Mit Gefühl und Intuition
Warum entscheiden wir uns so, wie wir es tun? Und wie können wir lernen, eine klügere Wahl zu treffen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der holländische Sozialpsychologe Ap Dijksterhuis in seinem Buch "Das kluge Unbewusste".
Je komplexer die Welt wird, desto mehr Entscheidungen muss der Einzelne treffen. Doch warum entscheiden wir uns so, wie wir es tun? Und wie können wir lernen, eine bessere beziehungsweise klügere Wahl zu treffen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der holländische Sozialpsychologe Ap Dijksterhuis in seinem ersten Buch "Das kluge Unbewusste. Denken mit Gefühl und Intuition".
Die Antworten, die er seinen Lesern bietet, sind durch neueste Studien gestützt, von faszinierenden Experimenten illustriert und werden unterhaltsam und zugänglich in neun Kapiteln dargestellt. Dijksterhuis beginnt damit, Descartes Formel "Ich denke, also bin ich" durch neuere Forschungsergebnisse zu widerlegen und das Bewusstsein zugunsten des Unbewussten auf seinen Platz zu verweisen. Am überzeugendsten ist der Vergleich der Verarbeitungsleistung: Während das Bewusstsein nur circa 60 Bits pro Sekunde aufbringt, schafft das Unbewusste in der gleichen Zeit über 11,2 Millionen Bits.
In ihm sind unser ganzes Wissen und unsere Erfahrung gespeichert, bewusst sind davon nur Bruchteile abrufbar. Und so spielen bei unseren Entscheidungen mehr Faktoren eine Rolle, als es zunächst den Anschein hat.
Hier stellt sich die Frage nach der Willensfreiheit - wenn das Unbewusste schon vorher weiß, was wir tun werden, haben wir überhaupt Einfluss auf unser Handeln? Ja und nein, antwortet der Autor. Ja, weil komplexe, weitreichende Entscheidungen das Bewusstsein mit einbeziehen können. Nein, weil viele Prozesse automatisiert ablaufen und das Bewusstsein oft genug nur dazu dient, unbewusste Entscheidungen im Nachhinein zu rationalisieren.
Das Unbewusste hat einfach den besseren Überblick, und genau sollten wir uns zunutze machen. Es ist ratsam, bei großen Entscheidungen wie Hauskauf oder Jobwechsel eine Nacht drüber zu schlafen, so pragmatisch der Autor. Durch zeitliche Verzögerung zapfen wir unbewusstes Wissen an; unter Zeitdruck hingegen ist es besser, sich sofort und aus dem Bauch heraus zu entscheiden, als lange darüber nachzudenken. Denn Grübeln endet oft in "dummen kleine Theorien", so der Autor, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Darüber hinaus beschäftigt sich Duijsterhuis mit den Auswirkungen unbewusster Wahrnehmung, etwa den Möglichkeiten subtiler Manipulation und der Imitation im sozialen Miteinander. Am Ende des Buches steht fest: Der Mensch denkt, das Unbewusste lenkt.
Dijsterhaus hat ein außerordentlich kluges und wichtiges Buch geschrieben, lebensnah, nützlich und zugleich eine atemberaubende Reise zu den Fragen des 21. Jahrhunderts: Handlungsfreiheit, Bewusstseinsmanipulation und Entscheidungsfindung. Und eines ist sicher, auch der Leser ist nach der Lektüre ein bisschen klüger geworden. Ob bewusst, oder unbewusst.
Besprochen von Ariadne von Schirach
Ap Dijksterhuis: Das kluge Unbewusste. Denken mit Gefühl und Intuition
übersetzt von Hildegard Höhr, Klett Cotta Verlag, Februar 2010, 251 Seiten, 19,90 Euro
Die Antworten, die er seinen Lesern bietet, sind durch neueste Studien gestützt, von faszinierenden Experimenten illustriert und werden unterhaltsam und zugänglich in neun Kapiteln dargestellt. Dijksterhuis beginnt damit, Descartes Formel "Ich denke, also bin ich" durch neuere Forschungsergebnisse zu widerlegen und das Bewusstsein zugunsten des Unbewussten auf seinen Platz zu verweisen. Am überzeugendsten ist der Vergleich der Verarbeitungsleistung: Während das Bewusstsein nur circa 60 Bits pro Sekunde aufbringt, schafft das Unbewusste in der gleichen Zeit über 11,2 Millionen Bits.
In ihm sind unser ganzes Wissen und unsere Erfahrung gespeichert, bewusst sind davon nur Bruchteile abrufbar. Und so spielen bei unseren Entscheidungen mehr Faktoren eine Rolle, als es zunächst den Anschein hat.
Hier stellt sich die Frage nach der Willensfreiheit - wenn das Unbewusste schon vorher weiß, was wir tun werden, haben wir überhaupt Einfluss auf unser Handeln? Ja und nein, antwortet der Autor. Ja, weil komplexe, weitreichende Entscheidungen das Bewusstsein mit einbeziehen können. Nein, weil viele Prozesse automatisiert ablaufen und das Bewusstsein oft genug nur dazu dient, unbewusste Entscheidungen im Nachhinein zu rationalisieren.
Das Unbewusste hat einfach den besseren Überblick, und genau sollten wir uns zunutze machen. Es ist ratsam, bei großen Entscheidungen wie Hauskauf oder Jobwechsel eine Nacht drüber zu schlafen, so pragmatisch der Autor. Durch zeitliche Verzögerung zapfen wir unbewusstes Wissen an; unter Zeitdruck hingegen ist es besser, sich sofort und aus dem Bauch heraus zu entscheiden, als lange darüber nachzudenken. Denn Grübeln endet oft in "dummen kleine Theorien", so der Autor, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Darüber hinaus beschäftigt sich Duijsterhuis mit den Auswirkungen unbewusster Wahrnehmung, etwa den Möglichkeiten subtiler Manipulation und der Imitation im sozialen Miteinander. Am Ende des Buches steht fest: Der Mensch denkt, das Unbewusste lenkt.
Dijsterhaus hat ein außerordentlich kluges und wichtiges Buch geschrieben, lebensnah, nützlich und zugleich eine atemberaubende Reise zu den Fragen des 21. Jahrhunderts: Handlungsfreiheit, Bewusstseinsmanipulation und Entscheidungsfindung. Und eines ist sicher, auch der Leser ist nach der Lektüre ein bisschen klüger geworden. Ob bewusst, oder unbewusst.
Besprochen von Ariadne von Schirach
Ap Dijksterhuis: Das kluge Unbewusste. Denken mit Gefühl und Intuition
übersetzt von Hildegard Höhr, Klett Cotta Verlag, Februar 2010, 251 Seiten, 19,90 Euro