"Missing link"
Während sich Schriftsteller immer wieder mit wissenschaftlichen und medizinischen Themen auseinandersetzen, scheint es zwischen Kunst und Wissenschaft kaum Berührungspunkte zu geben. Das Projekt "missing link" will nun den Austausch intensivieren und zeigt, wie Künstler medizinische Themen in ihre Arbeit einbringen und wie Wissenschaftler künstlerisch tätig werden können.
Knochen für Knochen reihen sich Flügel- und Schenkelstücke abgenagter Hähnchen zu einer Korsage. Ein Gerippe aus Stoff und tierischem Material. Ein Kleid aus Geflügelknochen. Daneben hängen riesige, tiefrot gefärbte Nervenzellen an der Wand, es folgen Aktportraits, bunte Computermodelle von Eiweißmolekülen.
Ein paar Schritte weiter gibt es Muttermilch in Tetrapacks und die Häutung eines Kaninchens als Videoclip zu sehen.
Eine Ausstellung über, mit und um das Thema Körper. Das Resultat einer einjährigen Zusammenarbeit zwischen Biomedizinern und Künstlern. Organisiert von der Charité und der Universität der Künste in Berlin. Wolfgang Knapp:
" Die Frage war, welche Art von Blick die Biomedizin in der Forschung - gestützt durch Bild gebende Verfahren und technisches Gerät - hat. Und welchen Blick auf den Körper Künstler und Künstlerinnen haben. "
Mediziner haben versucht ihre Arbeit künstlerisch zu betrachten und Künstler haben den Blickwinkel eines Arztes eingenommen. Ein gemeinsamer Versuch zu begreifen, was ein Bild vom Körper alles bedeuten kann. Ingo Bechmann, Arzt an der Charité hat zum Beispiel die riesigen roten Nervenzellen an die Wand gehängt. Er fand die Aufnahmen schon beim Betrachten durch das Mikroskop wunderschön. Aber erst die Zusammenarbeit mit einem der Künstler, der regelmäßig in seinen Anatomiekurs kam, führte dazu, dass Ingo Bechmann die winzig kleinen Nervenzellen auf eine zwei mal zwei Meter große Fläche drucken ließ.
Bechmann: " Bei uns ist das eine alltägliche Erfahrung, dass du irgendetwas gesehen hast unter dem Mikroskop und du guckst ein Jahr später drauf und siehst mehr oder etwas anderes, und du guckst zehn Jahre später drauf und siehst mehr und etwas anders und hast mehr verstanden, und das ist dann natürlich wunderbar, wenn man einen Maler hat, weil wir die Vorstellung haben, der kann doch bestimmt noch viel mehr gucken und der beweist das auch, denn wir versuchen auch zu zeichnen, aber so hätte ich das nie hingekriegt. "
Früher vor 100 Jahren gehörte das Zusammentreffen von Arzt und Maler zum Programm der meisten Hochschulen. Mediziner brauchten Künstler, die ihnen exakte Bilder und Zeichnungen für ihre Lehrbücher lieferten und Künstler brauchten die Ärzte, damit sie ihnen einen Blick unter die Haut in den Aufbau des Körpers gewährten.
Heute operieren beiden Gruppen mit zahlreichen Bildern, unabhängig voneinander - und zwar immer detaillierte und spezifischer. Computertomographien, Endoskope und hoch auflösende Mikroskope liefern exakte Teilaufnahmen vom menschlichen Körper. Was dabei aber fehlt, ist quasi das Bild vom Menschen selbst, von seinem Körper als Gesamtheit, sagt Wolfgang Knapp vom Fachbereich Kunst im Kontext, der Berliner Universität der Künste.
" Und wenn man die Unterschiede und die Differenzen sichtbar macht, dann gibt man auch dem interessierten Laien die Möglichkeit, sich dieser Komplexität anzunähern und selber weiter zu fragen, ohne nach diesem schnellen Anwendungshungerprinzip zu reagieren, habe ich nicht verstanden kann nicht sein. "
Überraschend für den Betrachter ist, dass die Ausstellungsobjekte der Künstler realer und begreifbarer erscheinen, als die Bilder aus der Forschung. Muttermilch in Tetrapacks stellt einen sehr viel deutlicheren und direkteren Bezug zum Thema Körper her, als es die wissenschaftliche Darstellung von Proteinmolekülen in einer Computeranimation schafft.
Der Grund dafür ist, dass in der medizinischen Praxis einfach Vieles ausgeblendet wird, sagt der Künstler Frank Schäpel.
" Mir ist sehr stark aufgefallen, dass auf Funktionen sehr stark geguckt wurde, also wichtig waren eben die Dinge des Körpers, die eine Funktion hatten, die zu Muskelanspannung führen konnten und Körperteile bewegen konnten oder die eine Leitung waren. Und da gab es aber auch andere Sachen, die visuell genauso da waren, die aber weggenommen wurden, weil sie eben nicht diese Wichtigkeit hatten. "
Der Arzt sucht nach der genaue Diagnose, der Künstler will ihre Auswirkung begreifen. In der Gegenüberstellung von Kunst und Medizin werden die unterschiedlichen Blickwinkel und Arbeitsweisen deutlich. Und ebenso die Gemeinsamkeiten. Denn beide Gruppen stehen immer wieder vor derselben Frage: Was sagt ein Bild über den Menschen?
Zwischen großen Kühlschränken mit Zellmaterial in Reagenzgläsern, quietschrosafarbenen Wachsreliefs, Hühnerknochen, roten Nervenzellen und Aktportraits findet man dazu viele Antworten und noch viel mehr Fragen.
Ein paar Schritte weiter gibt es Muttermilch in Tetrapacks und die Häutung eines Kaninchens als Videoclip zu sehen.
Eine Ausstellung über, mit und um das Thema Körper. Das Resultat einer einjährigen Zusammenarbeit zwischen Biomedizinern und Künstlern. Organisiert von der Charité und der Universität der Künste in Berlin. Wolfgang Knapp:
" Die Frage war, welche Art von Blick die Biomedizin in der Forschung - gestützt durch Bild gebende Verfahren und technisches Gerät - hat. Und welchen Blick auf den Körper Künstler und Künstlerinnen haben. "
Mediziner haben versucht ihre Arbeit künstlerisch zu betrachten und Künstler haben den Blickwinkel eines Arztes eingenommen. Ein gemeinsamer Versuch zu begreifen, was ein Bild vom Körper alles bedeuten kann. Ingo Bechmann, Arzt an der Charité hat zum Beispiel die riesigen roten Nervenzellen an die Wand gehängt. Er fand die Aufnahmen schon beim Betrachten durch das Mikroskop wunderschön. Aber erst die Zusammenarbeit mit einem der Künstler, der regelmäßig in seinen Anatomiekurs kam, führte dazu, dass Ingo Bechmann die winzig kleinen Nervenzellen auf eine zwei mal zwei Meter große Fläche drucken ließ.
Bechmann: " Bei uns ist das eine alltägliche Erfahrung, dass du irgendetwas gesehen hast unter dem Mikroskop und du guckst ein Jahr später drauf und siehst mehr oder etwas anderes, und du guckst zehn Jahre später drauf und siehst mehr und etwas anders und hast mehr verstanden, und das ist dann natürlich wunderbar, wenn man einen Maler hat, weil wir die Vorstellung haben, der kann doch bestimmt noch viel mehr gucken und der beweist das auch, denn wir versuchen auch zu zeichnen, aber so hätte ich das nie hingekriegt. "
Früher vor 100 Jahren gehörte das Zusammentreffen von Arzt und Maler zum Programm der meisten Hochschulen. Mediziner brauchten Künstler, die ihnen exakte Bilder und Zeichnungen für ihre Lehrbücher lieferten und Künstler brauchten die Ärzte, damit sie ihnen einen Blick unter die Haut in den Aufbau des Körpers gewährten.
Heute operieren beiden Gruppen mit zahlreichen Bildern, unabhängig voneinander - und zwar immer detaillierte und spezifischer. Computertomographien, Endoskope und hoch auflösende Mikroskope liefern exakte Teilaufnahmen vom menschlichen Körper. Was dabei aber fehlt, ist quasi das Bild vom Menschen selbst, von seinem Körper als Gesamtheit, sagt Wolfgang Knapp vom Fachbereich Kunst im Kontext, der Berliner Universität der Künste.
" Und wenn man die Unterschiede und die Differenzen sichtbar macht, dann gibt man auch dem interessierten Laien die Möglichkeit, sich dieser Komplexität anzunähern und selber weiter zu fragen, ohne nach diesem schnellen Anwendungshungerprinzip zu reagieren, habe ich nicht verstanden kann nicht sein. "
Überraschend für den Betrachter ist, dass die Ausstellungsobjekte der Künstler realer und begreifbarer erscheinen, als die Bilder aus der Forschung. Muttermilch in Tetrapacks stellt einen sehr viel deutlicheren und direkteren Bezug zum Thema Körper her, als es die wissenschaftliche Darstellung von Proteinmolekülen in einer Computeranimation schafft.
Der Grund dafür ist, dass in der medizinischen Praxis einfach Vieles ausgeblendet wird, sagt der Künstler Frank Schäpel.
" Mir ist sehr stark aufgefallen, dass auf Funktionen sehr stark geguckt wurde, also wichtig waren eben die Dinge des Körpers, die eine Funktion hatten, die zu Muskelanspannung führen konnten und Körperteile bewegen konnten oder die eine Leitung waren. Und da gab es aber auch andere Sachen, die visuell genauso da waren, die aber weggenommen wurden, weil sie eben nicht diese Wichtigkeit hatten. "
Der Arzt sucht nach der genaue Diagnose, der Künstler will ihre Auswirkung begreifen. In der Gegenüberstellung von Kunst und Medizin werden die unterschiedlichen Blickwinkel und Arbeitsweisen deutlich. Und ebenso die Gemeinsamkeiten. Denn beide Gruppen stehen immer wieder vor derselben Frage: Was sagt ein Bild über den Menschen?
Zwischen großen Kühlschränken mit Zellmaterial in Reagenzgläsern, quietschrosafarbenen Wachsreliefs, Hühnerknochen, roten Nervenzellen und Aktportraits findet man dazu viele Antworten und noch viel mehr Fragen.