Meridian 11 – wie Deutschland tickt
Was haben die Zugspitze, Augsburg und die Insel Fehmarn gemeinsam? Sie liegen am oder genau auf dem 11. Längengrad. Diese simple Linie im Atlas ist der rote Faden für eines der aufwändigsten Projekte, das Deutschlandradio Kultur für 2009 plant.
„Meridian 11, Deutschland um 8 Uhr 20 – live“ – unter diesem Titel wird von Januar bis Juni immer mittwochs ein Ü-Wagen von Deutschlandradio Kultur auf dem 11. Längengrad unterwegs sein, und zwar von Süd nach Nord. Los geht es am 7. Januar mit einer Reportage vom Schneefernerhaus auf der Zugspitze, Standort der höchstgelegenen Umwelt-Forschungsstation in Deutschland. Die Jugendherberge in Garmisch-Partenkirchen liegt auf der Route, das Benediktinerkloster im Ettal, einer der größten Arbeitgeber dort und später die MAN-Werke in Augsburg – Geburtsort des Dieselmotors. Dazwischen besuchen die Reporter einen Milchbauerhof in Hohenpeißenberg und das katholische Privatgymnasium in Sankt Ottilien. So bewegt sich der Ü-Wagen Woche für Woche nach Norden, bis er im Juni in Heiligenhafen und auf Fehmarn ankommen.
Die Idee des Projekts: Der 11. Längengrad dient als Zufallsgenerator, um gewissermaßen repräsentativ den Alltag in Deutschland abzubilden – Geschichten, die angesichts der Uhrzeit morgens viel mit der Arbeitswelt zu tun haben, aber nicht ausschließlich. Ein Projekt mit Reiz und Risiko – Alltagsgeschichten können banal und belanglos daherkommen, sie können aber auch Dinge verdeutlichen, die für ganz vieles stehen; sie können Einblicke in Lebenswelten vermitteln, die fremd erscheinen, auch wenn alle im gleichen Land leben. Wenn „Meridian 11“ so funktioniert, wie sich das die Projektmacher vorstellen, dann bekommen die Hörerinnen und Hörer von Deutschlandradio Kultur über ein halbes Jahr ein sinnliches Hörbild davon, wie dieses Land tickt, wie es aussieht, wie es sich anfühlt und anhört – im Süden, im Osten, im Westen und im Norden.
Ein wenig Toleranz im Interesse guter Geschichten hat sich die Projektgruppe freilich gestattet. Aufmerksamen Zeitgenossen wird auffallen, dass die Reporter manchmal ein bisserl neben der Linie wandeln – O,2 Grad Abweichung nach Osten und Westen sind ihnen erlaubt, so dass der Ü-Wagen – genau genommen – in einem schmalen Korridor unterwegs ist.
Das, was beiläufig und spontan daherkommen soll, braucht besonders gute Vorbereitung. Das gilt besonders für die Live-Reportage. Als originäre journalistische Darstellungsform des Hörfunks war sie viele Jahre in den Programmen präsent. Junge Leute, die sich für dieses Gewerbe interessierten, wollten früher nicht Moderator oder Kommentator werden, sondern Reporter. Wer die Radioarchive durchforstet, kommt an Reportagen nicht vorbei – etwa vom Kennedy-Besuch 1963 in Berlin. Aber in Zeiten durchgestylter Programme, die jederzeit funktionieren müssen, ist die klassische Live-Reportage zu einer aussterbenden Gattung geworden – zu riskant für Formatprogramme, zu unwägbar. Und was an Ü-Wagen-Einsätzen im Alltag zu hören ist, das verdient häufig den Namen Reportage nicht.
„Meridian 11“ ist denn auch ein Versuch, dieses Genre Live-Reportage in seiner ursprünglichen Form wiederzubeleben. Dazu war neben der inhaltlichen Recherche vor allem Training notwendig. Jeder, der selbst einmal versucht hat, ein Fußballspiel zu reportieren, weiß: Die echte Reportage gehört zur Hohen Schule des Radiojournalismus. Einen Hörer fünf bis sechs Minuten mitzunehmen in eine bestimmte Szenerie, ihm bildhaft und unmittelbar zu schildern, was gerade passiert – wer das beherrscht, der verdient höchsten Respekt. Die Reporterinnen und Reporter, die im kommenden Jahr auf dem 11. Längengrad zu hören sein werden, haben sich in mehreren Trainingseinheiten auf ihre Einsätze vorbereitet. Sie haben sich zusammen mit dem Rechercheteam engagiert und mit Esprit in dieses Projekt gestürzt; und etwas von dieser Leidenschaft fürs Radio wird sich ohne Zweifel auch den Hörern vermitteln – mit einer gewünschten Nebenwirkung: Die Live-Reportage könnte nach dem Projekt „Meridian 11“ zumindest im Deutschlandradio Kultur wieder zum Standard gehören.
Die Sendungen im Überblick:
7. Januar
Live auf der Zugspitze
Reportage vom Schneefernerhaus, Deutschlands höchst gelegener Umwelt-Forschungsstation
14. Januar
Live aus Garmisch-Partenkirchen
Reportage aus der Jugendherberge
21. Januar
Live im Kloster
Reportage aus der Destillerie und Brauerei des Klosters Ettal, Besuch eines Vesper-Gottesdienstes
28. Januar
Live aus Hohenpeißenberg
Bei den Milchbauern Thomas und Sylvia Bauer
Die Idee des Projekts: Der 11. Längengrad dient als Zufallsgenerator, um gewissermaßen repräsentativ den Alltag in Deutschland abzubilden – Geschichten, die angesichts der Uhrzeit morgens viel mit der Arbeitswelt zu tun haben, aber nicht ausschließlich. Ein Projekt mit Reiz und Risiko – Alltagsgeschichten können banal und belanglos daherkommen, sie können aber auch Dinge verdeutlichen, die für ganz vieles stehen; sie können Einblicke in Lebenswelten vermitteln, die fremd erscheinen, auch wenn alle im gleichen Land leben. Wenn „Meridian 11“ so funktioniert, wie sich das die Projektmacher vorstellen, dann bekommen die Hörerinnen und Hörer von Deutschlandradio Kultur über ein halbes Jahr ein sinnliches Hörbild davon, wie dieses Land tickt, wie es aussieht, wie es sich anfühlt und anhört – im Süden, im Osten, im Westen und im Norden.
Ein wenig Toleranz im Interesse guter Geschichten hat sich die Projektgruppe freilich gestattet. Aufmerksamen Zeitgenossen wird auffallen, dass die Reporter manchmal ein bisserl neben der Linie wandeln – O,2 Grad Abweichung nach Osten und Westen sind ihnen erlaubt, so dass der Ü-Wagen – genau genommen – in einem schmalen Korridor unterwegs ist.
Das, was beiläufig und spontan daherkommen soll, braucht besonders gute Vorbereitung. Das gilt besonders für die Live-Reportage. Als originäre journalistische Darstellungsform des Hörfunks war sie viele Jahre in den Programmen präsent. Junge Leute, die sich für dieses Gewerbe interessierten, wollten früher nicht Moderator oder Kommentator werden, sondern Reporter. Wer die Radioarchive durchforstet, kommt an Reportagen nicht vorbei – etwa vom Kennedy-Besuch 1963 in Berlin. Aber in Zeiten durchgestylter Programme, die jederzeit funktionieren müssen, ist die klassische Live-Reportage zu einer aussterbenden Gattung geworden – zu riskant für Formatprogramme, zu unwägbar. Und was an Ü-Wagen-Einsätzen im Alltag zu hören ist, das verdient häufig den Namen Reportage nicht.
„Meridian 11“ ist denn auch ein Versuch, dieses Genre Live-Reportage in seiner ursprünglichen Form wiederzubeleben. Dazu war neben der inhaltlichen Recherche vor allem Training notwendig. Jeder, der selbst einmal versucht hat, ein Fußballspiel zu reportieren, weiß: Die echte Reportage gehört zur Hohen Schule des Radiojournalismus. Einen Hörer fünf bis sechs Minuten mitzunehmen in eine bestimmte Szenerie, ihm bildhaft und unmittelbar zu schildern, was gerade passiert – wer das beherrscht, der verdient höchsten Respekt. Die Reporterinnen und Reporter, die im kommenden Jahr auf dem 11. Längengrad zu hören sein werden, haben sich in mehreren Trainingseinheiten auf ihre Einsätze vorbereitet. Sie haben sich zusammen mit dem Rechercheteam engagiert und mit Esprit in dieses Projekt gestürzt; und etwas von dieser Leidenschaft fürs Radio wird sich ohne Zweifel auch den Hörern vermitteln – mit einer gewünschten Nebenwirkung: Die Live-Reportage könnte nach dem Projekt „Meridian 11“ zumindest im Deutschlandradio Kultur wieder zum Standard gehören.
Die Sendungen im Überblick:
7. Januar
Live auf der Zugspitze
Reportage vom Schneefernerhaus, Deutschlands höchst gelegener Umwelt-Forschungsstation
14. Januar
Live aus Garmisch-Partenkirchen
Reportage aus der Jugendherberge
21. Januar
Live im Kloster
Reportage aus der Destillerie und Brauerei des Klosters Ettal, Besuch eines Vesper-Gottesdienstes
28. Januar
Live aus Hohenpeißenberg
Bei den Milchbauern Thomas und Sylvia Bauer