Missbrauchtes Vertrauen

Der Überlieferung nach soll der letzte Kaiser der Azteken in dem spanischen Eroberer Cortes keinen Feind gesehen haben, sondern die nach mythischen Voraussagen zu erwartende Wiederkehr des toltekischen Königs Quetzalcoatl. Die Oper vermischt Belegbares mit frei Erfundenem.
Uraufgeführt wurde die Tragedia per musica 1755 an der Berliner Staatsoper "Unter den Linden". Schließlich stammt das Textbuch von Friedrich II. , König von Preußen. Nach seiner Thronbesteigung 1740 hatte Friedrich "Der Große", wie er in die Geschichte eingegangen ist, Carl Heinrich Graun zu seinem Königlichen Kapellmeister gemacht. Dieser stand nicht nur in der Gunst des Königs, sondern beide fühlten sich freundschaftlich verbunden. In einigen Bühnenwerken Grauns finden sich Arien, die der König selbst verfasst hat.

Insgesamt komponierte Graun 27 Opern für den preußischen Hof. Er gilt zusammen mit Johann Adolf Hasse als Hauptvertreter der Italienischen Oper in Deutschland. 1742 mit dem Bau der Königlichen Hofoper wurde Graun erster Hofopernkomponist. Mit seinem Namen beginnt die Geschichte des ruhmreichen Hauses. "Montezuma" von 1755 ist eine seiner letzten Opern. Mit Ausbruch des Siebenjährigen Krieges musste der Spielbetrieb eingestellt werden.

Im 200. Jahr der Unabhängigkeit Mexikos hat der Regisseur und ausgebildete Sänger Claudio Valdés Kuri die Oper an den Ort ihres Geschehens zurückgeholt. Seine Neuinszenierung, für die er internationale Koproduktionspartner gefunden hat, bringt drei zeitliche Ebenen zusammen. Die Geschichte spielt im Zeitalter der Entdeckungsreisen und brutalen Eroberungen der Europäer, als die Ureinwohner nicht nur andersartig wahrgenommen wurden, sondern als Barbaren ohne jegliche menschliche Wesenszüge. Das Textbuch entstand in der Zeit der Aufklärung und des Humanismus, als man begann, Andersartigkeit verstehen zu wollen, als man sein Interesse nicht nur auf materiellen Nutzen richtete, sondern auch bemüht war, fremde kulturelle und spirituelle Werte zu achten. Auf der Bühne kommt die gegenwärtige Sicht hinzu, Erfahrungen aus dem Neben- und Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln.



Teatros del Canal, Madrid
Aufzeichnung vom 18.9.10

Carl Heinrich Graun
»Montezuma«
Oper in drei Akten
Libretto: Friedrich II. König von Preußen
Übersetzung ins Italienische: Giampetro Tagliazucchi

Montezuma – Flavio Oliver, Countertenor
Eupaforice – Lourdes Ambriz, Sopran
Tezeuco – Rogelio Martin, Countertenor
Pilpatoé – Lucía Salas, Alt
Erissena – Lina Lóperz, Sopran
Hernán Cortés – Adrián Popescu, Bass
Pánfilo de Narváez – Christophe Carré, Tenor
Ensemble Elyma
Leitung: Gabriel Garrido


nach dem 1. Akt ca. 20 Uhr Opernpause mit Nachrichten