Mini-Computer mit Stromkurbel

Von Judith Velminski |
Weltweit gibt es 1,2 Milliarden Schulkinder. Viele von ihnen erlernen ihr Wissen ohne moderne Technik. Das Projekt „Jedem Kind einen Laptop“ will das ändern und setzt dabei auf einen speziell für Kinder entwickelten Mini-Computer. Der XO kommt ohne technischen Schnickschnack aus und funktioniert auch unter den widrigsten Bedingungen.
Er sieht aus wie ein Spielzeugrechner mit seiner Kindertastatur – aber bei genauem Hinsehen erweist sich der quietschgrüne XO als Computerwunder. Ein Computerwunder, das mit dem offenen Betriebssystem Linux läuft, auf die Bedürfnisse von Kindern abgestimmt ist und einiges hat, wovon mancher Nutzer träumt: Das Gehäuse des Laptops ist bruchsicher und hält Sand, Staub und Sonne aus.

Wo andere Tastaturen den verschütteten Kaffee nicht überleben, kann Wasser dem XO nichts anhaben. Selbst ein tropischer Regenguss perlt an ihm ab. Bei Sonneneinfall bleibt das Bild des XO gestochen scharf, weil der Computer kontrastreich im Schwarz-Weiß-Modus weiterarbeitet.

Und was, wenn in der Steppe oder im Gebirge die Steckdose fehlt? Auch daran haben die Entwickler gedacht: Der XO verbraucht so wenig Strom, dass sein Akku zwölf Stunden reicht. Aufladen können ihn die Kinder dann mit einer Handkurbel, Solarzellen oder einer Autobatterie, während eine Antenne nach drahtlosen Internetsignalen und anderen XO-Computern sucht. Die XO-Kids können sich also vernetzen und untereinander austauschen.

Gemeinsam lernen, arbeiten, spielen – vor allem darum geht es Nicholas Negroponte, dem Gründer des Projekts „Jedem Kind einen Laptop“:

„Bei meinem Projekt geht es nicht um Laptops, es geht um Bildung. Es gibt 1,2 Milliarden Schulkinder auf der Welt, die Hälfte von ihnen hat keine Stromversorgung und lebt in abgelegenen Gegenden in Entwicklungsländern. Wenn wir Bildung als Lösung für viele Probleme wie Armut, Kriege oder Umweltverschmutzung betrachten, dann kann man nicht nur Schulen errichten und Lehrer ausbilden.“

Weil das nach Ansicht des Wissenschaftlers viel zu lange dauern würde. Negropontes Projekt „One Laptop per child“ setzt also parallel zur konventionellen Entwicklungshilfe an. Durch die Lernprogramme des XO sollen Kinder auf der ganzen Welt lesen und schreiben lernen. Ein besseres Leben durch Bildung – dies will der Computerforscher aus den USA Kindern ermöglichen – und dabei die Spaltung in Menschen mit und ohne Computer verhindern.