Mit App zu einvernehmlichem Sex

Gib's mir... aber schriftlich!

Ein Paar auf der Couch.
In Schweden gibt es jetzt ein App, mit der sich Partner mittels digitaler Unterschrift am Smartphone die Zustimmung zum Geschlechtsverkehr holen können. © imago/Westend61
Catherine Newmark im Gespräch mit Max Oppel · 02.07.2018
Passend zum neuen "Anti-Vergewaltigungs-Gesetz" in Schweden können Sex-Partner nun per App ihrem Geschlechtsverkehr zustimmen. Wie romantisch ist das noch? Über die App lasse sich streiten, sagt Catherine Newmark. Über die Intention dahinter nicht.
Das neue Gesetz zu Sex und Vergewaltigung in Schweden ist in den vergangenen Monaten bereits kontrovers diskutiert worden. Es legt fest, dass Geschlechtsverkehr ohne ausdrückliche Zustimmung der Beteiligten als Vergewaltigung einzustufen ist. Auch wenn es jetzt in Kraft getreten ist, ist die grundlegende Frage, wie das gegenseitige Einvernehmen vor Gericht nachgewiesen werden kann, nicht geklärt.
Hier setzt die Anwältin Baharak Vaziri mit ihrer App "Libra" an, die bisher nur für Apple-Nutzer verfügbar ist. Die Partner können sich mittels digitaler Unterschrift am Smartphone die Zustimmung zum Geschlechtsverkehr holen.
Screenshot der App "Libra" aus dem Apple-App-Store itunes
Screenshot der App "Libra": Mit einer digitalen Unterschrift können Sex-Partner ihre Zustimmung zum Geschlechtsverkehr geben.© Screenshot aus itunes
"Wir können uns darüber streiten, ob es sinnvoll ist, auf einer App ein Ja zu drücken", sagt unsere Redakteurin Catherine Newmark zu der sehr emotional geführten Debatte. Sie glaube aber, es gehe der Anwältin eher darum, noch einmal eine Diskussion über das Thema Zustimmung zum Sex hervorzurufen. Wichtiger als die App sei die grundsätzliche Einstellung, "Sexualität ist nicht ein Privileg oder etwas, das man sich nehmen kann. Sexualität ist ein Geben und Nehmen und das braucht Einverständnis".
Den öffentliche Streit um die App und auch um das Gesetz sehe sie gelassen. "Ich glaube, fast alle diese Debatten sind Scheindebatten, in denen hysterisiert aufgeschrien wird, weil das Stichwort Gender gefallen ist", sagt Newmark.

Falsche Vergewaltigungsvorwürfe werden nicht zunehmen

Im Alltag erlebe sie die Frage, ob ein Einverständnis zum Sex vorliege, als etwas total unkompliziertes. "Meistens weiß ich, dass derjenige, mit dem ich schlafe, das auch will", sagt Newmark. "Und wenn ich das nicht weiß, dann höre ich kurz auf." Die Befürchtung, dass es durch dieses Gesetz zu massenweisen ungerechtfertigten Vergewaltigungsvorwürfen komme, halte sie für falsch. Nur ein kleiner Teil der Vergewaltigungen werde bisher angezeigt, ein noch kleinerer Teil führe zu Verurteilungen.
"Wenn ich persönlich Rache nehmen will an einem Mann, ist ein Vergewaltigungsvorwurf wirklich die schlechteste Strategie, die ich fahren kann."

(ske)
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