Missbrauch auf Obstplantagen

Die Erntesklavinnen Europas

Kalima aus Marokko hält sich beide Hände vor das Gesicht
Vergewaltigt auf einer Farm im Süden Spaniens: Kalima aus Marokko hatte den Mut, Anzeige gegen ihren Vorarbeiter zu erstatten. © Stefania Prandi
Von Pascale Mueller und Stefania Prandi  · 28.10.2018
Sexuell belästigt, beleidigt und vergewaltigt: Erntehelferinnen in Europa werden für ihre harte Arbeit auf Obst- und Gemüse-Plantagen nicht nur schlecht bezahlt. Die für die Übergriffe und Taten Verantwortlichen kommen meist ungestraft davon.
"Er sagt, ich darf mit niemandem reden."
"Er verbietet dir, mit Menschen zu sprechen?"
"Ja."
"Was sagt er dir noch? Was sagt er, wenn du mit jemandem redest?"
"Er droht damit, mich umzubringen."
"Denkst du, er droht auch den anderen Frauen, die er vergewaltigt hat?"
"Ich denke schon, ich bin mir nicht sicher. Sie leben unter schrecklichen Bedingungen und leiden unter sexuellem Missbrauch, werden vergewaltigt. Aber sie reden nicht, weil sie Angst haben."
Kalima ist Erdbeerpflückerin im spanischen Huelva und ist gerade von der Farm geflohen, auf der sie arbeitet. Wir sitzen im Auto, mit dabei eine Anwältin. Es ist Anfang Mai 2017. Ihr Vorarbeiter, sagt Kalima, habe sie und ihre Arbeitskolleginnen mehrfach vergewaltigt, seit sie vor zwei Monaten aus Marokko nach Spanien gekommen ist. Jetzt will sie ihn anzeigen. Damit ist sie eine der ganz wenigen Frauen, die sich das trauen. Die meisten haben zu große Angst davor, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Eine Frau mit einem Kopftuch steht in einem Gewächshaus.
Kaum eine der Betroffenen ist bereit, über die sexuelle Gewalt zu sprechen.© Stefania Prandi
Am Vortag war Kalima bereits im Krankenhaus. Bei der Untersuchung weint sie vor Schmerzen. In ihrem Bericht notieren die Gynäkologin und der Gerichtsmediziner sexuelle Aggression als Grund für Kalimas Verletzungen. Aber die Ärzte sagen ihr auch: Ohne einen Beweis, etwa eine Spermaprobe, sei es sehr schwer, ihren Vorgesetzten juristisch zu belangen.
Um Frauen wie Kalima zu finden, sind wir wochenlang durch die Erdbeerplantagen gefahren. Sind immer wieder ausgestiegen, durch kleine Feldwege gelaufen auf der Suche nach Unterkünften für die Arbeiterinnen. Keine der lokalen Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen wollte uns helfen oder uns Informationen geben. Sexuelle Gewalt sei kein Problem auf den Feldern, heißt es immer wieder. Tagelang haben wir das Gefühl, einem Gespenst hinterherzujagen.

Das Haus der weinenden Frauen

Inmitten eines dieser Felder liegt das Haus der weinenden Frauen. So nennen es die Arbeiterinnen. Hier hat ihr Vorgesetzter Kalima missbraucht, in diesem Labyrinth aus kilometerlangen Feldern, die durch schlammige Gräben getrennt sind. Rund 100 Frauen aus Marokko und Rumänien leben auf der Farm. Früh am Morgen stehen sie auf, um hunderte Kisten voller Erdbeeren und Himbeeren zu sammeln. Am Himmel erheben sich die Schlote einer Chemiefabrik, zu ihren Füßen knien die Frauen zwischen endlosen Reihen aus Erdbeeren im Matsch.
Keine der Frauen wagt es, in der Nähe des Hauses mit Journalistinnen zu sprechen. Damit sie nicht mit Fremden gesehen werden, kommen zwei marokkanische Arbeiterinnen zu einer Farm in der Nähe, auf der sie Freundinnen haben. Sie schließen die Küchentür und schauen vorsichtig auf das kleine Fenster. Sabiha arbeitet seit Anfang März 2017 hier. Der Chef der Firma sei grausam und herzlos, sagt sie. Sie fürchtet Konsequenzen, deshalb ist auch ihr Name geändert.
"Er schreit, weil wir Arabisch reden, weil wir kein Spanisch können. Er beleidigt uns ständig."
Manchmal dürfen sie eine ganze Woche lang nicht duschen, sagen Sabiha und ihre Kolleginnen. Bei Temperaturen über 40 Grad und nach harter Arbeit auf den Feldern sei das ein Alptraum.
"Er beobachtet dich. Du kannst es dir nicht leisten, eine Pause zu machen oder zu sagen: Mein Rücken tut weh. Er sagt mir, ich soll mehr Kisten mit Erdbeeren vollmachen, mehr und immer mehr. Er schubst und tritt uns. Es ist die Hölle auf Erden."

Das Produkt gilt als "sicher und nachhaltig"

Die Erdbeeren, die Frauen wie Sabiha und Kalima ernten, werden auch in deutschen Supermärkten verkauft. Rund 80 Prozent der nach Deutschland gelieferten Erdbeeren stammen aus der Region Huelva in Andalusien. Die Region ist der größte Erdbeerproduzent Europas. Unter einem weißen Meer von Plastik-Gewächshäusern ernten vor allem Frauen jedes Jahr mehr als 300.000 Tonnen Erdbeeren.
Eine Erdbeerplantage in Andalusien
Erdbeerfelder, soweit das Auge reicht: die Region Huleva in Spanien © Stefania Prandi
Nachdem die Erdbeeren das Feld verlassen und für den Endverbrauch verpackt sind, erhalten sie ein Global GAP Zertifikat. Global GAP ist ein Unternehmen, das Erzeugern von Feldfrüchten, Viehzucht oder Aquakultur zertifiziert, dass ihre Produkte "sicher und nachhaltig" seien.
Von örtlichen Institutionen, Gewerkschaften und Frauenrechtsorganisationen werden die Frauen allein gelassen, sagen sie. In persönlichen Gesprächen mit Vertretern der Caritas und des Roten Kreuzes wird uns immer wieder versprochen, dass ein Interview über die Situation der Erntehelferinnen oder sogar ein Besuch auf den Farmen möglich sei. Diese Termine werden dann immer wieder verschoben. Oft gibt es auch nach vielen Anrufen keine Ansprechpartner.

Behörden und Polizei schauen weg

Die einzige Gewerkschaft, die sich zu dem Thema äußert, ist das Sindicato Andaluz de Trabajadores - kurz SAT. In Huelva hat die Gewerkschaft nur zwei Vertreter, Jose Antonio Brazo Regalado und seine Frau. Während Regalado durch die Reihen von Gewächshäusern fährt, erklärt er, warum sexueller Missbrauch seiner Meinung nach so ein Tabu in Huelva ist.
"Als kleine Gewerkschaft können auch wir den betroffenen Frauen nicht helfen, weil wir darauf angewiesen sind, dass Frauen die Übergriffe den Behörden melden. In Huelva findet die schlimmste Ausbeutung der landwirtschaftlichen Arbeit in ganz Andalusien statt, das ist Sklaverei. Behörden, die Polizei, die Arbeitsaufsicht, alle schauen in die andere Richtung."
Regalados Gewerkschaft darf die Arbeiterinnen auf den Feldern nicht besuchen. Die Farmer wissen nach kürzester Zeit, dass sich jemand auf dem Gelände befindet. Als er gemeinsam mit uns eine Unterkunft in Palos de la Frontera besuchen will, dauert es keine fünf Minuten, bis ein Auto auf dem Feldweg angeschossen kommt. Ein wütender Landwirt steigt aus.
Wir müssen die Aufnahme abbrechen, weil der Landwirt uns und Regalado bedroht. Angeblich haben wir das Gelände ohne Erlaubnis betreten. Er verfolgt uns eine weite Strecke mit dem Auto, bevor wir es schaffen, ihn abzuhängen.
Es sind nicht nur die Chefs, denen die Frauen nicht vertrauen können. Es gibt auch eine Hierarchie unter den Frauen. Eine oder mehrere von ihnen sind so eine Art Aufpasserin. Sie rufen den Chef an, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Deshalb sprechen die Frauen auch in kleineren Gruppen kaum schlecht über ihren Arbeitgeber.

Ein Leben wie im Gefängnis

Wir fahren auf eine Farm nahe der Kleinstadt Almonte. Eine Arbeiterin hat uns gesagt, dass es dort Probleme gibt. Die Unterkünfte der Erntehelferinnen bestehen aus weißen Containern, die aufeinandergestapelt sind. Das Gelände ist umzäunt. Es sieht aus wie ein Gefängnis. Innerhalb von 30 Minuten sind wir von Dutzenden Frauen umringt.
Eine von ihnen ist sehr groß, sie stellt sich als Herri Said vor. Said strahlt Autorität aus, wenn sie spricht, sind alle anderen Frauen still. Sie ist wütend, sagt, dass es kaum Arbeit gibt, keine Busse. Dass die Frauen trampen müssen und dabei sexuell belästigt werden.
Weiße Container und eine Wäscheleine, auf der Unterwäsche hängt.
Die Frauen schlafen in Containern auf einem umzäunten Gelände.© Stefania Prandi
"Diese alte Frau, sie muss trampen. Ich möchte nicht mal sagen, was die Autofahrer ihr dabei einmal gesagt haben. Sie haben nach 'chupa' gefragt, damit meinen sie Oralsex. Sie hat Ja gesagt, weil sie den Mann nicht verstanden hat und er hat sie mit in den Wald genommen und mit ihr gemacht, was er wollte."
Noch während Herri Said spricht, kommt eine Aufseherin, eine Frau aus Rumänien. Sie drängt sich durch die Menge, eine angespannte Situation. Wir gehen. Später finden wir heraus, dass der Erdbeerproduzent, dem diese Farm gehört, auch nach Deutschland liefert.
Nach über einem Monat in Huelva reisen wir ab. Nach Marokko, um auch in die Region zu fahren, aus der Kalima stammt. Die Erdbeerpflückerin, die wir ganz am Anfang unserer Recherche getroffen haben. Wir nehmen den Weg der Erntehelferinnen – in entgegengesetzter Richtung. Mit dem Bus in die Hafenstadt Tarifa, mit der Fähre nach Tanger. Als wir ablegen, weht uns ein kalter Wind vom Meer her entgegen. Über Spanien geht die Sonne unter.

Die Frauen in Marokko - sie wollen reden

Latifah sitzt auf der Rückbank eines Autos, die Fenster sind zu, es ist stickig und heiß. Neben ihr sitzt eine Arbeitskollegin, ein Kleinkind auf dem Schoß.
"Wollen die Männer Sex von euch?"
"Ja."
"Ist dir das selbst passiert? Hat dich jemand belästigt oder wollte mit dir schlafen?"
"Ja, viele."
"Wer war das?"
"Der Vorarbeiter, der Chef. Sie sind alle gleich."
Latifah ist 25, wir haben sie auf einer Landstraße im Süden Marokkos getroffen, in der Region Souss-Massa. Sexuelle Belästigung von Erntehelferinnen ist hier ein genauso großes Problem wie in Spanien. Mit einem Unterschied: Frauen wie Latifah wollen reden.
Nirgendwo in Marokko ist die Dichte an Gewächshäusern höher als in Souss-Massa, vor allem rund um die Stadt Ait Aimera. Auch hier kann man mit Frauen nur im eigenen Auto vertraulich reden – so wie mit Latifah. Oder bei den Frauen zu Hause.
Es ist Ende Mai 2017 und nach einem Tag sengender Hitze taucht die Dämmerung das fensterlose Ziegelhaus in Ait Aimera in Dunkelheit. Vier Erntehelferinnen haben sich zu Tee und Süßigkeiten versammelt. Alle Frauen um den Tisch haben in den umliegenden Feldern gearbeitet. Sie tauchen pfannkuchendickes Brot in zähen, goldenen Honig, während sie davon sprechen, was ihnen dort passiert ist.
Eine Frau mit Schleier vor einer weißen Hauswand
Eine Frau in Souss-Massa, wo 25.000 Hektar Gemüse angebaut werden.© Stefania Prandi
"Ich habe 2016 drei Monate lang in Tomaten-Gewächshäusern mit einem Vorgesetzten gearbeitet, der Brahim hieß."
Weil Asmaa Angst davor hat, dass Brahim sich an ihr rächen könnte, haben wir ihren Namen geändert. Asmaa ist Studentin und arbeitet während der Semesterferien oder an Wochenenden auf den Farmen. Weil sie beide Eltern bei einem Unfall verloren hat, ist sie auf das Einkommen angewiesen. Sie finanziert damit ihr Studium und sorgt für ihre beiden jüngeren Geschwister. Eine Situation, die Brahim auszunutzen wusste.
"Er hat oft versucht, mich zu belästigen. Er hat mich auf der Arbeit von den anderen getrennt und er hat versucht, mich anzufassen. Das Erste, was er macht, ist deine Hand zu berühren oder will dich irgendwohin mitnehmen. 'Nein, warte, höre mir zu, ich habe wirklich Gefühle für dich', sagt er dann. Oder manchmal gibt er dir eine Arbeit, bei der du dich herunterbeugen musst und schlägt dir dann auf den Hintern, während zu arbeitest."

Schuften für sechs Euro am Tag

Die Straßen in der Region Souss-Massa sind mit riesigen Reklametafeln gesäumt, auf denen das Unternehmen für seine neueste Tomatensorte wirbt: gesünder, widerstandsfähiger, saftiger. Auf den Feldern schuften Frauen wie Asmaa für umgerechnet sechs Euro Lohn am Tag.
"Mir ist aufgefallen, dass er den Mädchen folgt, wenn sie auf die Toilette gehen. Er macht ein Loch, von dem aus er sie beobachtet und filmt. Als ich auf die Toilette gegangen bin, habe ich einen Eimer vor das Loch gestellt, damit er nichts mehr sehen kann. Er hat gemerkt, dass ich wusste, was er tat. Ich bin ihm immer wieder ausgewichen. Also hat er angefangen, Streit zu suchen und zu provozieren."
Marokko will auf den europäischen Lebensmittelmärkten konkurrenzfähig werden. Fast 40 Prozent aller Marokkaner arbeiten in der Landwirtschaft. Kirschtomaten aus Souss-Massa können in vielen deutschen Supermärkten gekauft werden. Vermutlich werden viele dieser Tomaten von Frauen geerntet, die bei der Arbeit belästigt oder missbraucht wurden. Missbrauch ist in der marokkanischen Landwirtschaft weit verbreitet.
Einige der wenigen Organisationen, die offen darüber spricht ist die Marokkanische Organisation für Menschenrechte. Wir treffen den Aktivisten Abdallah Mahmaoui in seinem Büro in Ait Aimera. Ein schmuckloses, gedrungenes Gebäude. Gegenüber von Mahmaouis überladenem Schreibtisch hängen Fotos von seinen Mitstreitern. Weil sie sich beharrlich für Menschenrechte eingesetzt haben, sitzen sie im Gefängnis.
"Wir fordern unabhängige Gerichte und Behörden hier in unserer Region, weil wir sehen, dass Behörden sich im Streitfall auf die Seite des Arbeitgebers stellen und nicht auf die der Frauen."

Der Sohn alarmiert den Ehemann

So wie im Fall von Menna. Menna lebt mit ihrem Sohn, ihrer Tochter und ihrem Ehemann in einem sogenannten "duar" von Ait Aimera. Einem ärmlichen Viertel, das hauptsächlich von Erntehelfern bewohnt wird. Die Menschen hier leben in einfachen Betonhäusern, meist ohne Fenster. Die Sonne steht tief am Himmel, über die Staubwege flitzen Hühner. Immer wieder tauchen mit Frauen beladene Pick-Up-Trucks aus den Feldern auf. Menna spricht langsam, während sie sich an den Übergriff erinnert. Ihr jugendlicher Sohn beobachtet die Szene aufmerksam, versteckt hinter einem Vorhang.
"Ich habe auf einer Farm gearbeitet. Ich wollte meinem Mann finanziell helfen. Dort fing jemand an, mich zu belästigen, ich habe ihn ignoriert, ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt. Er hat mich in Ruhe gelassen, bis ich einmal den Müll entsorgen musste. Er packte mich von hinten und wollte mich in die Toilette zerren. Ich habe mich gewehrt und ihm mit einer Gartenschere in den Rücken gestochen. Ich bin sofort zu meinem Chef gegangen, habe die Polizei informiert. Aber der Mann war ein Gewerkschaftsmitglied, also riefen alle seine Freunde aus der Gewerkschaft an und sie sagten, es gäbe keine Zeugen und haben sich für ihn verbürgt."
Mehrer Frauen versuchen auf einen Pick-Up aufzusteigen
Frauen in Ait Aimera auf dem Heimweg von der Feldarbeit© Stefania Prandi
Noch während Menna spricht, ruft ihr Mann an. Vom Sohn alarmiert fordert er sie auf, mit dem Reden aufzuhören. Er droht, die Polizei zu rufen, wenn wir die Aufzeichnung des Gesprächs nicht sofort löschen. Uns bleibt nur, schnell zusammenzupacken und sofort zu gehen. Draußen ist es pechschwarz. Wir steigen ins Auto und treten aufs Gaspedal. Die Felder rauschen vorbei. In der Heckscheibe verschwindet Ait Aimera in der Dunkelheit.

Besuch in Kalimas Dorf

Auf der letzten Etappe unserer Reise wollen wir den Ort besuchen, aus dem Kalima stammt. Sidi Boumoussa, am Fuß des Atlas-Gebirges. Hier sind die Häuser noch karger, die Menschen noch ärmer gekleidet als überall, wo wir bisher waren. Als wir durch die Straßen laufen, lädt uns eine Frau in ihr Haus ein. Wir trinken Raibi, eine Art flüssigen Joghurt, und treffen auf die Schwester der Frau, die auch als Erntehelferin in Spanien gearbeitet hat. Sie lädt uns zum Essen ein.
Hadia ist alleinerziehend und Witwe. Vor acht Jahren hat sie als Erdbeerpflückerin in genau dem Ort gearbeitet, an dem wir auch Kalima getroffen haben. Seit 2005 kommen jedes Jahr tausende Frauen wie sie für die Ernte nach Spanien, vor allem aus Dörfern wie Sidi Boumoussa. Allein 2018 waren es 18.000. Es werden vor allem Frauen ausgesucht, die Kinder haben, damit sie später - nach ihrem Ernteeinsatz - wieder nach Marokko zurückkehren.
"Wenn eine Frau mich fragen würde, ob es gut ist, nach Spanien zu gehen, um dort Geld zu verdienen, würde ich sagen: Bleib lieber hier."
Warum genau sie nicht mehr nach Spanien möchte, erklärt Hadia nicht. Es sei hart gewesen, sagt sie nur. Sie habe oft Rückenschmerzen gehabt. Heute putzt sie in einem Krankenhaus.
Als wir aus Sidi Boumoussa zurück nach Agadir fahren, sehen wir eine Traube von Arbeiterinnen am Straßenrand. Wir halten an, steigen aus. Sofort kommt eine Gruppe Männer auf uns zu und fragt, was wir machen. Wir hasten ins Auto, ich trete das Gaspedal durch, unser Auto schießt auf die Straße, die Männer in einem weißen Caddy hinterher. Ich überhole LKWs, versuche den Caddy irgendwie abzuhängen. Es ist das erste Mal, dass ich Angst bekomme. Wir sprechen kein Wort, unsere Übersetzerin rutscht auf der Rückbank nach unten, damit man sie nicht sehen kann. Es dauert fast 40 Minuten. Dann haben wir es geschafft. Die Männer im weißen Caddy haben aufgegeben.

Diese Reportage ist eine Kooperation mit BuzzFeed News Deutschland. Gemeinsam mit dem Recherchezentrum Correctiv hat BuzzFeed News mehr als ein Jahr lang an dieser Recherche gearbeitet.

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