilweise zwar so freiwillige Vereinbarungen, dass man, macht MySpace auch, so einzelne Sendungen kontrollieren lässt von der USK, und die sagen dann, okay, das ist erst ab 18. Dann "senden", in Anführungszeichen, die das erst ab 23.00 Uhr. Aber ein Reglement, ein strenges Reglement, wie das in der Fernsehwelt heute üblich ist, gibt es im Internet noch nicht.
Brink: Vielen Dank, Jörg Schieb! Und wir sprachen mit ihm über die Internetplattform MySpace und ihre Bestrebungen, dem Fernsehen Konkurrenz zu machen.