Weibliche Role Models in der Politik

Einsturz der Krawattenmauer

04:47 Minuten
Illustration: Drei selbstbewusste Frauen stehen zusammen. Eine Frau trägt eine Aktentasche, eine andere hat den Arm in die Hüfte gestemmt.
Junge Frauen streben inzwischen mit größerem Selbstbewusstsein in Führungspositionen als früher. © Getty Images / iStockphoto
Tonia Mastrobuoni im Gespräch mit Jana Münkel |
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Mit einem Foto auf Twitter ermutigt die Präsidentin des EU-Parlaments Roberta Metsola junge Mädchen, groß zu denken. Das Bild habe Symbolkraft, sagt die Journalistin Tonia Mastrobuoni: Frauen in Führungspostionen würden immer selbstverständlicher.
Ein aktuelles Foto zeigt Roberta Metsola, Präsidentin des EU-Parlaments, bei einem Arbeitstreffen mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und Christine Lagarde, die an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) steht. In einer Nachricht auf Twitter schreibt Metsola dazu: "Für jedes Mädchen in Europa. Glaube daran."

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Die italienische Journalistin Tonia Mastrobuoni, die für die Zeitung La Repubblica aus Deutschland berichtet, erkennt in dem Bild eine starke symbolische Botschaft: "Die europäische Geldpolitik, die Exekutive und das Parlament werden momentan von Frauen geführt. Wir sollten uns daran gewöhnen, dass Frauen in solchen Positionen sein können."

Ein Manifest für die nächste Generation

Dass Frauen EU-Spitzenposten innehaben, sei lange Zeit eine Seltenheit gewesen, sagt Mastrobuoni, die an einen Streit um die Neubesetzung eines EZB-Vorstandspostens vor ungefähr zehn Jahren erinnert. Erneut sollte ein Mann nachrücken, aber es habe sich Widerstand geregt. Die EZB, damals noch geleitet von Mario Draghi, hatte ausschließlich Männer im Vorstand: "Es war wirklich eine Krawattenmauer." So etwas sei inzwischen sogar in Italien unvorstellbar, sagt die Journalistin.
In einem Kommentar für La Repubblica bezeichnet Mastrobuoni Metsolas Tweet nun als ein "Manifest für die jungen Generationen". In ihrer eigenen Altersgruppe, unter den um 1970 herum Geborenen, sei es leider noch nicht selbstverständlich, dass Frauen in Führungspositionen säßen. Dennoch: Vieles habe sich verbessert.

Der Mann als Welterklärer

Den "unerträglichen Paternalismus", mit dem viele Männer gewohnt waren, Frauen die Welt zu erklären, ließen sich die Jüngeren nicht mehr bieten, sagt Mastrobuoni. Mittlerweile würden Frauen mit viel größerer Selbstverständlichkeit Verantwortung übernehmen und Machtpositionen anstreben, als sie es selbst noch auf ihrem eigenen Berufsweg erlebt habe:
"Ich musste oft anklopfen bei den Männern, und es gibt eben diese Mauer, wenn man langsam in die höheren Positionen kommt. Die jüngere Generation ist einfach selbstbewusster. Das finde ich wunderbar."
(fka)

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