Missbrauch in der Kirche

Reue statt Aufklärung

10:38 Minuten
Teilnehmende einer Protestkundgebung haben an einem stilisierten Bild eines Geistlichen Kerzen für die Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche entzündet.
Viel Bedarf, doch keine Aufklärung: Wegen der Missbrauchsfälle steigt der Druck auf die katholische Kirche. © picture alliance / dpa / Bernd Thissen
Christian Pfeiffer im Gespräch mit Nicole Dittmer · 27.01.2022
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Der Kriminologe Christian Pfeiffer wollte bereits vor Jahren den Missbrauch in der Kirche untersuchen. Dass es dazu nicht kam, habe auch an dem Bischof gelegen, der sich nun reuig gebe. Pfeiffer hat deswegen Zweifel, ob es zur Aufklärung kommt.
Die Kirche als Ort des Unheils, so hat es der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Donnerstag reumütig festgestellt. Mindestens 497 Opfer sowie 235 mutmaßliche Täter hat es laut einem Gutachten im Erzbistum München und Freising gegeben. In der Untersuchung ist auch von einer vollständigen Nichtwahrnehmung der Opfer die Rede.

Verhinderte Untersuchung

In seiner Pressekonferenz hat Marx zu den Vorwürfen Stellung genommen und Selbstkritik geübt. Doch der Kriminologe Christian Pfeiffer hat arge Zweifel daran, dass es mit dem Kardinal eine Aufklärung der Missbrauchsfälle geben könne. Denn Marx habe zu viele Dinge bei seiner Erklärung ausgespart, etwa die miserable Entschädigung der Opfer.
Pfeiffers Skepsis liegt auch darin begründet, dass er eigentlich 2011 mit dem von ihm geleiteten Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen den sexuellen Missbrauch und die Vertuschungen in deutschen Bistümern systematisch untersuchen wollte. Doch dazu kam es nicht. Auch weil unter anderem Marx dies verhindert habe, so Pfeiffer.

Problem Zölibat

„Wir hätten für jede Diözese extra ermittelt, wie ist der Bischof und die weiteren Verantwortlichen mit Tätern und Opfern umgegangen. Es wären Transparenz und Verantwortlichkeiten entstanden. Genau das war offenbar zu weitgehend“, sagt der ehemalige niedersächsische Justizminister.
Leider habe die Kirche aus den damaligen Vorkommnissen nichts gelernt. Es wäre daher auch sinnvoll, wenn sich der Staat bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle beteiligen würde.
Pfeiffer verweist zudem auf ein anderes „zentrales Problem“, das nicht angesprochen werde: der Zölibat. Dieses sei eine Hauptursache, wenn Priester Taten begangen hätten.
(rzr)  

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