Mit der Gondel zu den Kronen
Erstmals tagt vom 11. bis 16. Juli die internationale Elite der Baumkronenforscher in Deutschland. 200 Wissenschaftler aus aller Welt kamen nach Leipzig. Die diesjährige Tagung der Experten steht unter dem Motto "Baumkronenforschung - temperate und tropische Wälder im Vergleich". Nach Florida und Australien zog sie der Leipziger Auwaldkran an, mit dem ein Forscherteam einen Auwald der gemäßigten Zone untersucht und damit - es ist das einzige Projekt dieser Art - für die realistische Einschätzung des Waldes im globalen Maßstab unverzichtbar ist.
" Ja. Steigen Sie bitte ein. Jetzt fahren wir hoch. Das ist die Fernsteuerung, damit kann ich den Kran bewegen. Ich kann die Gondel, wo wir drinstehen, hochfahren, runterfahren. Entlang des Auslegers. Ich kann den Ausleger drehen. Ich kann den ganzen Kran entlang einer Schiene bewegen."
Ophir Tal kam aus Israel nach Leipzig. Er untersucht die Blüten von Esche, Ahorn und Linde. Während der lautlosen Fahrt in die Höhe erzählt er von einigen Beobachtungen. Immer wieder gab es Überraschungen, seit im Frühjahr 2001 der Auwaldkran in Betrieb genommen wurde. Der Biologe gibt zum Besten, was sich alljährlich ereignet, wenn Blaumeisen die Eschen anfliegen.
" Die Esche blüht sehr früh im März schon. Die Blütenstände werden durch Blaumeisen besucht. Weil sie halt die Insekten, die sich drinnen verstecken, fressen. Dabei übertragen sie auch Pollen. Sie sind sicher kein Hauptbestäuber der Esche. Die Esche ist halt windbestäubt. Aber einen gewissen Beitrag können sie da beitragen."
Die Vogelbestäubung ist aus den Regenwäldern Südamerikas schon lange bekannt, nicht aber in den hiesigen Wäldern der gemäßigten Klimazone. - Seit Carl von Linné geht es in der Biologie darum, alles das zu beobachten, was sich beobachten lässt und möglichst auch das beobachtbar zu machen, was bislang verborgen war. Doch wer nach oben will, muss schwindelfrei sein. Geschickt steuert Ophir Tal die Gondel des grünen Baukrans.
" Jetzt sind wir fast 30 Meter hoch. Das ist die Obergrenze des Krans halt. Das reicht. Da kommt man fast über alle Bäume. Jetzt bewegen wir uns noch ein bisschen ... Jetzt sind wir angekommen. Man hat's schon gehört. Jetzt drehen wir uns um. Mit dem Ausleger. Insgesamt ist es eine Fläche von 1,5 Hektar erreichbar mit der Gondel. Drin sind fast 250 Kronenbäume. Also Bäume, die wirklich bis oben reichen. Insgesamt gibt es im Plot fast 1000 Bäume."
In der luftigen Höhe der "Leipziger Freiheit" bekamen die Forscher nicht nur Insekten zu Gesicht, von denen man annahm, dass sie in Sachsen längst ausgestorben seien. In den Baumspitzen treiben sich auch Laubfrösche herum. Ohne geduldige Beobachtung über den Wipfeln lassen sich die biologischen Kreisläufe des Waldes nicht erkunden. Erst gleitet Ophir Tal mit der Gondel von Baum zu Baum, dann lässt er uns über dem prächtigen gelben Farbteppich einer Linde wie eine Biene von Blüte zu Blüte schweben.
" Man kann sehen, ob die Staubgefäße auf sind oder geschlossen sind oder schon abgefallen sind. Man kann sehen, ob die Narbe gespreizt ist. Das ist alles im Millimeterbereich. Man kann überall in die Krone reinkommen. An die äußeren Kronen, wo die Blüten sind. Man kann alles sehen, was die Blattläuse machen. Die Eichhörnchen kommen manchmal an Blüten zum Trinken. Man kann alles sehen mit der Gondel. Die Zugänglichkeit ist sehr gut."
Für seine Doktorarbeit, aber auch um den Wald zu erkunden und zu erhalten, steigt der Blütenbiologe Ophir Tal bei Sonne und bei Regen in die schwankende Gondel und besucht hoch oben über unseren Köpfen mit Kamera und Notebook die Lindenblüten.
Das Gespräch zum Kongress in Leipzig über die Welt der Baumkronen mit dem Diplombiologen Martin Untersehen können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.
Service:
Die 4. Internationale Konferenz zur Baumkronenforschung findet vom 11. bis 16. Juli 2005 an der Universität Leipzig statt.
Ophir Tal kam aus Israel nach Leipzig. Er untersucht die Blüten von Esche, Ahorn und Linde. Während der lautlosen Fahrt in die Höhe erzählt er von einigen Beobachtungen. Immer wieder gab es Überraschungen, seit im Frühjahr 2001 der Auwaldkran in Betrieb genommen wurde. Der Biologe gibt zum Besten, was sich alljährlich ereignet, wenn Blaumeisen die Eschen anfliegen.
" Die Esche blüht sehr früh im März schon. Die Blütenstände werden durch Blaumeisen besucht. Weil sie halt die Insekten, die sich drinnen verstecken, fressen. Dabei übertragen sie auch Pollen. Sie sind sicher kein Hauptbestäuber der Esche. Die Esche ist halt windbestäubt. Aber einen gewissen Beitrag können sie da beitragen."
Die Vogelbestäubung ist aus den Regenwäldern Südamerikas schon lange bekannt, nicht aber in den hiesigen Wäldern der gemäßigten Klimazone. - Seit Carl von Linné geht es in der Biologie darum, alles das zu beobachten, was sich beobachten lässt und möglichst auch das beobachtbar zu machen, was bislang verborgen war. Doch wer nach oben will, muss schwindelfrei sein. Geschickt steuert Ophir Tal die Gondel des grünen Baukrans.
" Jetzt sind wir fast 30 Meter hoch. Das ist die Obergrenze des Krans halt. Das reicht. Da kommt man fast über alle Bäume. Jetzt bewegen wir uns noch ein bisschen ... Jetzt sind wir angekommen. Man hat's schon gehört. Jetzt drehen wir uns um. Mit dem Ausleger. Insgesamt ist es eine Fläche von 1,5 Hektar erreichbar mit der Gondel. Drin sind fast 250 Kronenbäume. Also Bäume, die wirklich bis oben reichen. Insgesamt gibt es im Plot fast 1000 Bäume."
In der luftigen Höhe der "Leipziger Freiheit" bekamen die Forscher nicht nur Insekten zu Gesicht, von denen man annahm, dass sie in Sachsen längst ausgestorben seien. In den Baumspitzen treiben sich auch Laubfrösche herum. Ohne geduldige Beobachtung über den Wipfeln lassen sich die biologischen Kreisläufe des Waldes nicht erkunden. Erst gleitet Ophir Tal mit der Gondel von Baum zu Baum, dann lässt er uns über dem prächtigen gelben Farbteppich einer Linde wie eine Biene von Blüte zu Blüte schweben.
" Man kann sehen, ob die Staubgefäße auf sind oder geschlossen sind oder schon abgefallen sind. Man kann sehen, ob die Narbe gespreizt ist. Das ist alles im Millimeterbereich. Man kann überall in die Krone reinkommen. An die äußeren Kronen, wo die Blüten sind. Man kann alles sehen, was die Blattläuse machen. Die Eichhörnchen kommen manchmal an Blüten zum Trinken. Man kann alles sehen mit der Gondel. Die Zugänglichkeit ist sehr gut."
Für seine Doktorarbeit, aber auch um den Wald zu erkunden und zu erhalten, steigt der Blütenbiologe Ophir Tal bei Sonne und bei Regen in die schwankende Gondel und besucht hoch oben über unseren Köpfen mit Kamera und Notebook die Lindenblüten.
Das Gespräch zum Kongress in Leipzig über die Welt der Baumkronen mit dem Diplombiologen Martin Untersehen können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.
Service:
Die 4. Internationale Konferenz zur Baumkronenforschung findet vom 11. bis 16. Juli 2005 an der Universität Leipzig statt.