Merkels SMS für die Ewigkeit

von Peter Lange |
Das Kommunikationsverhalten der Bundeskanzlerin lässt so manchen Historiker zittern. Denn sie liebt SMS-Nachrichten - und die sind flüchtig. Zum Glück gibt es die NSA und ihre fleißigen Mitarbeiter, stellt Peter Lange erleichtert fest.
Deutschlands Historiker atmen auf. Endlich gibt es ein verlässliches digitales Archiv, das sie dereinst nutzen können, wenn sie das Regierungshandeln der Kanzlerin Angela Merkel nachzeichnen und analysieren sollen: Die NSA.

Vermutlich macht sich kaum jemand eine Vorstellung von den Albträumen der Historiker: Eine Kanzlerin, die überwiegend mit SMS kommuniziert; keine Vermerke, keine Aktennotizen, keine Briefe, keine Memoranden, keinerlei klassische Quellen, nur immer diese 140-Zeichen-Dinger nach irgendwohin, keinem Archivgesetz unterworfen und auch keinen Aufbewahrungsfristen. Das halbe Jahr, in dem die Verbindungsdaten gespeichert sind – für Historiker ist das weniger als eine Nano-Sekunde.

Aber gottlob hat nun die NSA alles gespeichert – und hoffentlich das Feld "niemals löschen" angeklickt. Für die Historiker ist das die Rettung.

Nehmen wir mal als Beispiel den berühmten Moment, als die Kanzlerin vom Rücktritt des Plagiators zu Guttenberg erfuhr. Erinnern Sie sich? Merkel steht neben Annette Schavan und zeigt ihr eine SMS, die gerade auf ihrem Handy eingegangen ist. Unvergesslich die vielsagenden Blicke der Beiden.

In 30 Jahren können nun deutsche Historiker nach Washington fahren, sich auf den "Freedom of Information Act" berufen und die NSA um Auskunft bitten, wer denn die Kanzlerin informiert hatte und wie der genaue Text der SMS lautete. Oder der SMS-Verkehr zwischen Merkel und Norbert Röttgen nach der NRW-Wahl.

Norbert, tritt zurück!
Nein!
Doch!
Nein! Wieso ich denn?
Schluss jetzt. Du gehst.


Ja, und Merkel selbst. Wenn sie dereinst ihre Memoiren verfassen will, kann sie zur NSA fahren: Ich bin grad bei 2012 und kann mich nicht mehr erinnern, wie ich den Röttgen seinerzeit gefeuert habe. Kann ich noch mal in meine Mobiltelefonate von damals reinhören?

Dank der NSA ist die deutsche Geschichtsschreibung gerettet. Mindestens die Archivpreise der Bundesländer Hessen, Thüringen und Brandenburg sind ihr schon mal sicher.

Allerdings: Wenn die USA wirklich mal pleite gehen, also ein Shutdown forever, dann gucken auch unsere Historiker in die Röhre. Dann werden nämlich die Archivare der NSA entlassen.