Miniserie "Mirella Schulze rettet die Welt"

Lachen über alte Klischees

09:22 Minuten
Mirella Schulze im Vordergrund, hinter her Klassenkameradinnen, die das Peace-Zeichen machen.
Mirella Schulze (Tilda Jenkins) wird von ihren Klassenkameradinnen gefeiert. © TVNOW / Julia Terjung
Jenni Zylka im Gespräch mit Timo Grampes · 08.04.2021
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In der neuen achtteiligen Comedyserie "Mirella Schulze rettet die Welt" von RTL geht es um eine umweltbewusste 13-Jährige und deren Familie, die sich wenig um die Umwelt schert. Die Gags seien teilweise altbacken, sagt Kritikerin Jenni Zylka.
Comedy und Umweltschutz: Die Serie "Mirella Schulze rettet die Welt", die auf dem Streamingportal der Mediengruppe RTL TV Now startet, versucht, beides miteinander zu verbinden. Geschrieben hat sie Ralf Husmann, einer der erfolgreichsten Deutschen Comedyautoren.
Die 13-jährige Mirella engagiert sich für Umweltschutz und versucht, auch in ihrer Familie dafür ein Bewusstsein zu schaffen. Das ist allerdings schwierig: Die großen Geschwister haben andere Dinge im Kopf, die Mutter arbeitet in einer Chemiefabrik, die Regenwald abholzen lässt.

Das Umfeld einer Klimaaktivistin

Greta Thunberg stehe der Figur sicherlich Pate, sei aber auch nicht mehr als eine Inspiration, sagt Kritikerin Jenni Zylka. Die Personenkonstellation um Mirella herum stehe vor allem im Mittelpunkt:
"Es geht darum, wie das Umfeld einer beinharten Klimaaktivistin sich verhält, wie das Elternpaar mit der Erziehung der Kinder umgeht und weniger um Mirellas Motive und Konflikte. Sie ist tatsächlich die Person mit den wenigsten Szenen und am wenigsten Text und darf natürlich schon per Charakterbeschreibung kaum Gags abliefern. Die anderen dafür umso mehr."
Bei den Witzen in der Serie gebe es eine "große Portion politische Unkorrektheit", sagt Zylka. Beispielsweise wenn sich eine Schülerin aufrege, sie wolle nicht nach Polen auf Klassenfahrt, denn Polen sei "wie Hartz IV, bloß als Land".
"Die Gags sind teilweise gut, aber teilweise auch ein bisschen altbacken", so Zylka. Sie resümiert: "Die Ökosocke ist schon lange Ziel von Spott und Häme, egal ob sie nun als 13-jähriges Zopfmädchen oder als Gitarre spielender Klima-AG-Lehrer daherkommt. Das ist im Prinzip ein Klischee, was man schon sehr oft belächelt hat. Insofern habe ich ab und an gut gekichert, ich habe ab und an aber auch gegähnt."

Guter Cast

Die Familie sei sehr gut besetzt, sagt Zylka. Die Eltern spielen Jördis Triebel und Moritz Führmann, der Bruder ist Maximilian Ehrenreich. Vor allem Ella Lee als ältere Schwester sei stark. "Die ist sehr timingfest und liefert ihre Pointen wirklich auf den Punkt ab", so Zylka.
Tilda Jenkins als Mirella falle dagegen etwas ab. Das liege allerdings auch an der Rolle:
"Ich finde den Mirella-Charakter gar nicht genug ausgeschöpft. Warum sie so handelt, ist eigentlich nichts, worüber man sich lustig machen kann. Sie will eine akzeptable Zukunft für alle. Das ist eigentlich gut. Darum finde ich, man müsste ihr eigentlich noch eine andere, ambivalentere Motivation mitgeben. Dann könnte man sie auch noch viel knalliger parodieren."
(nho)
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