Minutiöse Schilderung von Licht
19.09.2007
Der 1963 geborene Luxemburger Guy Helminger, der inzwischen in Köln lebt, erhielt den 3sat-Preis beim Bachmann-Wettbewerb. Sein Kurzgeschichtenband "Etwas fehlt immer" war begeistert von der Kritik aufgenommen worden. Der Gesamteindruck seines Romans "Morgen war schon" über einen Taxifahrer und seine Freundin bleibt allerdings hinter den Erwartungen zurück.
Vor zwei Jahren erschienen Guy Helmingers Kurzgeschichten unter dem Titel "Etwas fehlt immer" im renommierten Suhrkamp Verlag. Die Kritikerwelt war fast einhellig begeistert von diesem genau kalkulierten Sammelsurium von bisweilen recht blutigen Skurrilgeschichten aus der Kölner Gegend. Der 1963 geborene Luxemburger, inzwischen fest in Köln verwurzelt, hatte beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb vor drei Jahren, wo er eine dieser Geschichten vorlas, hochverdient den 3sat-Preis zugesprochen bekommen. Der Literaturbetrieb erwartete das Folgebuch bei Suhrkamp mit natürlich mit Spannung.
Nun liegt der neue Roman Helmingers "Morgen war schon" mit moderaten 332 Seiten in den Regalen und man freut sich über das Wiedersehen mit der Handschrift des Autors. Immer noch kultiviert Helminger die Kunst minutiöser Schilderung von Lichtstimmungen. Es gibt Lichtblöcke, -fäden und -würfel. Ohne jeden Anflug von Kitsch hinterlässt Helminger mit dieser Motivik bleibenden Eindruck. Aber die Enttäuschung über den Gesamteindruck des Romans ist bei einem so begabten und sympathischen Autor besonders schmerzlich.
Im Mittelpunkt steht der Taxifahrer mit dem eigenartigen Vornamen Feltzer und seine Freundin Louise. In ausgreifenden Rückblenden erfährt man einiges über ihre Lebensgeschichten und über die der Eltern und Großeltern. Aber das Konzept eines Familienromans scheint der Autor nicht wirklich zu verfolgen. Die Textur wirkt kurzgeschichtenhaft und bewirkt auf Romanlänge, dass nur eine schemenhafte Vorstellungswelt erzeugt wird. Auch die Rückblenden in die Kriegs- und Nachkriegszeit funktionieren nicht hundertprozentig. Die streckenweise wirklich anrührende – neben aller Komik und Skurrilität – Geschichte von Louise, Feltzer und ihrem Sohn, der nur wenige Tage alt wird, findet im Romantext keine organische Form.
Guy Helminger ist zu wünschen, dass er beim nächsten Buch wieder wie in "Etwas fehlt immer" das Zauberstück schafft, aus einem Text einen welthaltigen Resonanzraum zu schaffen. Seine Begabung hierzu steht nicht in Frage.
Rezensiert von Marius Meller
Guy Helminger: Morgen war schon
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
332 Seiten, 19,80 Euro
Nun liegt der neue Roman Helmingers "Morgen war schon" mit moderaten 332 Seiten in den Regalen und man freut sich über das Wiedersehen mit der Handschrift des Autors. Immer noch kultiviert Helminger die Kunst minutiöser Schilderung von Lichtstimmungen. Es gibt Lichtblöcke, -fäden und -würfel. Ohne jeden Anflug von Kitsch hinterlässt Helminger mit dieser Motivik bleibenden Eindruck. Aber die Enttäuschung über den Gesamteindruck des Romans ist bei einem so begabten und sympathischen Autor besonders schmerzlich.
Im Mittelpunkt steht der Taxifahrer mit dem eigenartigen Vornamen Feltzer und seine Freundin Louise. In ausgreifenden Rückblenden erfährt man einiges über ihre Lebensgeschichten und über die der Eltern und Großeltern. Aber das Konzept eines Familienromans scheint der Autor nicht wirklich zu verfolgen. Die Textur wirkt kurzgeschichtenhaft und bewirkt auf Romanlänge, dass nur eine schemenhafte Vorstellungswelt erzeugt wird. Auch die Rückblenden in die Kriegs- und Nachkriegszeit funktionieren nicht hundertprozentig. Die streckenweise wirklich anrührende – neben aller Komik und Skurrilität – Geschichte von Louise, Feltzer und ihrem Sohn, der nur wenige Tage alt wird, findet im Romantext keine organische Form.
Guy Helminger ist zu wünschen, dass er beim nächsten Buch wieder wie in "Etwas fehlt immer" das Zauberstück schafft, aus einem Text einen welthaltigen Resonanzraum zu schaffen. Seine Begabung hierzu steht nicht in Frage.
Rezensiert von Marius Meller
Guy Helminger: Morgen war schon
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
332 Seiten, 19,80 Euro