Militär

Uncle Sam braucht euch nicht mehr

Von Marcus Pindur, Studio Washington · 25.02.2014
Die amerikanische Armee muss sparen und will deshalb die Zahl der Soldaten um rund 100.000 Mann senken. Um trotzdem schlagkräftig zu bleiben, soll verstärkt in Technik investiert werden.
Kleiner und schlanker sollen die amerikanischen Streitkräfte werden, und gleichzeitig beweglicher und schneller einsatzbereit. Jahrzehntelang sollte das US-Militär in der Lage sein, zwei größere Landkriege parallel führen zu können. Damit soll jetzt Schluss sein. Man müsse sich auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen, so Verteidigungsminister Chuck Hagel.
"Neue Technologien, neue Machtstrukturen, und eine Welt, die immer unberechenbarer, und in einigen Fällen bedrohlicher wird."
Nach 13 Jahren Kriegsführung im Irak und Afghanistan sei es nun an der Zeit, die Streitkräfte deutlich zu reduzieren. Hagels Maßgabe: Das US-Militär müsse nach wie vor in der Lage sein, jeden Gegner zu besiegen. Doch dazu reiche die Fähigkeit, einen Landkrieg zu führen und in einem anderen Konflikt einem Gegner standhalten zu können, bis Verstärkung geschickt werden könne. Ein Kapazitätsabbau von zweien auf anderthalb Kriege, sozusagen.
Das Militärbudget lag noch vor zwei Jahren bei über 650 Milliarden Dollar und soll in zwei Jahren auf knapp unter 500 Milliarden Dollar fallen. Gespart werden soll unter anderem durch die komplette Außerdienststellung des Erdkampfflugzeuges A-10, genannt Warzenschwein. Das Flugzeug war während des Kalten Krieges zur Panzerbekämpfung entwickelt worden und wurde besonders im Golfkrieg 1991 erfolgreich eingesetzt.
"Die Außerdienststellung der A-10 treibt die Modernisierung der Luftwaffe voran und spart 3,5 Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren. Die A-10 wird durch die F-35 ersetzt, ab Anfang der 2020er-Jahre. Die A-10 hat gute Dienste geleistet, aber sie ist ein 40 Jahre altes Flugzeug, ursprünglich gedacht für das Schlachtfeld des Kalten Krieges."
Auch die legendären U-2 Spionageflugzeuge sollen eingemottet und durch die Global Hawk-Drohne ersetzt werden. Die US-Marine darf weiterhin Zerstörer anschaffen, muss aber ihre Flotte deutlich verkleinern. Zunächst soll es bei 11 Flugzeugträgern bleiben. Es könnte allerdings gut sein, dass bei weiterem Sparbedarf, den Experten durchaus sehen, der Flugzeugträger "George Washington" in den kommenden Jahren außer Dienst gestellt wird.
Die Soldaten sollen künftig mehr für ihre Krankenversicherung aufwenden und in Zukunft fünf Prozent zu ihren Mietkosten beitragen. Solderhöhungen werden auf 1 Prozent beg1renzt, die deutlichen Einkommensverbesserungen, die die Soldaten seit dem 11. September 2001 bekommen haben, waren ein Kostentreiber.
Historisch sei der Abbau des Militärs durchaus normal nach einer verstärkten Konfliktphase, meint Gordon Adams, ehemaliger Berater Bill Clintons:
"Wir senken jetzt die Ausgaben ähnlich, wie wir es nach dem Korea-Krieg, nach Vietnam, oder nach dem Ende des Kalten Krieges getan haben. Etwa um 30 Prozent vom Höchstpunkt zum Tiefststand, und da befinden wir uns jetzt."
Investiert werden soll dagegen besonders in das Feld der Cybersicherheit. Viele Experten gehen davon aus, dass dies ein Kriegsfeld der Zukunft werden wird. Auch die schnellen Eingreiftruppen werden leicht verstärkt. Doch insgesamt steht den amerikanischen Streitkräften ein deutlicher Abbau ins Haus.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, denn der Kongress muss bei vielen Maßnahmen zustimmen. Und dort wird mit Widerstand gerechnet. Abgeordnete, die Militärbasen oder Rüstungszulieferer in ihren Wahlkreisen haben, werden den Sparplänen, besonders in einem Wahljahr, auf keinen Fall zustimmen.