Milder Rückblick auf eine umstrittene Präsidentschaft
"W", Oliver Stones filmischer Abgesang auf George W. Bush, startete am 18. Oktober 2008 in den US-Kinos und spielte immerhin die Produktionskosten wieder ein. Sein Biopic über den letzten amerikanischen Präsidenten fällt vergleichsweise harmlos aus, so fehlt jeglicher Kommentar zum 11. September. In Deutschland fand sich kein Verleiher für "W". Jetzt kommt er pünktlich zum Ende der Ära Bush auf DVD heraus.
Szene aus "W": "The 43. president of the United States: George W. Bush ..."
Ein Mann genießt den Jubel. Etwas plakativ lässt Oliver Stone seinen Bush-Film als eine Traumsequenz in einem leeren Baseball Stadion beginnen. Das "Biopic" mit Josh Brolin in der Hauptrolle startete am 17.Oktober 2008 in den US-Kinos, spielte immerhin exakt seine Produktionskosten von 25 Millionen Dollar ein und lief in einigen europäischen Ländern wie Frankreich noch vor den US-Wahlen.
Deutsche Verleiher zeigten wenig Interesse, ein Kinostart fand so nie statt. Völlig neue Wege ging nun der krisengeschüttelte Privatsender Pro 7. Denn es ist schon sehr ungewöhnlich, dass ein Kinofilm so schnell unter Umgehung aller Fristen - wie einer üblichen 18 monatigen TV Sperre - ins deutsche Fernsehen gelangt, bevor er in den USA überhaupt auf DVD erscheint.
Warum aber wollte der einstige Provokateur Oliver Stone nach "JFK" und "Nixon" nun ausgerechnet dem unpopulären George W. Bush ein filmisches Denkmal setzen? Im Interview des spärlichen Bonusmaterials der DVD erklärt sich der Regisseur von einst so kritischen Filmen wie "Salvador" oder "Platoon".
Oliver Stone: "Ich finde, Bush ist ein faszinierender Mann. Er hat Geschichte geschrieben und einen großen Einfluss gehabt. Seine Charaktereigenschaften sind Starrköpfigkeit und Stärke und er hat Amerika und die Welt polarisiert und so auf die Weltgeschichte großen Einfluss genommen."
Wie schon bei seinem erstaunlich zahmen Werk über Nixon ist Oliver Stone auch bei "W" milde gestimmt. Im Zentrum des Films stehen die Entscheidung der Bush Administration, in den Krieg gegen den Irak zu ziehen und die Probleme von George W. mit seinem übermächtigen Vater George Bush. In den wenigen Rückblenden muss sich der Junior in den 70er Jahren immer wieder die Vorhaltungen des Vaters anhören.
Szene aus "W": "Also. Setz dich. Wenn ich mich recht erinnere, hat dir der Job in dem Sportartikelgeschäft nicht so recht gefallen, oder der auf dem Ölfeld. Die Arbeit in der Investment Firma war auch nichts für dich. Die Sache auf der Ranch in Arizona ging auch nicht lange und aus der Nationalgarde bist du auch nicht grade mit fliegenden Fahnen entlassen worden. Das hat auch noch ein Nachspiel. Und jetzt erzählt diese Suzi überall herum, du hättest sie geschwängert."
"Augenblick? Woher weißt du das?"
"So was spricht sich herum."
"Das ist eine glatte Lüge, Papi. Ich benutze immer ein Kondom. Ich bin doch nicht blöd."
"Sag mal, zu was taugst du? Zum Feiern? Zum Rumhuren? Betrunken fahren? Für wen hältst du dich? Für einen Kennedy? Du bist ein Bush. Dann benimm dich auch so!"
Die Alkoholprobleme und das Versagen im Leben des jungen George W. Bush deutet Oliver Stone nur an. Auch blendet er die vielen Peinlichkeiten, die Bush als Präsident beging, meist aus. So ist nichts zu sehen vom Unvermögen des mächtigsten Mannes der Welt, adäquat auf die Katastrophe des 11. September 2001 zu reagieren. Oliver Stone gibt zu, dass er Bush nicht bloßstellen wollte und hat ihn so vor allem in seiner Beziehung zu seiner Frau Laura sehr menschlich und nicht unsympathisch gezeichnet.
Formal ist der durchaus interessante und sehenswerte Film eher konventionell. Nur mit der Musik leistet sich der einstige Skandalregisseur Oliver Stone einen ironischen Kommentar zur Zeitgeschichte, so wie hier in einer Collage über den Irak-Krieg.
Eine weitere dramaturgische Überraschung ist es, dass der umstrittene Wahlsieg Bushs gegen Al Gore überhaupt keine Rolle spielt. Dafür hat Oliver Stone für die letzten, bitteren Jahre der Amtszeit von George W. Bush eine melancholische, wie treffende Szene nachgedreht, als der US-Präsident während einer Pressekonferenz die Frage nicht beantworten konnte, welche Fehler er in seiner Amtszeit begangen habe.
Szene aus "W":
"John, ich wünschte, Sie hätten mir diese Frage vorher schriftlich gegeben. Dann hätte ich mich darauf vorbereiten können. Also ich würde sagen. Ganz bestimmt werden Historiker sagen, ich wünschte, er hätte es besser machen können auf die eine oder andere Weise. Ähmm. Bestimmt wird mir noch mitten in der Pressekonferenz etwas einfallen ... also ich will nicht so klingen, als hätte ich keine Fehler gemacht. Ich habe ganz sicher welche gemacht. Nur habe ich nicht. Sie nageln mich hier wirklich fest John. Vielleicht bin ich nicht so gewandt, wie ich sein sollte, um darauf zu antworten."
Der filmische Abgesang von Oliver Stone auf George W. Bush hat durchaus seine Meriten und ist auf jeden Fall sehenswerter als der Versuch von Oliver Stone, mit "World Trade Center" einen patriotisch, politisch korrekten Film zu drehen. Bei Pro 7 ist man sehr stolz auf den Überraschungscoup, Oliver Stones "W" schon am 23. Januar zu zeigen. So richtig an das Potential des Films glaubt der Münchener Privatsender aber nicht. So wird die Free TV Premiere nicht zur Primetime erfolgen, sondern erst um 22.25Uhr. Um 20.15 Uhr setzt der selbsternannte "Spielfilmsender" lieber auf einen fünf Jahre alten, mittelmäßigen Actionfilm mit den Hollywoodstars Colin Farrell und Al Pacino.
Ein Mann genießt den Jubel. Etwas plakativ lässt Oliver Stone seinen Bush-Film als eine Traumsequenz in einem leeren Baseball Stadion beginnen. Das "Biopic" mit Josh Brolin in der Hauptrolle startete am 17.Oktober 2008 in den US-Kinos, spielte immerhin exakt seine Produktionskosten von 25 Millionen Dollar ein und lief in einigen europäischen Ländern wie Frankreich noch vor den US-Wahlen.
Deutsche Verleiher zeigten wenig Interesse, ein Kinostart fand so nie statt. Völlig neue Wege ging nun der krisengeschüttelte Privatsender Pro 7. Denn es ist schon sehr ungewöhnlich, dass ein Kinofilm so schnell unter Umgehung aller Fristen - wie einer üblichen 18 monatigen TV Sperre - ins deutsche Fernsehen gelangt, bevor er in den USA überhaupt auf DVD erscheint.
Warum aber wollte der einstige Provokateur Oliver Stone nach "JFK" und "Nixon" nun ausgerechnet dem unpopulären George W. Bush ein filmisches Denkmal setzen? Im Interview des spärlichen Bonusmaterials der DVD erklärt sich der Regisseur von einst so kritischen Filmen wie "Salvador" oder "Platoon".
Oliver Stone: "Ich finde, Bush ist ein faszinierender Mann. Er hat Geschichte geschrieben und einen großen Einfluss gehabt. Seine Charaktereigenschaften sind Starrköpfigkeit und Stärke und er hat Amerika und die Welt polarisiert und so auf die Weltgeschichte großen Einfluss genommen."
Wie schon bei seinem erstaunlich zahmen Werk über Nixon ist Oliver Stone auch bei "W" milde gestimmt. Im Zentrum des Films stehen die Entscheidung der Bush Administration, in den Krieg gegen den Irak zu ziehen und die Probleme von George W. mit seinem übermächtigen Vater George Bush. In den wenigen Rückblenden muss sich der Junior in den 70er Jahren immer wieder die Vorhaltungen des Vaters anhören.
Szene aus "W": "Also. Setz dich. Wenn ich mich recht erinnere, hat dir der Job in dem Sportartikelgeschäft nicht so recht gefallen, oder der auf dem Ölfeld. Die Arbeit in der Investment Firma war auch nichts für dich. Die Sache auf der Ranch in Arizona ging auch nicht lange und aus der Nationalgarde bist du auch nicht grade mit fliegenden Fahnen entlassen worden. Das hat auch noch ein Nachspiel. Und jetzt erzählt diese Suzi überall herum, du hättest sie geschwängert."
"Augenblick? Woher weißt du das?"
"So was spricht sich herum."
"Das ist eine glatte Lüge, Papi. Ich benutze immer ein Kondom. Ich bin doch nicht blöd."
"Sag mal, zu was taugst du? Zum Feiern? Zum Rumhuren? Betrunken fahren? Für wen hältst du dich? Für einen Kennedy? Du bist ein Bush. Dann benimm dich auch so!"
Die Alkoholprobleme und das Versagen im Leben des jungen George W. Bush deutet Oliver Stone nur an. Auch blendet er die vielen Peinlichkeiten, die Bush als Präsident beging, meist aus. So ist nichts zu sehen vom Unvermögen des mächtigsten Mannes der Welt, adäquat auf die Katastrophe des 11. September 2001 zu reagieren. Oliver Stone gibt zu, dass er Bush nicht bloßstellen wollte und hat ihn so vor allem in seiner Beziehung zu seiner Frau Laura sehr menschlich und nicht unsympathisch gezeichnet.
Formal ist der durchaus interessante und sehenswerte Film eher konventionell. Nur mit der Musik leistet sich der einstige Skandalregisseur Oliver Stone einen ironischen Kommentar zur Zeitgeschichte, so wie hier in einer Collage über den Irak-Krieg.
Eine weitere dramaturgische Überraschung ist es, dass der umstrittene Wahlsieg Bushs gegen Al Gore überhaupt keine Rolle spielt. Dafür hat Oliver Stone für die letzten, bitteren Jahre der Amtszeit von George W. Bush eine melancholische, wie treffende Szene nachgedreht, als der US-Präsident während einer Pressekonferenz die Frage nicht beantworten konnte, welche Fehler er in seiner Amtszeit begangen habe.
Szene aus "W":
"John, ich wünschte, Sie hätten mir diese Frage vorher schriftlich gegeben. Dann hätte ich mich darauf vorbereiten können. Also ich würde sagen. Ganz bestimmt werden Historiker sagen, ich wünschte, er hätte es besser machen können auf die eine oder andere Weise. Ähmm. Bestimmt wird mir noch mitten in der Pressekonferenz etwas einfallen ... also ich will nicht so klingen, als hätte ich keine Fehler gemacht. Ich habe ganz sicher welche gemacht. Nur habe ich nicht. Sie nageln mich hier wirklich fest John. Vielleicht bin ich nicht so gewandt, wie ich sein sollte, um darauf zu antworten."
Der filmische Abgesang von Oliver Stone auf George W. Bush hat durchaus seine Meriten und ist auf jeden Fall sehenswerter als der Versuch von Oliver Stone, mit "World Trade Center" einen patriotisch, politisch korrekten Film zu drehen. Bei Pro 7 ist man sehr stolz auf den Überraschungscoup, Oliver Stones "W" schon am 23. Januar zu zeigen. So richtig an das Potential des Films glaubt der Münchener Privatsender aber nicht. So wird die Free TV Premiere nicht zur Primetime erfolgen, sondern erst um 22.25Uhr. Um 20.15 Uhr setzt der selbsternannte "Spielfilmsender" lieber auf einen fünf Jahre alten, mittelmäßigen Actionfilm mit den Hollywoodstars Colin Farrell und Al Pacino.