Militärparade in Moskau

Putin will kein Blockdenken

Wladimir Putin bei der Militärparade zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs, 9. Mai 2015.
Wladimir Putin bei der Militärparade zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs am 9. Mai 2015 © imago/stock&people/ITAR-TASS
Von Gesine Dornblüth · 09.05.2015
In seiner Rede zum 70. Jahrestag des Kriegsende hat der russische Präsident Wladimir Putin ein System gefordert, das Sicherheit für alle Staaten garantiere. "In den letzten Jahrzehnten wurden die Grundprinzipien der internationalen Zusammenarbeit ignoriert", sagte der Staatschef. Militärisches Blockdenken nehme wieder zu.
Traditionell begann die landesweite Fernsehübertragung der Militärparade auf dem Roten Platz mit dem Läuten der Kremluhr um 10 Uhr Ortszeit. Ebenso traditionell hielt der Oberkommandierende und Staatspräsident zu Beginn eine Rede. Dabei aber gab es ein Novum: Putin rief eine Schweigeminute aus, erstmals in der Geschichte der Siegesparade: "Wir neigen den Kopf und gedenken der Söhne, Töchter, Väter, Mütter, Großväter, Männer, Frauen, Brüder, Schwestern, Kameraden, Verwandte, Freunde. Allen, die nicht aus dem Krieg zurückgekehrt sind. Allen, die nicht mehr bei uns sind."
Danach standen Uniformen und Waffen im Vordergrund. Rund 16.000 Soldaten marschierten über den Roten Platz, darunter auch Ehrenformationen aus China und verschiedenen GUS-Staaten. Es folgten knapp zweihundert Militärfahrzeuge und Waffensysteme, geschmückt mit orange-schwarzen Georgsbändern. Darunter Flugabwehrsysteme vom Typ BUK, Iskander-Raketen und der Kampfpanzer T-14, genannt Armata, der erste russische Panzer aus nachsowjetischer Produktion. Die russische Presse feiert ihn als Wunderwaffe. Zum Abschluss flogen Militärhubschrauber und Jagdflieger über den Roten Platz, formten die Ziffer siebzig und malten die weiß-blau-rote russische Trikolore in den Himmel.
Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau
Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau© AFP / KIRILL KUDRYAVTSEV
Patriotismus in Putins Rede
Patriotismus klang auch in Putins Rede mit an: "Indem wir heute diesen heiligen Jahrestag begehen, wird uns erneut die ganze Grandiosität des Sieges über den Nazismus bewusst. Wir sind stolz, dass ausgerechnet unsere Vater und Großväter diese schwarze Kraft überwinden, zerschmettern und vernichten konnten."
Russlands Präsident zog dann sogleich den Bogen zur Gegenwart: "Hitlers Abenteuer wurde eine schreckliche Lehre für die gesamte Weltgemeinschaft. Damals, in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, hat das aufgeklärte Europa nicht sofort die todbringende Bedrohung der Nazi-Ideologie erkannt. Auch heute, 70 Jahre später, ruft die Geschichte erneut nach unserem Verstand und unserer Wachsamkeit. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Ideen der Überlegenheit einer Rasse und der Besonderheit zum blutigsten Krieg geführt haben."
Das konnte man auch als eine Anspielung auf die USA verstehen. Obamas These von der "Besonderheit" der Amerikaner wird in Russland scharf kritisiert. Putin dankte in seiner Rede zwar den Völkern Großbritanniens, Frankreichs und der USA für ihren Beitrag zum Sieg, führte dann aber aus:,
"Wir erinnern uns an das historische Treffen der Alliierten an der Elbe. An das Vertrauen und die Einheit, die zu unserem gemeinsamen Erbe wurden, zu einem Beispiel der Einheit der Völker um Frieden und Stabilität Willen. Genau dieser Werte legten den Grund für die Nachkriegsordnung. Aber in den letzten Jahrzehnten wurden die Grundprinzipien der internationalen Zusammenarbeit immer öfter ignoriert. Es gab Versuche, eine unipolare Welt zu schaffen, wir sehen, wie militärisches Blockdenken zunimmt."
Absage der europäischen Staatchefs
Putin saß auf der Tribüne zwischen den Präsidenten Chinas und Kasachstans. Unter anderen waren auch die die Staatschefs Indiens, Vietnams und einiger weiterer GUS-Staaten angereist. Die meisten europäischen Staatschefs hingegen hatten abgesagt.
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