Mit Musik geht alles besser
Die Ausstellung "Macht Musik" will einen spielerischen, natürlichen Zugang zur Musik schaffen. Denn hier ist Musik nicht nur zu hören, sondern auch anzufassen und zu erleben. Es ist ein Projekt der DASA, der Deutschen Arbeitsschutzausstellung, und schon das zeigt: Hier geht es nicht um ein musikwissenschaftliches Projekt, sondern um Musik, die in der Gesellschaft, sogar in der Arbeitswelt ihren Platz hat.
Die Zuschauer sitzen auf Kissen in einem Zelt. Vor ihnen hängt die Kleidung eines sibirischen Schamanen aus dem 19. Jahrhundert, ein Lederanzug mit Fransen. Wenige solcher Stücke sind erhalten, denn meistens wurden die Schamanen in ihren Trachten beerdigt oder verbrannt. Eine Filmprojektion zeigt ein Heilungsritual, die Musik spielt dabei eine entscheidende Rolle.
"Die Schamanen hatten hauptsächlich die Trommel, also ein Rhythmusinstrument, aber auch ihren eigenen Gesang. Und haben mit ganz nachdrücklichen, mit Tanz und Bewegungen vollzogenen Riten die Gesundheit gefördert. Das waren ja nicht nur Kranke. Sondern das Hineingehen in diese oft ekstatischen aber auch nicht ekstatischen Heilrhythmen, die war sehr wichtig für die Gesellschaft."
Für Gerhard Kilger, den Leiter der Deutschen Arbeitsschutzausstellung, ist das schamanische Ritual ein perfektes Beispiel für die positive Macht der Musik. Natürlich könnte die Ausstellung noch viele weitere therapeutische Anwendungen aus der Gegenwart zeigen. Aber das ist nicht das Ziel. Die Schau will verschiedene Möglichkeiten und Spielarten der Musik zeigen, Themen anreißen, auf sinnliche Weise zur tiefer gehenden Beschäftigung anregen. Beim Titel "Macht Musik" denkt man auch an Musik im Dienste der Propaganda, an Manipulation durch Musik. Dieser Aspekt kommt in der Ausstellung allerdings nicht vor.
"Die Macht der Musik, die ist bis in den militärischen Bereich missbraucht worden, wird bis heute missbraucht. Das kennen die Kulturen seit der Antike. In der Musik ist eine gewaltige Macht. Uns interessiert weniger der Missbrauch dieser Macht sondern die Potentiale, die in dieser Macht liegen."
Ja, wieso engagiert sich plötzlich eine Bundeseinrichtung wie die Deutsche Arbeitsschutzausstellung DASA für die Musik?
"Denken Sie an diesen Begriff, der human ressources, der menschlichen Möglichkeiten. Die sind ja viel wichtiger geworden als die eigentliche Technik, die wir im Arbeitsleben benutzen. Wie ist es möglich, dass in einem Orchester, in einer Band Musiker zusammen spielen? Das interessiert heute Manager sehr, nämlich in einem Team von Leitungspersonal, im Team zusammen arbeiten zu lassen."
Gerhard Kilger hat ein music village entworfen, ein musikalisches Dorf mit 13 Häusern. Jeder dieser Räume hat einen grundlegend anderen Charakter. Es gibt ein Aufnahmestudio, in dem jeder Besucher eine E-Gitarre oder ein Schlagzeug malträtieren kann, während andere an den Reglern das Ganze aufnehmen und abmischen. In einer kleinen Oper steht man selbst auf der Bühne, schaut in den Zuschauerraum und hört Isoldes Liebestod von Richard Wagner. Und ein selbstironischer Kultraum zeigt Devotionalien von Popstars. Einen Aschenbecher, den Robbie Williams benutzt hat, natürlich ungereinigt, bloß der Zigarettenstummel wurde geklaut. Campino von den Toten Hosen hat sein altes Tischeishockeyspiel zur Verfügung gestellt. Aus einer Wasserflasche hat Nena getrunken. Und mit einem weißen Handtuch hat sich Gerhard Schröder den Schweiß im Wahlkampf abgewischt. Der Exkanzler macht sich gut zwischen den Popstars.
"Jedes Dorf hat im Zentrum einen Platz, auf dem sich das öffentliche Leben abspielt. Das ist im music village nicht anders."
"Wir haben einen Platz verlegt nach Ghana. Dort kann man Platz nehmen und einem Live-Film, der ohne Schnitt direkt gedreht ist, zuschauen, wie Menschen bei einer Feier, die im Übrigen zur Zwillingsgeburt dort gemacht wird, den ganzen Tag Musik machen, dabei leben. Da sieht man genau, dass Musik und Leben ineinander integriert ist, verzahnte Musik sagen wir dazu. Die fangen an, Musik zu machen am Morgen, und der Rhythmus geht immer weiter, stundenlang, den ganzen Tag, nächteweise geht es dann auch weiter. Das sind auch immer wieder andere Leute, die da weiter musizieren, immer wieder im selben Rhythmus."
Trommeln stehen in den Ecken, die Besucher der Ausstellung können mit den Leuten aus dem Film musizieren. Und sich zwischendurch an einem Kiosk im afrikanischen Stil Ananassaft kaufen. Zwischen E und U, ernster und unterhaltender Musik liegen nur ein paar Schritte. Direkt an der Piazza liegt die Miniaturausgabe des Studios für elektronische Kunst, in dem Klangpioniere wie Karlheinz Stockhausen ihre Kompositionen schufen. Es gibt ein paar Texttafeln, aber überall steht das Erlebnis im Mittelpunkt. Der Titel "Macht Musik" ist auch ein Imperativ, sagt Gerhard Kilger.
"Wir kennen die Musikmuseen, wo man ja nicht irgendetwas anfassen darf. Und dann sind die Musikinstrumente in den Vitrinen drin. Und wir hatten die Idee, das muss genau andersrum gehen. Wir haben überall Instrumente, die man selber anfassen und benutzen darf. Die werden auch nachgerüstet, wenn sie kaputt sind."
Der spielerische, leichte Zugang zur Musik dürfte viele Schüler begeistern. Durch ihre Vielfalt ist die Ausstellung aber auch für erfahrene Besucher mehr als ein Spaß. Denn wer hat sich schon einmal ausführlich mit Sphärenklängen auseinander gesetzt und in einer Apparatur verfolgt, welche Bilder kosmische Strahlen erzeugen? Eins der ältesten Musikinstrumente überhaupt ist ebenfalls in diesem Zimmer zu sehen, eine Knochenflöte aus dem Hals eines Singschwans. Das ausführliche Begleitprogramm sorgt zusätzlich für Abwechslung. Zum Beispiel kann man in dem Raum der Instrumentenbauer selbst eine Blockflöte basteln. Die Ausstellung soll nach den Vorstellungen von Gerhard Kilger Grundlage sein für ein genreübergreifendes, zum eigenen Tun anregendes Musikmuseum. Ein solches Haus ist bereits für Dortmund konzipiert, es fehlt noch das Geld. "Macht Musik" ist ein erster Schritt zu diesem Ziel, ein Musikerlebnis für alle Sinne.
Service:
"Macht Musik" ist vom 29. Januar bis 15. Oktober in der DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25 in Dortmund zu sehen.
Dienstag bis Samstag 9 – 17 Uhr, sonntags 10 – 17 Uhr. Internet: www.macht-musik.de
"Die Schamanen hatten hauptsächlich die Trommel, also ein Rhythmusinstrument, aber auch ihren eigenen Gesang. Und haben mit ganz nachdrücklichen, mit Tanz und Bewegungen vollzogenen Riten die Gesundheit gefördert. Das waren ja nicht nur Kranke. Sondern das Hineingehen in diese oft ekstatischen aber auch nicht ekstatischen Heilrhythmen, die war sehr wichtig für die Gesellschaft."
Für Gerhard Kilger, den Leiter der Deutschen Arbeitsschutzausstellung, ist das schamanische Ritual ein perfektes Beispiel für die positive Macht der Musik. Natürlich könnte die Ausstellung noch viele weitere therapeutische Anwendungen aus der Gegenwart zeigen. Aber das ist nicht das Ziel. Die Schau will verschiedene Möglichkeiten und Spielarten der Musik zeigen, Themen anreißen, auf sinnliche Weise zur tiefer gehenden Beschäftigung anregen. Beim Titel "Macht Musik" denkt man auch an Musik im Dienste der Propaganda, an Manipulation durch Musik. Dieser Aspekt kommt in der Ausstellung allerdings nicht vor.
"Die Macht der Musik, die ist bis in den militärischen Bereich missbraucht worden, wird bis heute missbraucht. Das kennen die Kulturen seit der Antike. In der Musik ist eine gewaltige Macht. Uns interessiert weniger der Missbrauch dieser Macht sondern die Potentiale, die in dieser Macht liegen."
Ja, wieso engagiert sich plötzlich eine Bundeseinrichtung wie die Deutsche Arbeitsschutzausstellung DASA für die Musik?
"Denken Sie an diesen Begriff, der human ressources, der menschlichen Möglichkeiten. Die sind ja viel wichtiger geworden als die eigentliche Technik, die wir im Arbeitsleben benutzen. Wie ist es möglich, dass in einem Orchester, in einer Band Musiker zusammen spielen? Das interessiert heute Manager sehr, nämlich in einem Team von Leitungspersonal, im Team zusammen arbeiten zu lassen."
Gerhard Kilger hat ein music village entworfen, ein musikalisches Dorf mit 13 Häusern. Jeder dieser Räume hat einen grundlegend anderen Charakter. Es gibt ein Aufnahmestudio, in dem jeder Besucher eine E-Gitarre oder ein Schlagzeug malträtieren kann, während andere an den Reglern das Ganze aufnehmen und abmischen. In einer kleinen Oper steht man selbst auf der Bühne, schaut in den Zuschauerraum und hört Isoldes Liebestod von Richard Wagner. Und ein selbstironischer Kultraum zeigt Devotionalien von Popstars. Einen Aschenbecher, den Robbie Williams benutzt hat, natürlich ungereinigt, bloß der Zigarettenstummel wurde geklaut. Campino von den Toten Hosen hat sein altes Tischeishockeyspiel zur Verfügung gestellt. Aus einer Wasserflasche hat Nena getrunken. Und mit einem weißen Handtuch hat sich Gerhard Schröder den Schweiß im Wahlkampf abgewischt. Der Exkanzler macht sich gut zwischen den Popstars.
"Jedes Dorf hat im Zentrum einen Platz, auf dem sich das öffentliche Leben abspielt. Das ist im music village nicht anders."
"Wir haben einen Platz verlegt nach Ghana. Dort kann man Platz nehmen und einem Live-Film, der ohne Schnitt direkt gedreht ist, zuschauen, wie Menschen bei einer Feier, die im Übrigen zur Zwillingsgeburt dort gemacht wird, den ganzen Tag Musik machen, dabei leben. Da sieht man genau, dass Musik und Leben ineinander integriert ist, verzahnte Musik sagen wir dazu. Die fangen an, Musik zu machen am Morgen, und der Rhythmus geht immer weiter, stundenlang, den ganzen Tag, nächteweise geht es dann auch weiter. Das sind auch immer wieder andere Leute, die da weiter musizieren, immer wieder im selben Rhythmus."
Trommeln stehen in den Ecken, die Besucher der Ausstellung können mit den Leuten aus dem Film musizieren. Und sich zwischendurch an einem Kiosk im afrikanischen Stil Ananassaft kaufen. Zwischen E und U, ernster und unterhaltender Musik liegen nur ein paar Schritte. Direkt an der Piazza liegt die Miniaturausgabe des Studios für elektronische Kunst, in dem Klangpioniere wie Karlheinz Stockhausen ihre Kompositionen schufen. Es gibt ein paar Texttafeln, aber überall steht das Erlebnis im Mittelpunkt. Der Titel "Macht Musik" ist auch ein Imperativ, sagt Gerhard Kilger.
"Wir kennen die Musikmuseen, wo man ja nicht irgendetwas anfassen darf. Und dann sind die Musikinstrumente in den Vitrinen drin. Und wir hatten die Idee, das muss genau andersrum gehen. Wir haben überall Instrumente, die man selber anfassen und benutzen darf. Die werden auch nachgerüstet, wenn sie kaputt sind."
Der spielerische, leichte Zugang zur Musik dürfte viele Schüler begeistern. Durch ihre Vielfalt ist die Ausstellung aber auch für erfahrene Besucher mehr als ein Spaß. Denn wer hat sich schon einmal ausführlich mit Sphärenklängen auseinander gesetzt und in einer Apparatur verfolgt, welche Bilder kosmische Strahlen erzeugen? Eins der ältesten Musikinstrumente überhaupt ist ebenfalls in diesem Zimmer zu sehen, eine Knochenflöte aus dem Hals eines Singschwans. Das ausführliche Begleitprogramm sorgt zusätzlich für Abwechslung. Zum Beispiel kann man in dem Raum der Instrumentenbauer selbst eine Blockflöte basteln. Die Ausstellung soll nach den Vorstellungen von Gerhard Kilger Grundlage sein für ein genreübergreifendes, zum eigenen Tun anregendes Musikmuseum. Ein solches Haus ist bereits für Dortmund konzipiert, es fehlt noch das Geld. "Macht Musik" ist ein erster Schritt zu diesem Ziel, ein Musikerlebnis für alle Sinne.
Service:
"Macht Musik" ist vom 29. Januar bis 15. Oktober in der DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25 in Dortmund zu sehen.
Dienstag bis Samstag 9 – 17 Uhr, sonntags 10 – 17 Uhr. Internet: www.macht-musik.de