Mit kalter Mimik und brachialer Gewalt

Von Hans-Ulrich Pönack · 03.04.2013
Nach internationalen Erfolgen hat der dänische Regisseur Niels Arden Oplev nun seinen ersten Kinofilm in den USA gedreht: eine Rache-Story im Gangster-Milieu von New York. Herausgekommen ist der überzeugende, charakterstarke Spannungsfilm "Dead Man Down".
Der 51-jährige dänische Regisseur Niels Arden Oplev schuf mit der Stieg Larsson-Adaption "Verblendung" den erfolgreichsten skandinavischen Film aller Zeiten. Zugleich war "Verblendung" 2009 auch der erfolgreichste europäische Film im Kinojahr. Danach arbeitete Oplev in den USA an der Fernsehserie "Unforgettable". Und nun folgte sein erster Kinofilm in den USA: eine Rache-Story im Gangster-Milieu von New York.

Der schweigsame Victor (Colin Farrell) ist ein absolut zuverlässiges Mitglied in der Organisation von Unterweltboss Alphonse (Terence Howard). Dieser sieht sich gerade anonymen Drohungen ausgesetzt, kriegt in regelmäßigen Abständen rätselhafte Nachrichten zugestellt. Victor und sein bester Freund Darcy (Dominic Cooper) erhalten den Auftrag, dies ein für allemal zu klären. Für Darcy wird dieser Chef-Auftrag zur Obsession, während Victor eher besonnen bleibt. Allerdings tut sich bei Victor noch eine andere Front auf. Eine Nachbarin, Beatrice (Noomi Rapace; "Verblendung"), die mit ihrer Mutter (Isabelle Huppert) gegenüber wohnt, macht sich offensichtlich an ihn ´ran und will Victor ebenfalls für ihre ganz private Rache instrumentalisieren: an einem üblen Kerl, der ihre Existenz ruiniert hat. Sie hängt sich also unangemeldet an seine Fersen, was für seinen eigentlichen Job nicht unbedingt zuträglich ist.

"Dead Man Down" ist ein Noir-Thriller mit gewaltiger Besetzung und einer interessanten Story, in der schicksalhafte Verstrickungen und verblüffende Wendungen an der spannenden Tagesordnung sind. Souverän, in düsteren künstlichen New York-Farben und atmosphärischen Lagerhallen-Locations ausgebreitet.

Der irische Schauspieler Colin Farrell mimt den schwarzen Sheriff Victor mal mit stoischer, mal mit nervöser Alain Delon-Kälte-Mimik, um dann wiederum mit brachialer Gewalt loszudonnern. Die Action-Details allerdings sind nicht sehr plausibel, was bei dem einige Zeit faszinierenden, spannenden Rache-Drama zu unlogischen Aussetzern führt.

Nichtsdestotrotz wirken Farrell & Rapace als schicksalhaftes Team durchweg überzeugend, präsent, zerbrechlich und hart. Und erheben dieses Milieu-Puzzle erheblich über Standard-Produkte des Genres hinweg. Auch, weil sie von Terence Howard als manierlicher Pate und Dominic Cooper als übereifriger Victor-Kumpel Darcy tollkühn begleitet und unterstützt werden. "Dead Man Down" ist vor allem ein charakterstarker und dann erst wilder Spannungsfilm.

USA 2012, Regie: Niels Arden Oplev, Drehbuch: J.H. Wyman; Kamera: Paul Cameron, Darsteller: Colin Farrell, Noomi Rapace, Dominic Cooper, 117 Minuten, FSK ab 16 Jahren