Minihubschrauber im Einsatz

Von Achim Killer · 22.07.2009
Niemand muss die winzigen Hubschrauber fernsteuern. Sie erledigen ihre Aufgaben selbstständig, kreisen über Hochöfen, um deren Emissionen zu messen. Mit ihrer Hilfe entdecken Rauschgiftfahnder Drogenplantagen, und die Feuerwehr sucht damit nach Vermissten. Klingt nach Science-Fiction, ist aber bereits Wirklichkeit. Eine Münchner Firma produziert diese Minihubschrauber.
"Ja, hier wird gerade ein AscTec Falcon 8 montiert, ein achtrotoriger Träger für Kameras. Und er hat eben den großen Vorteil mit den acht Rotoren, dass er auch beim Ausfall von einer Antriebseinheit immer noch in der Lage ist, stabil weiter zu fliegen und sicher zu landen."

Daniel Gurdan, der Gründer von Ascending Technologies, einer etwas ungewöhnlichen Firma. Sie ist wohl der Weltmarktführer für Mikrohubschrauber, winzige Fluggeräte zum Spielen oder für Spezialeinsätze. Untergebracht ist das Unternehmen in einem Einfamilienhaus in Stockdorf bei München. Im Dachgeschoss werden die Hubschrauber sowohl entwickelt als auch montiert:

"Wir machen in der Tat alles selber - einfach aufgrund der Stückzahlen, da es sich bei den aktuell noch sehr geringen Stückzahlen einfach nicht rentiert, eine Produktionsfirma zu beauftragen","

sagt Stefan Eichhorn. Er ist mit 27 Jahren der Senior unter den Betriebsangehörigen, Diplomingenieur wie seine fünf Kollegen. Die Hubschrauber werden ferngesteuert oder sie fliegen selbstständig eine vorgegebene Route ab. Sie sind vollgestopft mit Elektronik, für die Alexander Maksymiw die Software schreibt.

""Die ganze Regelungstechnik, die ganze Sensorenansteuerung, die Ansteuerung der Motoren - alles, was mit der Elektronik auf dem Quadrocopter zu tun hat, läuft über Mikrocontroller. Und die werden von uns programmiert."

Seit dem Jahr 2007 existiert Ascending Technologies, ein Jugendtraum in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

"Prinzipiell begann die ganze Geschichte mit einem "Jugend forscht"-Projekt. Für uns war es einfach die technische Herausforderung, etwas Fliegendes zu bauen, das sich autonom, von alleine, in der Luft hält.

Wir haben dann hinterher auch in Kooperation mit einer anderen Firma ein Spielzeug daraus gemacht und über die Jahre hinweg immer weiter optimiert, immer neuere Systeme entwickelt, andere Antriebsarten ausprobiert, mehr Leistung in die Systeme gepackt, mehr Intelligenz in die Systeme gepackt. Irgendwann kam dann auch ein GPS-Modul oben drauf, wie man es vom Auto kennt, vom Navigationssystem."

Dadurch kennen die Hubschrauber ihre Position in der Luft. Sie müssen nicht ferngesteuert werden, sondern können ihr Ziel eigenständig anfliegen. Auch die ganz kleinen.

"Hier fliegt gerade die Asctec Hornet, unser kleinstes Fluggerät, das kleinste vollautonome Fluggerät. Es ist ein Hexacopter, ein System mit sechs Rotoren, und hat nur einen Durchmesser von 29 Zentimetern."

Ein Gutteil der Minihubschrauber geht in die USA, ins renommierte Massachusetts Institut of Technology, wo Wissenschaftler viel mit autonomen Flugrobotern experimentieren. Überhaupt bilden Forscher unter den Abnehmern die größte Gruppe.

"Wir haben auch einen Kunden, der will einen Gassensor angebunden haben. Das heißt: Über Kohlefeuer in China wird geflogen und einfach die Gaskonzentration, die CO2-Konzentration gesammelt und dann auch direkt in unserer Drohne verarbeitet und dann runter zur Bodenstation gefunkt, sodass Sie permanent live die aktuellen Werte haben an Ihrer Bodenstation."

Bemannte Hubschrauber seien für viele Aufgaben gegenüber Drohnen klar im Nachteil, sagt Stefan Eichhorn.

"Die Pilotenkosten sind bei 3000 Euro die Stunde. Sie brauchen Fluggenehmigungen. Sie haben eine enorme Lärmbelästigung und natürlich auch einen Sicherheitsaspekt. Und das sind alles Themen, die sind mit dieser Art von Fluggerät kein Problem mehr. Sie sind klein, sehr leise, leicht und so gut wie gefahrlos."

Für Luftaufnahmen werden die Minihubschrauber eingesetzt. Feuerwehren suchen damit nach Vermissten. Und Umweltbehörden nutzen sie, um Müllkippen zu überwachen. Die meisten Einsatzgebiete muten recht exotisch an.

"In Holland scheint es ein Problem zu sein, dass Sie ein Maisfeld haben, und in der Mitte ist einfach ein Bereich nicht mit Mais bepflanzt, sondern mit Hanf. Das sehen Sie natürlich von außen nicht. Aber mit diesen Geräten können Sie einfach die Felder entlang fahren, Auto abstellen, ihr Gerät auspacken und dann über die Maisfelder fliegen und sehen relativ schnell diese Hanf-Plantagen."

Und dann sind da noch die Elektrizitätskonzerne, die ständig die Sicherheit ihrer Überlandleitungen überprüfen müssen. Bei der Vorstellung, sie als Kunden gewinnen zu können, heben die jungen Ingenieure fast selbst ab.

"Es gibt - um nur in Deutschland zu bleiben - viele tausend Kilometer Hochspannungsleitungen, die permanent überwacht werden müssen. Und da ist einfach ein enormes Potenzial da. Und wenn man das weiterspinnt, wenn man wirklich der erste ist mit dieser Technologie am Markt, dann hat man praktisch auf einen Schlag sämtliche Energieversorger weltweit - weil die haben alle das gleiche Problem - als Kunden. Und damit ist der Jackpot geknackt."