Merkel und das Zentrum gegen Vertreibung
Die CDU hat sich für den Fall eines Wahlsieges unter anderem vorgenommen, das Vertrauen Polens wieder zu gewinnen, das ihrer Ansicht nach durch die allzu große Nähe des Bundeskanzlers zum russischen Präsidenten getrübt wurde. Die Unterstützung des vor allem vom Bund der Vertriebenen angestrebten Zentrums gegen Vertreibung in Berlin überschattet das Werben Angela Merkels um polnische Sympathien jedoch massiv.
Deutlicher als Polens Präsident Kwasniewski kann man kaum ausdrücken, wie sehr dieses Projekt die deutsch-polnischen Beziehungen zu belasten droht.
Wenn die Kanzlerkandidatin der Union glaubt, sich mit Rücksicht auf die Wahlstimmen der Vertriebenen kein distanzierendes Wort zu dem auch hierzulande sehr umstrittenen Plan leisten zu können, dann ist das alles andere als ein Ausweis außenpolitischer Führungskraft. Mag die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und Parteifreundin Merkels, Erika Steinbach noch so oft von ihren guten Versöhnungsabsichten gegenüber den östlichen Nachbarn reden, die Art, wie sie dieses Zentrum gegen Vertreibung durchzusetzen versucht, ist konfrontativ.
Ihre Auslassungen und die mancher ihrer Mitstreiter laden zu Missverständnissen und Fehldeutungen geradezu ein. Was meint Frau Steinbach, wenn sie sagt, man müsse sich daran gewöhnen, dass auch wir Deutschen um Menschen trauerten? So, als ob die Beschäftigung mit der Vertreibung und die Trauer um ihre Opfer ein Tabu wäre. Das war sie nie und das ist sie heute weniger denn je.
Wer das Zentrum gegen Vertreibung als isoliertes deutsches Projekt durchsetzen will, der weckt in Polen und anderswo den Verdacht, die Deutschen als Opfer und die anderen als Täter darstellen und Geschichte so umschreiben zu wollen, dass die der Vertreibung vorhergehenden deutschen Vertreibungs- und Vernichtungsverbrechen relativiert werden. Damit eng verbunden ist zudem die Sorge vor möglichen deutschen Ansprüchen auf verlorenes Eigentum in Polen, die Vertriebenenfunktionäre im Umkreis der Preußischen Treuhand seit einigen Jahren nähren.
Es sind ja nicht nur eingefleischte polnische Nationalisten, die so argumentieren, ähnliche Sorgen äußern verlässliche polnische Freunde Deutschlands, die sich seit Jahrzehnten für die Versöhnung beider Länder einsetzen. Weshalb will man diese vor den Kopf stoßen, indem man mit dem Vertreibungszentrum nach dem Motto „Augen zu und durch“ verfährt?
Wenn man Versöhnung will, dann sollte man auch hier nach gemeinsamen Wegen suchen. Es geht um unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Erinnerungen treffen aufeinander, und ihre Verarbeitung ist zweifelsohne ein schmerzhafter Prozess, der Konfrontation schlecht verträgt. Wenn man die europäische Dimension der Vertreibung thematisieren will, wie der Bund der Vertriebenen und Frau Merkel stets betonen, dann macht ein Zentrum gegen Vertreibungen nur als europäisches Projekt Sinn. In Warschau meinte Angela Merkel, sie wünsche sich solche Zentren auch in Sarajewo, Breslau und Eriwan. Das wird polnisches Befremden über die Berliner Aktivitäten sicher nicht ausräumen. Ein Krieg der Erinnerungen kann jedenfalls nicht die Antwort des 21.Jahrhunderts auf die Verbrechen des 20. Jahrhunderts sein.
Angela Merkel, die mit ihrem Besuch in Warschau signalisiert hat, welche Bedeutung sie den deutsch-polnischen Beziehungen beimisst, sollte sich trotz Wahlkampf für einen sensiblen Umgang mit dem Thema Vertreibungszentrum einsetzen.
Wenn die Kanzlerkandidatin der Union glaubt, sich mit Rücksicht auf die Wahlstimmen der Vertriebenen kein distanzierendes Wort zu dem auch hierzulande sehr umstrittenen Plan leisten zu können, dann ist das alles andere als ein Ausweis außenpolitischer Führungskraft. Mag die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und Parteifreundin Merkels, Erika Steinbach noch so oft von ihren guten Versöhnungsabsichten gegenüber den östlichen Nachbarn reden, die Art, wie sie dieses Zentrum gegen Vertreibung durchzusetzen versucht, ist konfrontativ.
Ihre Auslassungen und die mancher ihrer Mitstreiter laden zu Missverständnissen und Fehldeutungen geradezu ein. Was meint Frau Steinbach, wenn sie sagt, man müsse sich daran gewöhnen, dass auch wir Deutschen um Menschen trauerten? So, als ob die Beschäftigung mit der Vertreibung und die Trauer um ihre Opfer ein Tabu wäre. Das war sie nie und das ist sie heute weniger denn je.
Wer das Zentrum gegen Vertreibung als isoliertes deutsches Projekt durchsetzen will, der weckt in Polen und anderswo den Verdacht, die Deutschen als Opfer und die anderen als Täter darstellen und Geschichte so umschreiben zu wollen, dass die der Vertreibung vorhergehenden deutschen Vertreibungs- und Vernichtungsverbrechen relativiert werden. Damit eng verbunden ist zudem die Sorge vor möglichen deutschen Ansprüchen auf verlorenes Eigentum in Polen, die Vertriebenenfunktionäre im Umkreis der Preußischen Treuhand seit einigen Jahren nähren.
Es sind ja nicht nur eingefleischte polnische Nationalisten, die so argumentieren, ähnliche Sorgen äußern verlässliche polnische Freunde Deutschlands, die sich seit Jahrzehnten für die Versöhnung beider Länder einsetzen. Weshalb will man diese vor den Kopf stoßen, indem man mit dem Vertreibungszentrum nach dem Motto „Augen zu und durch“ verfährt?
Wenn man Versöhnung will, dann sollte man auch hier nach gemeinsamen Wegen suchen. Es geht um unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Erinnerungen treffen aufeinander, und ihre Verarbeitung ist zweifelsohne ein schmerzhafter Prozess, der Konfrontation schlecht verträgt. Wenn man die europäische Dimension der Vertreibung thematisieren will, wie der Bund der Vertriebenen und Frau Merkel stets betonen, dann macht ein Zentrum gegen Vertreibungen nur als europäisches Projekt Sinn. In Warschau meinte Angela Merkel, sie wünsche sich solche Zentren auch in Sarajewo, Breslau und Eriwan. Das wird polnisches Befremden über die Berliner Aktivitäten sicher nicht ausräumen. Ein Krieg der Erinnerungen kann jedenfalls nicht die Antwort des 21.Jahrhunderts auf die Verbrechen des 20. Jahrhunderts sein.
Angela Merkel, die mit ihrem Besuch in Warschau signalisiert hat, welche Bedeutung sie den deutsch-polnischen Beziehungen beimisst, sollte sich trotz Wahlkampf für einen sensiblen Umgang mit dem Thema Vertreibungszentrum einsetzen.