mini-Mahler Nr. 7

22.05.2012
Nach der überragenden Uraufführung der Kammerbearbeitung von Mahlers 9. Sinfonie präsentiert ensemble mini wiederum ein neues Mahler-Arrangement, diesmal jugendlich frisch erstellt von dem englischen Komponisten-Wunderkind Alexander Prior. Neben den "Gesellen-Liedern" des jungen Mahler werden zudem frühe Werke der Komponisten Berg, Korngold, Schönberg und Debussy gespielt.
Im Rahmen der hochgelobten mini-Mahler Reihe (Der Tagesspiegel: "Klein ist das neue Groß") nimmt sich ensemble mini, das aus jungen Musikern der großen Berliner Profiorchester besteht, diesmal eine Arbeit des erst 19-jährigen Alexander Prior über ein Thema aus Mahlers 5. Sinfonie vor ("Fantasy on a Theme of Mahler"). Die von ensemble mini in Auftrag gegebene Komposition knüpft an die "Kunst des Arrangierens” an, wie sie in Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen im Wien der frühen 1920er Jahre gepflegt wurde.

Den Auftakt des Konzerts machen Arnold Schönbergs "Sechs Kleine Klavierstücke" in einem Arrangement für Kammerensemble von Bernhard Wulff. Anschließend erklingt Claude Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" in einer Bearbeitung, die Schönberg selbst für seinen Verein anfertigte.

Das Programm beinhaltet auch Alban Bergs spätromantische "Sieben frühe Lieder" in einem Kammerarrangement von Reinbert de Leeuw, die von der hervorragenden Sopranistin Sarah-Jane Brandon dargeboten werden.

Ein Werk des jungen Mahler sind die "Lieder eines fahrenden Gesellen" (1885), in denen der 25-jährige Komponist erstmals seinen unverkennbaren Stil demonstrierte. Diese Lieder, die heute zu den am häufigsten gespielten Werken Mahlers überhaupt zählen, werden von dem ähnlich jungen Staatsopern-Bariton Gyula Orendt in einer Kammerbearbeitung von Eberhard Kloke (2004) dargeboten.

Als Abschluss des Konzerts wird die Suite aus Erich Wolfgang Korngolds "Much Ado about Nothing" zu Shakespeares gleichnamigem Stück gespielt, die der 21-jährige Komponist 1918 als Auftragsarbeit für das Wiener Burgtheater komponierte – für ein Ensemble in just der Besetzung, wie es in Schönbergs Verein zum Einsatz kam. Korngold und Mahler nebeneinander zu stellen ergibt Sinn, wenn man bedenkt, wie gegenwärtig die Figur seines Mentors Mahler für einen Wunderknaben wie Korngold gewesen sein muss: Korngold war eine Art Lieblingskind der Wiener Musikszene, schon seine frühe Kammermusik wurde durch das weltberühmte Rosé-Quartett des Mahler- Schwagers Arnold Rosé aufgeführt.

Das ensemble mini ist eine selbstständige Gruppe von Musikern aus über 13 Ländern und kann mit Recht von sich behaupten, ein Orchester der Individuen zu sein. Es vereint junge Mitglieder und Akademisten der Berliner Philharmoniker, des Deutschen-Symphonie-Orchesters, des Rundfunk-Sinfonieorchesters, der Staatskapelle Berlin, der Deutschen Oper Berlin, des Gewandhausorchesters und des BR Symphonieorchesters. Das Ziel all dieser jungen Musiker ist einfach: Sie wollen große Musik in einem etwas anderen, intimeren Rahmen spielen und erleben. Häufig werden dabei eigens von ensemble mini in Auftrag gegebene Arrangements uraufgeführt.

Die Gründung des Ensembles erfolgte in Verbindung mit der Idee des "mini"-Konzepts. Nach mini-Mahler sollen zukünftig auch mini-Brahms und mini-Wagner stattfinden. Der thematische Schwerpunkt der Projekte liegt jeweils auf der musikalischen und historischen Verbindung zwischen dem jeweiligen Komponisten und der Kammermusik. Jedes dieser Projekte soll zudem Konzerttourneen sowie Aufnahmen umfassen.

Initiator von mini-Mahler ist der britische Dirigent Joolz Gale. Mit Ende 20 erweist er sich als ein vielversprechender Dirigent, der bereits ein beachtliches musikalisches Können, Reife sowie eine enorme Wandlungsfähigkeit in sich vereint. Aufgrund seiner profunden Kenntnisse Alter Musik, die mit einer großen Leidenschaft für das symphonische Repertoire einhergeht, wird Joolz Gale von Orchestern und Publikum als ein innovativer Interpret anerkannt, dessen Herangehensweise an das Schaffen Mahlers sehr erfrischend ist.

Seit seiner Debütaufnahme 2008/09 für den Bayerischen Rundfunk ist Joolz Gale als Gastdirigent in Europa, Lateinamerika und Asien aufgetreten, darunter in Zusammenarbeit mit folgenden Orchestern: Bamberger Symphoniker, Cape Philharmonic, China National Symphony, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, KZN Philharmonic, Filarmónica Arturo Toscanini, National Philharmonic of Ukraine, Shanghai Symphony und Taiwan National Symphony. Er hat an Meisterkursen mit Bernhard Haitink beim Luzern-Festival und dem Kritischen Orchester Berlin teilgenommen und steht in engem Kontakt zu Sir Roger Norrington und Paavo Järvi.

Joolz Gale, aus Gloucestershire in England, ist neben seiner Dirigiertätigkeit auch ein passionierter Geiger und hat in Oxford (Christ Church) Musik studiert. Er setzte sein Studium am Royal College of Music in London mit dem Schwerpunkt Gesang fort. Seine jahrelangen Erfahrungen als Sänger ergänzen seine Leidenschaft für die historisch informierte Aufführungspraxis, die er in enger Zusammenarbeit mit Sir John Eliot Gardiner entwickelt hat.
(Sebastian Solte und Janis El-Bira) www.ensemblemini.com



Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 19.5.12


Arnold Schönberg
Sechs Kleine Klavierstücke
(arr. Bernhard Wulff)

Claude Debussy
Prélude à l'après-midi d'un faune
(arr. Arnold Schönberg)

Alband Berg
Sieben frühe Lieder
(arr. Reinbert de Leeuw)
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Intensive Nähe – Das ensemble mini und sein mini Mahler
Von Stefan Hoffmann

Alexander Prior
Fantasy on a Theme of Mahler
(Uraufführung)
Gustav Mahler
Lieder eines fahrenden Gesellen
(arr. Eberhard Kloke)

Erich Wolfgang Korngold
Much Ado About Nothing


Sarah-Jane Brandon, Sopran
Gyula Orendt, Bariton
ensemble mini
Leitung: Joolz Gale