"Mir mangelt es an osteuropäischem Pathos"

04.03.2010
Die aus Ungarn stammende Autorin Terézia Mora erhält den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010. Dass sie nicht in Deutschland aufgewachsen ist, sei für sie kein Thema. Sie hält auch von Begriffen wie "Deutsch-Ungarin" nichts: "Ich brauche zum Schreiben keine Definition dieser Art."
Allerdings helfe ihr beim Schreiben, dass sie das Ungarische auch zur Verfügung hat, sagt die Autorin. Wenn sie nach einem passenden Begriff suche, falle ihr zuerst der ungarische ein und so kommt sie dann auf eine mögliche deutsche Entsprechung. "Die ganze sprachliche Situation wird dadurch farbiger und man hat mehr Optionen und das ist eine sehr schöne Sache."

Der Adelbert-von-Chamisso-Preis wird seit 1985 verliehen an "Autoren, deren Muttersprache und kulturelle Herkunft nicht die deutsche ist, die mit ihrem Werk einen wichtigen Beitrag zur deutschsprachigen Literatur leisten". Terézia Mora glaubt aber, dass der Preis wenig mit Integration zu tun hat:

"Integration halte ich nicht für das Hauptthema dieses Preises. (…) Mittlerweile ist er eher ein Ausdruck für einen Status quo, also zu zeigen: Das sind auch wir. Im Grunde dieser 'Du bist Deutschland'-Gedanke. Das finde ich eine gute Sache und ich finde es auch gut, dass es einen Preis gibt, der darauf immer wieder nochmal hinweist, da es vielleicht Leute geben mag, die gerne vergessen, dass wir nicht in einer homogenen Gesellschaft leben."

Sie übersetzt auch die Werke von Peter Esterhazy ins Deutsche. Das falle ihr leicht, sagt sie, denn sie müsse sich nur aufs Sprachliche konzentrieren, aber nicht auf Stoffentwicklung oder das Geschichten erzählen, "denn das hat ja schon jemand anderes gemacht". Beim Übersetzen fühle sie sich in einer ständigen Win-Win-Situation.

Interview mit Terézia Mora Interview mit Terézia Mora als MP3-Audio

Links:
Terézia Mora erhält Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010 (Robert Bosch Stiftung)
Adelbert-von-Chamisso-Preis