Milchbars, Mamicards und blaues Leuchten

Moderation: Katja Bigalke · 20.03.2011
In Warschau suchen junge Menschen nach Orten, die sie an ihre Kindheit im Kommunismus erinnern. Wir haben auf deutschen Großstadtspielplätzen das Phänomen Mamicard entdeckt und eine deutsch-türkische DJane erklärt uns, was sie gegen Weltmusik hat. Und es geht im Neonlicht um einen Atomunfall, der über 20 Jahre her ist ...
Mein Baby, mein Buggy, meine Mamicard
Von Carola Hoffmeister
Der neuste Trend in der Welt deutscher Großstadtmütter heißt Mamicard. Es handelt sich dabei um eine wasserabweisende Visitenkarte für Mütter. Mit ihr können Frauen ihre Sozialkontakte auf dem Spielplatz oder beim Babyschwimmen genauso gut organisieren wie im Büro. Möglicherweise ist das ungemein praktisch. Vielleicht sind Mamicards in Zeiten von Debatten um Frauenquote und Frühbetreuung aber auch so etwas wie ein Versuch, das Leben von Vollzeitmüttern zu professionalisieren.

Wir wissen von nichts
Von Karen Naundorf
1987 finden zwei Teenager ein altes Strahlentherapiegerät. In der Nacht sehen sie, dass ein blaues, leuchtendes Pulver in einer kleinen Kapsel steckt. Spielend reiben sie sich das radioaktive Zauberpulver auf Arme und Hals. Durch einen Zufall kommt die Wahrheit ans Licht - und im brasilianischen Goiania bricht Panik aus. Viele Orte in der Stadt erinnern an den Atomunfall. Die junge Generation will trotzdem nichts davon wissen.

Milchbars forever
Von Markus Nowak
Ob Chinesisch, Italienisch oder schnell einen Döner Kebap – wenn junge Polen in Warschau Hunger verspüren, haben sie heutzutage eine Menge von Möglichkeiten. Und doch zieht es viele von ihnen in die "Bary Mleczene", die Milchbars der Stadt. Die Selbstbedienungslokale aus kommunistischer Zeit haben sich in die Gegenwart herüberretten können. Sie gehören zu den wenigen Orten in der polnischen Metropole, die von einem Gefühl des Stillstandes zugedeckt werden und vielleicht gerade deshalb so beliebt sind.

Unterwegs in keine Schublade
Von Martin Böttcher
Typisch deutsch, typisch türkisch, typisch Mann, typisch Frau – wenn man mit Ipek Ipekcioglu spricht, wird einem schnell bewusst, wie albern solche Kategorien eigentlich sind: Die Deutsch-Türkin ist – unter anderem - DJ, Lesbe, Muslimin, Politaktivistin, Sozialarbeiterin und Musikproduzentin.