Mission Weltrettung
Wenn auf der Erde ein großer Asteroid einschlägt, kann es theoretisch Millionen von Opfern geben. Ein solches Horror-Szenrio beschäftigt auch die Experten bei den Raumfahrtagenturen. Sie wollen wissen, was alles durch unser Sonnensystem kreuzt - und potenziell gefährliche Himmelskörper am liebsten aus dem Weg schaffen.
"Grand Challenge", große Herausforderung, nennt die US-Weltraumbehörde NASA ihr Programm zur Rettung der Welt. Groß ist eine freundliche Untertreibung – das, was die stellvertretende NASA-Chefin Lori Garver als Ziel ausruft, könnte ambitionierter kaum sein. Ziel sei, alle Asteroiden zu finden, die die Menschheit bedrohen und zu wissen, wie mit ihnen zu verfahren sei.
"We are thrilled to be a part of.”"
Dass sie begeistert sei, bei dieser Aufgabe dabei zu sein, hat fast etwas vom Pfeifen im Wald. Denn ein Blick auf die Zahlen ist ernüchternd: Nicht weniger als 10.000 Asteroiden sind bereits bekannt, die bei ihrem Lauf um die Sonne immer wieder in die Nähe der Erde geraten – gut 500 davon gelten derzeit als potenziell gefährlich. Die Dunkelziffer dürfte ungleich höher sein.
Fast erleichtert betont die Vize-Chefin der NASA, dass man beim Asteroiden-Programm nicht allein sei und sich mit den anderen Partner abstimmen müsse. Doch bis sich ein Warnschuss wie in Tscheljabinsk oder gar ein Treffer wie vor gut hundert Jahren im Gebiet Tunguska in Sibirien verhindern lassen wird, ist noch sehr viel zu tun, sagt Detlef Koschny. Er leitet bei Europas Weltraumorganisation ESA die Projekte zum Thema gefährliche Asteroiden:
""Die Objekte, die uns am meisten interessieren, die sind so im Bereich wie das Tunguska-Ereignis, vierzig, fünfzig Meter. Da schätzen wir, dass es eine Million im Sonnensystem gibt von dieser Größe und dass alle paar hundert Jahre so etwas auf die Erde einschlägt. Kennen tun wir von diesen Objekten aber nur ein paar tausend, da haben wir noch ziemlich Nachholbedarf."
Gut eine Million Objekte, so groß wie ein Parkhaus, kreuzen die Erdbahn – und die Astronomen kennen bisher nicht einmal ein Prozent davon. 1908 hat eines von ihnen Sibirien getroffen. Bei der Explosion wurde ein Bereich größer als das Ruhrgebiet verwüstet. Ein ähnlicher kosmischer Treffer mitten in Deutschland gäbe Millionen von Opfern. Große Asteroiden-Suchprogramme sollen jetzt endlich zeigen, wie groß die Gefahr ist, dass sich das Tunguska-Ereignis wiederholt.
Detlef Koschny: "Die kleineren Objekte, diese 40, 50 Meter großen, sieht man nur, wenn die wirklich nah an der Erde sind. Und das ist nur ein paar Tage, dass die so hell sind, dass man sie sieht. Wir wollen bei der ESA jetzt ein Programm aufbauen, bei dem wir mit Teleskopen den Himmel einmal in der Nacht abscannen und da können wir dann wirklich auch diese kleinen Objekte sehen."
Bisher nutzt das ESA-Team ein Ein-Meter-Spiegelteleskop auf Teneriffa nur für vier Nächte pro Monat. Damit lassen sich allenfalls Stichproben der himmlischen Vagabunden gewinnen. In einigen Jahren könnten spezielle Teleskope, die allein für dieses Projekt zum Einsatz kommen, eine kosmische Volkszählung ermöglichen. Allerdings hat die ESA Mühe, die dafür erforderlichen Mittel in zweistelliger Millionenhöhe zusammenzubekommen. Dabei ist der Sinn einer systematischen Suche kaum zu bezweifeln; denn selbst bei den Stichproben gehen den Forschern unangenehm viele Objekte ins Netz, die der Erde näher als 50 Millionen Kilometer kommen, was bei Detlef Koschny und seinen Kollegen in aller Welt die Aufmerksamkeit erhöht:
"Wenn das der Fall ist, haben wir in Europa ein System an der Universität Pisa. Das guckt sich den Orbit ganz genau an. Und rechnet auch bis 90 Jahre in die Zukunft. Da guckt er dann, wie nahe kommt dieses Objekt der Erde. Wenn da zum Beispiel herauskommt, er hat eine Chance, auf die Erde selber zu treffen, dann fangen die Alarmglocken zu läuten an und dann sagt der Wissenschaftler: Hier muss man irgendjemand informieren und was tun wir denn jetzt."
Theoretisch lassen sich Asteroiden ablenken – jedenfalls Jahrzehnte vor einem Einschlag. Doch wie diese Aufgabe praktisch umgesetzt werden soll, ist völlig offen. Bei den Vereinten Nationen arbeitet das Komitee zur friedlichen Weltraumnutzung an einem Verfahren, wie die Menschheit der Asteroidengefahr begegnen könnte. In Europa gibt es bisher nur die Projektstudie für eine sinnigerweise "Don Quijote" genannte Mission. Steven Chesley, Astronom bei der NASA und so etwas wie ihr oberster Asteroidenwächter, ist überzeugt, dass die Erde beim Kampf gegen die kosmischen Windmühlenflügel keineswegs chancenlos ist:
"Wir haben zwar noch nie Asteroiden abgelenkt, aber wir wissen, wie man das macht. Vor einigen Jahren haben wir die Sonde Deep Impact gezielt in einen Kometenkern gelenkt. Wir könnten so eine Mission notfalls also schnell auf die Beine stellen."
Schnell ist hier durchaus relativ: Ein paar Jahre Vorwarnzeit brauchen die Raumfahrtingenieure in der Regel schon, um so eine Mission durchzuführen. Kurzfristig Hilfe ist also nicht möglich. Daher setzen NASA und ESA zunächst darauf, binnen zehn Jahren mit ihren Suchprogrammen den größten Teil der gefährlichen Kandidaten zu identifizieren. Seit Tscheljabinsk ist nicht mehr nur Experten klar: Es geht nicht darum, ob die Erde wieder einen kosmischen Treffer hinnehmen muss – es geht nur darum, wann das geschieht.
"We are thrilled to be a part of.”"
Dass sie begeistert sei, bei dieser Aufgabe dabei zu sein, hat fast etwas vom Pfeifen im Wald. Denn ein Blick auf die Zahlen ist ernüchternd: Nicht weniger als 10.000 Asteroiden sind bereits bekannt, die bei ihrem Lauf um die Sonne immer wieder in die Nähe der Erde geraten – gut 500 davon gelten derzeit als potenziell gefährlich. Die Dunkelziffer dürfte ungleich höher sein.
Fast erleichtert betont die Vize-Chefin der NASA, dass man beim Asteroiden-Programm nicht allein sei und sich mit den anderen Partner abstimmen müsse. Doch bis sich ein Warnschuss wie in Tscheljabinsk oder gar ein Treffer wie vor gut hundert Jahren im Gebiet Tunguska in Sibirien verhindern lassen wird, ist noch sehr viel zu tun, sagt Detlef Koschny. Er leitet bei Europas Weltraumorganisation ESA die Projekte zum Thema gefährliche Asteroiden:
""Die Objekte, die uns am meisten interessieren, die sind so im Bereich wie das Tunguska-Ereignis, vierzig, fünfzig Meter. Da schätzen wir, dass es eine Million im Sonnensystem gibt von dieser Größe und dass alle paar hundert Jahre so etwas auf die Erde einschlägt. Kennen tun wir von diesen Objekten aber nur ein paar tausend, da haben wir noch ziemlich Nachholbedarf."
Gut eine Million Objekte, so groß wie ein Parkhaus, kreuzen die Erdbahn – und die Astronomen kennen bisher nicht einmal ein Prozent davon. 1908 hat eines von ihnen Sibirien getroffen. Bei der Explosion wurde ein Bereich größer als das Ruhrgebiet verwüstet. Ein ähnlicher kosmischer Treffer mitten in Deutschland gäbe Millionen von Opfern. Große Asteroiden-Suchprogramme sollen jetzt endlich zeigen, wie groß die Gefahr ist, dass sich das Tunguska-Ereignis wiederholt.
Detlef Koschny: "Die kleineren Objekte, diese 40, 50 Meter großen, sieht man nur, wenn die wirklich nah an der Erde sind. Und das ist nur ein paar Tage, dass die so hell sind, dass man sie sieht. Wir wollen bei der ESA jetzt ein Programm aufbauen, bei dem wir mit Teleskopen den Himmel einmal in der Nacht abscannen und da können wir dann wirklich auch diese kleinen Objekte sehen."
Bisher nutzt das ESA-Team ein Ein-Meter-Spiegelteleskop auf Teneriffa nur für vier Nächte pro Monat. Damit lassen sich allenfalls Stichproben der himmlischen Vagabunden gewinnen. In einigen Jahren könnten spezielle Teleskope, die allein für dieses Projekt zum Einsatz kommen, eine kosmische Volkszählung ermöglichen. Allerdings hat die ESA Mühe, die dafür erforderlichen Mittel in zweistelliger Millionenhöhe zusammenzubekommen. Dabei ist der Sinn einer systematischen Suche kaum zu bezweifeln; denn selbst bei den Stichproben gehen den Forschern unangenehm viele Objekte ins Netz, die der Erde näher als 50 Millionen Kilometer kommen, was bei Detlef Koschny und seinen Kollegen in aller Welt die Aufmerksamkeit erhöht:
"Wenn das der Fall ist, haben wir in Europa ein System an der Universität Pisa. Das guckt sich den Orbit ganz genau an. Und rechnet auch bis 90 Jahre in die Zukunft. Da guckt er dann, wie nahe kommt dieses Objekt der Erde. Wenn da zum Beispiel herauskommt, er hat eine Chance, auf die Erde selber zu treffen, dann fangen die Alarmglocken zu läuten an und dann sagt der Wissenschaftler: Hier muss man irgendjemand informieren und was tun wir denn jetzt."
Theoretisch lassen sich Asteroiden ablenken – jedenfalls Jahrzehnte vor einem Einschlag. Doch wie diese Aufgabe praktisch umgesetzt werden soll, ist völlig offen. Bei den Vereinten Nationen arbeitet das Komitee zur friedlichen Weltraumnutzung an einem Verfahren, wie die Menschheit der Asteroidengefahr begegnen könnte. In Europa gibt es bisher nur die Projektstudie für eine sinnigerweise "Don Quijote" genannte Mission. Steven Chesley, Astronom bei der NASA und so etwas wie ihr oberster Asteroidenwächter, ist überzeugt, dass die Erde beim Kampf gegen die kosmischen Windmühlenflügel keineswegs chancenlos ist:
"Wir haben zwar noch nie Asteroiden abgelenkt, aber wir wissen, wie man das macht. Vor einigen Jahren haben wir die Sonde Deep Impact gezielt in einen Kometenkern gelenkt. Wir könnten so eine Mission notfalls also schnell auf die Beine stellen."
Schnell ist hier durchaus relativ: Ein paar Jahre Vorwarnzeit brauchen die Raumfahrtingenieure in der Regel schon, um so eine Mission durchzuführen. Kurzfristig Hilfe ist also nicht möglich. Daher setzen NASA und ESA zunächst darauf, binnen zehn Jahren mit ihren Suchprogrammen den größten Teil der gefährlichen Kandidaten zu identifizieren. Seit Tscheljabinsk ist nicht mehr nur Experten klar: Es geht nicht darum, ob die Erde wieder einen kosmischen Treffer hinnehmen muss – es geht nur darum, wann das geschieht.