Minimalistische Kunstwerke
Die faszinierenden Skulpturen aus Glas, Metall und Textilien von Nairy Baghramian erinnern oft an Bühnenbilder. Oft verweisen sie auf die Geschichte der modernen Architektur und des Designs. Auf der 5. Biennale ist von der gebürtigen Iranerin, die in Berlin lebt, das Kunstwerk "Die zerbrochene Säule" zu sehen.
"Die zerbrochene Säule", so nennt Nairy Baghramian ihren Beitrag zur Berlin Biennale. Im Moment liegt die Metallskulptur noch unaufgebaut vor der Glasscheibe der Neuen Nationalgalerie. Zu spät kam das Kunstwerk aus der Gießerei, wo ein kunstferner Mitarbeiter grün lackiert hat, was schwarz werden sollte. Zwei Tage hat die Künstlerin daraufhin im Berliner Umland verbracht, um die Neulackierung zu überwachen. Jetzt fehlen Träger, um das Kunstwerk aufzustellen. Wenn so viel schief läuft, dann soll es wohl so sein, lacht die Iranerin, deren Nerven längst blank liegen müssten. Aber die 36jährige ist zu sehr dem realen Leben verhaftet, als dass sie noch gegen Unmögliches ankämpfen mag. Ruhig erklärt sie, was zu sehen sein wird, falls der Aufbau doch noch zustande kommt. Zwei mehr als drei Meter hohe Metallteile, von denen das eine später außerhalb der Glasfassade der Neuen Nationalgalerie stehen wird – das andere drinnen.
Baghramian: " Das sind zwei L-Formen, die sich spiegeln, mit dem Rücken zueinander stehen, die durchlöchert sind, und die sich durch die Löcher den Blick im anderen nicht wieder findet. Es gibt eine Enttäuschung, die an der Glasfassade hängen bleibt. Es ist natürlich der Bezug zum außen und innen. "
"La Colonee cassée - Die zerbrochene Säule" soll an die Siegessäule von Napoleon erinnern. An jene Vendome-Säule, zu deren Zerstörung Victor Hugo seine Schüler während der französischen Revolution aufrief.
Politische Bezüge finden sich nicht nur in den Arbeiten von Nairy Baghramian. Vor mehr als 20 Jahren fliehen ihre Eltern mit den fünf Geschwistern aus dem iranischen Isfahan nach Berlin. Nairy, die jüngste Tochter eines Architekten und einer Grundschullehrerin, engagiert sich nach dem Abitur in linken Gruppen, arbeitet für amnesty international.
Baghramian: " Da kam die Nähe zur Kunst fließend – das war keine Frage, dass ich jetzt heute mich entschieden habe, dass ich Kunst mache…"
Über ihre Ausbildung spricht sie nur ungern. Denn um ihre Arbeiten zu beurteilen, sei es unwesentlich, bei welchem Lehrer sie studiert habe. Universität der Künste Berlin und London. Das muss reichen.
Wenn Nairy Baghramian durch die Glashalle der Neuen Nationalgalerie geht, im Reiterlook: die Jeans in schmale schwarze Gummistiefel gesteckt, die Ärmel des roten Pullovers hochgeschoben, strahlt sie eine Mischung aus Eleganz und Bodenständigkeit aus, die sie sofort sympathisch macht. Sie lacht viel. Es fällt auf, dass sie lieber zuhört, als über sich zu reden. Und lieber fragt, als gefragt zu werden.
Baghramian: " Im Moment finde ich es sehr problematisch. Die Authentizitätsidee ist sehr stark im Vordergrund. Diese Idee: Der Künstler im Atelier. Der Künstler, der studiert hat. Der Künstler, der bei der und der Galerie ist. Es ist sehr stark Namedroping, was im Moment passiert. Wo steht man, mit wem hat man zu tun. "
Gegen die Selbstbezüglichkeit des Kunstbetriebs und seinen kalkulierten Schein setzt Nairy Baghramian ihre soziale Arbeit. Seit ihre Schwester vor vielen Jahren in Berlin ein Frauenhaus gegründet hat, arbeitet sie dort. Sie entwickelt neue Konzepte, begleitet Frauen auf Ämter, erledigt die Pressearbeit. Ein bis zwei Tage die Woche.
Baghramian: " Ich hab mich einige Zeit zurückgezogen – wollte mich nur auf die Kunst konzentrieren… für mich hat das nicht so funktioniert – weil ich das Gefühl hatte – das gilt nicht für alle Künstler – ich könnte leicht paranoid werden, nur wenn man innerhalb des Systems bleibt. Und dann hab ich gefragt, ob ich wieder zurück darf – und das war zum Glück so, dass ich die Stelle haben durfte und es tut mir wahnsinnig gut. "
Wie die von ihr für die Ausstellung im Schinkel-Pavillon vorgeschlagene französische Designerin Janette Laverriere, Jahrgang 1909, interessiert sich auch Nairy Baghramian für das Verhältnis von innen – und außen, arbeitet bei ihren minimalistischen Skulpturen gern mit Spiegeln und mit Glas. Ihre Kunst versteht sie vor allem im Kontext und im Dialog mit dem Betrachter.
Baghramian: " Die Präzision ist schon ein wichtiger Moment um zu sagen, es geht um kleine Verschiebungen. Es geht nicht um große Gesten im Sinne von das ist eine Aussage- sondern was mich generell im Leben interessiert sind: eine bewusste Positionierung und innerhalb dessen beweglich bleiben. "
Im vergangenen Jahr erhielt die junge Künstlerin für ihre vieldeutig betitelte Arbeit "Das hübsche Eck – Empfangszimmer – Windfang", den Schering-Förderpreis. Ihre faszinierenden Skulpturen aus Glas, Metall und Textilien erinnern oft an Bühnenbilder und verweisen fast immer auf die Geschichte der modernen Architektur und des Designs. Dass sich ihre filigranen Kunstwerke dabei jeder Eindeutigkeit entziehen ist pure Absicht. Denn Nairy Baghramian möchte Arbeiten schaffen, die Fragen stellen. Fragen an sich selbst. Und an andere.
Baghramian: " Was ich im Moment nicht mag, ist diese Idee, dass alles möglich ist. Dass diese neo-liberale Idee, dass es in den eigenen Händen liegt, was du machst – du kannst alles machen, die Welt ist offen. Davor hab ich eine große Angst, dass einem das nicht passieren darf. Dass dieser große Glaube, alles machen zu dürfen, alles machen zu können, ein Irrtum ist, und dass es tatsächlich an den Details liegt. Die Schritte, die ich mache, sind übersichtlich - die kann ich noch folgen, die werden auch nicht zu großen Traumblasen und die sind für mich noch greifbar. Ich hoffe dass es noch greifbar bleibt – dass ich mich selbst mich darin nicht verliere."
Baghramian: " Das sind zwei L-Formen, die sich spiegeln, mit dem Rücken zueinander stehen, die durchlöchert sind, und die sich durch die Löcher den Blick im anderen nicht wieder findet. Es gibt eine Enttäuschung, die an der Glasfassade hängen bleibt. Es ist natürlich der Bezug zum außen und innen. "
"La Colonee cassée - Die zerbrochene Säule" soll an die Siegessäule von Napoleon erinnern. An jene Vendome-Säule, zu deren Zerstörung Victor Hugo seine Schüler während der französischen Revolution aufrief.
Politische Bezüge finden sich nicht nur in den Arbeiten von Nairy Baghramian. Vor mehr als 20 Jahren fliehen ihre Eltern mit den fünf Geschwistern aus dem iranischen Isfahan nach Berlin. Nairy, die jüngste Tochter eines Architekten und einer Grundschullehrerin, engagiert sich nach dem Abitur in linken Gruppen, arbeitet für amnesty international.
Baghramian: " Da kam die Nähe zur Kunst fließend – das war keine Frage, dass ich jetzt heute mich entschieden habe, dass ich Kunst mache…"
Über ihre Ausbildung spricht sie nur ungern. Denn um ihre Arbeiten zu beurteilen, sei es unwesentlich, bei welchem Lehrer sie studiert habe. Universität der Künste Berlin und London. Das muss reichen.
Wenn Nairy Baghramian durch die Glashalle der Neuen Nationalgalerie geht, im Reiterlook: die Jeans in schmale schwarze Gummistiefel gesteckt, die Ärmel des roten Pullovers hochgeschoben, strahlt sie eine Mischung aus Eleganz und Bodenständigkeit aus, die sie sofort sympathisch macht. Sie lacht viel. Es fällt auf, dass sie lieber zuhört, als über sich zu reden. Und lieber fragt, als gefragt zu werden.
Baghramian: " Im Moment finde ich es sehr problematisch. Die Authentizitätsidee ist sehr stark im Vordergrund. Diese Idee: Der Künstler im Atelier. Der Künstler, der studiert hat. Der Künstler, der bei der und der Galerie ist. Es ist sehr stark Namedroping, was im Moment passiert. Wo steht man, mit wem hat man zu tun. "
Gegen die Selbstbezüglichkeit des Kunstbetriebs und seinen kalkulierten Schein setzt Nairy Baghramian ihre soziale Arbeit. Seit ihre Schwester vor vielen Jahren in Berlin ein Frauenhaus gegründet hat, arbeitet sie dort. Sie entwickelt neue Konzepte, begleitet Frauen auf Ämter, erledigt die Pressearbeit. Ein bis zwei Tage die Woche.
Baghramian: " Ich hab mich einige Zeit zurückgezogen – wollte mich nur auf die Kunst konzentrieren… für mich hat das nicht so funktioniert – weil ich das Gefühl hatte – das gilt nicht für alle Künstler – ich könnte leicht paranoid werden, nur wenn man innerhalb des Systems bleibt. Und dann hab ich gefragt, ob ich wieder zurück darf – und das war zum Glück so, dass ich die Stelle haben durfte und es tut mir wahnsinnig gut. "
Wie die von ihr für die Ausstellung im Schinkel-Pavillon vorgeschlagene französische Designerin Janette Laverriere, Jahrgang 1909, interessiert sich auch Nairy Baghramian für das Verhältnis von innen – und außen, arbeitet bei ihren minimalistischen Skulpturen gern mit Spiegeln und mit Glas. Ihre Kunst versteht sie vor allem im Kontext und im Dialog mit dem Betrachter.
Baghramian: " Die Präzision ist schon ein wichtiger Moment um zu sagen, es geht um kleine Verschiebungen. Es geht nicht um große Gesten im Sinne von das ist eine Aussage- sondern was mich generell im Leben interessiert sind: eine bewusste Positionierung und innerhalb dessen beweglich bleiben. "
Im vergangenen Jahr erhielt die junge Künstlerin für ihre vieldeutig betitelte Arbeit "Das hübsche Eck – Empfangszimmer – Windfang", den Schering-Förderpreis. Ihre faszinierenden Skulpturen aus Glas, Metall und Textilien erinnern oft an Bühnenbilder und verweisen fast immer auf die Geschichte der modernen Architektur und des Designs. Dass sich ihre filigranen Kunstwerke dabei jeder Eindeutigkeit entziehen ist pure Absicht. Denn Nairy Baghramian möchte Arbeiten schaffen, die Fragen stellen. Fragen an sich selbst. Und an andere.
Baghramian: " Was ich im Moment nicht mag, ist diese Idee, dass alles möglich ist. Dass diese neo-liberale Idee, dass es in den eigenen Händen liegt, was du machst – du kannst alles machen, die Welt ist offen. Davor hab ich eine große Angst, dass einem das nicht passieren darf. Dass dieser große Glaube, alles machen zu dürfen, alles machen zu können, ein Irrtum ist, und dass es tatsächlich an den Details liegt. Die Schritte, die ich mache, sind übersichtlich - die kann ich noch folgen, die werden auch nicht zu großen Traumblasen und die sind für mich noch greifbar. Ich hoffe dass es noch greifbar bleibt – dass ich mich selbst mich darin nicht verliere."