"Mission Saturn"

Rezensiert von Harro Zimmer |
Erinnern Sie sich noch an den 14. Januar dieses Jahres? Nicht nur die Weltraumfans werden wissen, von welchem Ereignis die Rede ist: An diesem Tag landete erstmals eine Raumsonde auf dem geheimnisumwitterten Mond Titan, dem größten Trabanten des "Herrn der Ringe", des Saturn. Wir sahen plötzlich eine Welt, die der unseren in mancher Hinsicht sehr ähnelt, dennoch aber gänzlich anders beschaffen ist.
Diese historische Landung war ein Teil eines Raumfahrtunternehmens, das die Namen zweier berühmter Wissenschaftler aus dem 17. Jahrhundert trägt, die bedeutende Entdeckungen im Saturnsystem gemacht haben: Domenico Cassini und Christiaan Huygens.

MISSION SATURN: Cassini enthüllt die Geheimnisse des Ringplaneten heißt das jüngst im Franckh-Kosmos Verlag erschienene Buch von Dirk Lorenzen, dass den Leser höchst lebendig an dieser vermutlich letzten "Dinosaurier-Mission" in der Erkundung des äußeren Sonnensystems teilhaben lässt. Schon die kurze Zeitspanne zwischen dem Ereignis und dem Erscheinen des Werkes lässt erkennen, dass es sich um einen "Schnellschuss" handelt.

Wer genauer hinsieht, wird jedoch anhand des Bildmaterials feststellen, dass ein Grad an Aktualität erreicht ist, der schon fast an Hexerei glauben lässt, denn ein Teil der Aufnahmen ist erst wenige Wochen alt. Das geht nicht etwa – wie so oft bei Schnellschüssen - zu Lasten der Qualität. Im Gegenteil: Die umfangreiche Bebilderung des Buches ist exzellent, wahre Hingucker sind dabei.

Die Mission Cassini-Huygens, ein Gemeinschaftsunternehmen der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA und der europäischen Weltraumorganisation ESA, wurde ja bereits im Oktober 1997 auf die interplanetare Reise geschickt. Eine Reihe von interessanten Etappen und auch kritischen Situationen standen auf dem Fahrplan.

Hier war der Autor immer dicht am Ereignis, beschreibt nicht nur spannend das Geschehen, sondern lässt auch die unmittelbar Beteiligten zu Wort kommen. Dieser Ansatz ist charakteristisch für das Buch. Lorenzen hält sich mit eigenen Wertungen zurück. Dafür äußern sich Ingenieure und Wissenschaftler ausführlich und mitunter durchaus emotional. Besonders deutlich wird das in der Schilderung der Stunden um die Landung der europäischen Tochtersonde Huygens auf Titan - so wie er sie im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt erlebte. Eindrucksvoll hat der Autor diese Momente eingefangen und das Milliarden-Projekt auf eine sehr menschliche Dimension reduziert.

Es versteht sich fast von selbst, dass alle relevanten Daten und Fakten dieser Mission, Cassini soll ja das Saturnsystem zumindest bis zum Jahre 2008 genauer erforschen, im Buch zu finden sind. Das alles wird in einer sehr plastischen Sprache, weitgehend frei von "Fachchinesisch" beschrieben, die einen breiten Leserkreis, auch Jugendliche, ansprechen dürfte.

Mission Saturn – Cassini enthüllt die Geheimnisse des Ringplaneten: Dirk Lorenzen hat eine eindrucksvolle Reportage, eine Momentaufnahme der ersten Höhepunkte einer großen Weltraummission vorgelegt, die lesens- und sehenswert ist. Noch ist das Unternehmen in vollem Gange, viele Ergebnisse sind erst vorläufig. Das ultimative Sachbuch dürfte also noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Dirk Lorenzen: "Mission Saturn". Cassini enthüllt die Geheimnisse des Ringplaneten
Sachbuch
Kosmos-Verlag2005
Dank ihres Hitzeschildes soll Huygens den Flug durch die Titanatmosphäre überstehen.
Simulation des Landeanflugs von Huygens© Esa