Mit eigener Note
Ein kleines exquisites Klavierfestival entstand 1987 fast zeitgleich mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival und im selben Bundesland: Das Husumer Schloss präsentiert „Raritäten der Klaviermusik“. Seit über 20 Jahren reisen Enthusiasten von sehr weit an, um Klaviermusik auf Weltniveau zu hören. Am Wochenende hat das einwöchige Klavierfestival begonnen.
Es ist ja so ein Stück – wie die Engländer sagen – im Big-Court-Style: Alles ist sehr vollgriffig und sehr vollklanglich, und trotzdem, das Scherzo hat eine eigene Qualität, natürlich schimmert das wienerische Element durch, aber auch so ein bisschen schon verfremdet natürlich. Peter Froundjian, Pianist, Gründer und künstlerischer Leiter der Husumer „Raritäten der Klaviermusik“ griff zum Auftakt der 22. Festivals selbst in die Tasten.
Nur 13 Jahre war Erich Wolfgang Korngold alt, als er seine zweite Klavier-Sonate in E-Dur schrieb. Es ist ein erstaunlich reifes Werk, formal glänzend komponiert, das auch an die Grenzen der Tonalität geht, mit originellen Einfällen, pianistisch anspruchsvoll. Arthur Schnabel, der die Sonate 1911 uraufführte, sprach noch 1948, also viele Jahre später, von einem bewundernswerten Stück, und auch niemand geringerer als Glenn Gould hatte Korngolds Jugendwerk in seinem Repertoire.
Peter Froundjian hatte bei seinem Recital außer Korngold noch Werke von Zemlinsky – Korngolds Lehrer – und von Sibelius, Ignaz Friedman und Johann Strauss im Programm.
„Das ist mir auch ein Anliegen, doch bedeutende Künstler und auch Kunstwerke der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert hier zu präsentieren, die sich nicht der Avantgarde und der Auflösung der Tonalität verschrieben hatten.“
Dieses kurze Klavierstück von Ignaz Friedman heißt „Plainte“ ("Klage"). Vermutlich war es bei den „Raritäten der Klaviermusik“ eine Uraufführung. Friedman stammte aus Krakau, er war während des Zweiten Weltkrieges zufällig in Australien auf Tournee, wo er blieb, und was ihm wohl – er war Jude – das Leben rettete.
Vermutlich ist es aber auch ein Grund, warum Friedmans hochromantische, qualitätsvolle Musik zum großen Teil heute nicht einmal gedruckt ist, daher wenig bekannt ist und auch kaum gespielt wird. Diesen „Krakowiak“ – Krakauer Tanz – spielte Froundjian aus dem Manuskript.
„Bei weniger anerkannten Komponisten gibt es eben Perlen und Wertvolles, aber auch einiges, eben die Spreu, das muss man dann mit Geschmack und Kunstsinn ein bisschen aussortieren. Und dann findet man zu den Dingen, die man dann auch vorstellen könnte, die dann ein eigenes Gepräge haben, ein eigenes Gesicht.“
Peter Froundjian sucht gemeinsam mit den anderen Pianisten die Werke sehr sorgfältig aus. Bei den Husumer „Raritäten der Klaviermusik“ gilt es wirklich, selten oder nie gehörtes Repertoire vorzustellen. Festival-Leiter Peter Froundjian geht da kaum Kompromisse ein. Pianisten, die in Husum spielen, müssen also eine gewisse Neugier und auch Idealismus mitbringen, denn vieles kann eben nur hier gespielt werden. Der am Mainstream orientierte Musikmarkt setzt in der Regel auf Selbstgänger – sprich: Komponisten wie Beethoven, Chopin, Schumann, Brahms.
„Was mir hier auffällt, und was ich bei diesem Festival sehr interessant finde, ist, dass das Publikum hier tatsächlich in erster Linie wegen der Musik kommt, und weniger, um einen speziellen Pianisten zu hören. Das ist ziemlich selten.“
Der Franzose Denis Pascal präsentierte beim zweiten Festival-Abend zwar Werke von Franz Liszt, darunter jedoch eine erst 1970 gedruckte, virtuose Toccata, und drei unbekanntere und weniger reißerische Ungarische Rhapsodien. Nicht nur bei Liszt erwies sich Denis Pascal als ein Pianist mit einem ungeheuer differenzierten Anschlag, mit dem er ein fantastisches Farbenspektrum hervorzauberte.
Denis Pascal spielte unter anderem auch Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und von dem 1964 gestorbenen Österreicher Joseph Marx, der wiederum ein Freund von Gabriel Fauré war. Meisterhaft, mit welcher Intensität und mit welchem Charme Denis Pascal zwei Fauré-Nocturnes interpretierte.
Auch der Schwede Roland Pöntinen wird am Mittwoch einige Klavierwerke von Gabriel Fauré im Programm haben. Faurés Klavier-Ouevre ist schmal, darunter sind exzellente Stücke, die es verdienten, häufiger gespielt zu werden. Peter Froundjian hält Fauré für einen sehr originellen Komponisten.
„Wen könnte ich vergleichen mit Fauré? Für mich, ich könnte ihn vergleichen mit Georges Braque, der hat auch eine sehr kammermusikalische Art der Bilder, der Bildkompositionen. Diese Leute sind alles keine laut auftrumpfenden Künstler gewesen, auch keine Avantgardisten, aber trotzdem sehr bemerkenswerte Menschen, mit eigenen Noten, wirklich eigener Note.“
Eine „spezielle“ Rarität wird etwa am Donnerstag eine Klavier-Bearbeitung von Rimsky-Korsakows „Scheherazade“ von Prokofjew sein, die nicht gedruckt vorliegt, sondern die der Russe Lev Vinocour von einer historischen Aufnahme von 1921 mit Prokofjew abgehört hat.
Nur 13 Jahre war Erich Wolfgang Korngold alt, als er seine zweite Klavier-Sonate in E-Dur schrieb. Es ist ein erstaunlich reifes Werk, formal glänzend komponiert, das auch an die Grenzen der Tonalität geht, mit originellen Einfällen, pianistisch anspruchsvoll. Arthur Schnabel, der die Sonate 1911 uraufführte, sprach noch 1948, also viele Jahre später, von einem bewundernswerten Stück, und auch niemand geringerer als Glenn Gould hatte Korngolds Jugendwerk in seinem Repertoire.
Peter Froundjian hatte bei seinem Recital außer Korngold noch Werke von Zemlinsky – Korngolds Lehrer – und von Sibelius, Ignaz Friedman und Johann Strauss im Programm.
„Das ist mir auch ein Anliegen, doch bedeutende Künstler und auch Kunstwerke der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert hier zu präsentieren, die sich nicht der Avantgarde und der Auflösung der Tonalität verschrieben hatten.“
Dieses kurze Klavierstück von Ignaz Friedman heißt „Plainte“ ("Klage"). Vermutlich war es bei den „Raritäten der Klaviermusik“ eine Uraufführung. Friedman stammte aus Krakau, er war während des Zweiten Weltkrieges zufällig in Australien auf Tournee, wo er blieb, und was ihm wohl – er war Jude – das Leben rettete.
Vermutlich ist es aber auch ein Grund, warum Friedmans hochromantische, qualitätsvolle Musik zum großen Teil heute nicht einmal gedruckt ist, daher wenig bekannt ist und auch kaum gespielt wird. Diesen „Krakowiak“ – Krakauer Tanz – spielte Froundjian aus dem Manuskript.
„Bei weniger anerkannten Komponisten gibt es eben Perlen und Wertvolles, aber auch einiges, eben die Spreu, das muss man dann mit Geschmack und Kunstsinn ein bisschen aussortieren. Und dann findet man zu den Dingen, die man dann auch vorstellen könnte, die dann ein eigenes Gepräge haben, ein eigenes Gesicht.“
Peter Froundjian sucht gemeinsam mit den anderen Pianisten die Werke sehr sorgfältig aus. Bei den Husumer „Raritäten der Klaviermusik“ gilt es wirklich, selten oder nie gehörtes Repertoire vorzustellen. Festival-Leiter Peter Froundjian geht da kaum Kompromisse ein. Pianisten, die in Husum spielen, müssen also eine gewisse Neugier und auch Idealismus mitbringen, denn vieles kann eben nur hier gespielt werden. Der am Mainstream orientierte Musikmarkt setzt in der Regel auf Selbstgänger – sprich: Komponisten wie Beethoven, Chopin, Schumann, Brahms.
„Was mir hier auffällt, und was ich bei diesem Festival sehr interessant finde, ist, dass das Publikum hier tatsächlich in erster Linie wegen der Musik kommt, und weniger, um einen speziellen Pianisten zu hören. Das ist ziemlich selten.“
Der Franzose Denis Pascal präsentierte beim zweiten Festival-Abend zwar Werke von Franz Liszt, darunter jedoch eine erst 1970 gedruckte, virtuose Toccata, und drei unbekanntere und weniger reißerische Ungarische Rhapsodien. Nicht nur bei Liszt erwies sich Denis Pascal als ein Pianist mit einem ungeheuer differenzierten Anschlag, mit dem er ein fantastisches Farbenspektrum hervorzauberte.
Denis Pascal spielte unter anderem auch Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und von dem 1964 gestorbenen Österreicher Joseph Marx, der wiederum ein Freund von Gabriel Fauré war. Meisterhaft, mit welcher Intensität und mit welchem Charme Denis Pascal zwei Fauré-Nocturnes interpretierte.
Auch der Schwede Roland Pöntinen wird am Mittwoch einige Klavierwerke von Gabriel Fauré im Programm haben. Faurés Klavier-Ouevre ist schmal, darunter sind exzellente Stücke, die es verdienten, häufiger gespielt zu werden. Peter Froundjian hält Fauré für einen sehr originellen Komponisten.
„Wen könnte ich vergleichen mit Fauré? Für mich, ich könnte ihn vergleichen mit Georges Braque, der hat auch eine sehr kammermusikalische Art der Bilder, der Bildkompositionen. Diese Leute sind alles keine laut auftrumpfenden Künstler gewesen, auch keine Avantgardisten, aber trotzdem sehr bemerkenswerte Menschen, mit eigenen Noten, wirklich eigener Note.“
Eine „spezielle“ Rarität wird etwa am Donnerstag eine Klavier-Bearbeitung von Rimsky-Korsakows „Scheherazade“ von Prokofjew sein, die nicht gedruckt vorliegt, sondern die der Russe Lev Vinocour von einer historischen Aufnahme von 1921 mit Prokofjew abgehört hat.