Menschen und Fische

Rezensiert von Christine Westerhaus |
Zwar erfreuen sich Fische großer Beliebtheit bei den Menschen – als Teifkühlkost ebenso wie als Kinohelden – doch besonders viel wissen wir nicht über die Bewohner der Seen, Flüsse und Meere. Für Aufkärung will nun Birgit Pelzer Reith mit ihrem Buch „Sex & Lachs & Kabeljau“ sorgen: Sie weiß von interessanten Details zu berichten und wirft einen Blick zurück in die Beziehungsgeschichte Mensch-Fisch.
Als „stumm wie ein Fisch“ bezeichnen wir schweigsame Menschen, als „kalt wie ein Fisch“ gelten dagegen diejenigen, die keine Gefühle zeigen. Doch Fische sind weder stumm, noch unempfindsam. Für die Autorin Birgit Pelzer-Reith ist das ein Zeichen dafür, wie wenig wir noch immer über Fische wissen.

Wer aufgrund des etwas reißerischen Titels allerdings erwartet, dass es in dem Buch um das Liebesleben der Fische geht, der wird enttäuscht. Zwar geht es am Rande auch um sexuelle Details beim Fisch, denn manche Tiere haben die erstaunliche Fähigkeit, das Geschlecht im Laufe ihres Lebens zu wechseln, einige sogar mehrmals. Von spannenden Details aus dem Paarungsverhalten der Meeresbewohner erfährt der Leser bis auf einige wenige Anekdoten jedoch nichts.

Auch sind der Lachs und der Kabeljau nicht die Hauptakteure in dem Buch. In sofern ist der Titel „Sex & Lachs & Kabeljau“ zwar schick, aber irreführend, denn es geht in diesem Buch vordergründig um das eher sachliche Verhältnis des Menschen zum Fisch und wie es sich im Laufe der Jahrhunderte verändert hat: Der Fisch als Nahrung, als heimisches Schmuckstück, als verehrte Kreatur in der Mythologie, als bedrohtes Tier und als ein Wesen, das der Mensch schon immer bewunderte, weil es in einem völlig anderen, unergründlichen Element lebt.

Um den Leser auf das Thema Fisch neugierig zu machen, schildert Pelzer-Reith die erstaunlichen Eigenschaften der Fische, erklärt, wie sie den Menschen schon in der Antike faszinierten und beschreibt, wie viel Mühe wir uns damit machen, dem „fremden Wesen Fisch“ durch Aquarien und Tauchurlaube näher zu kommen. So erfährt man zum Beispiel, dass manche Völker Fische im klassischen Altertum als Orakel oder Götter verehrten und deshalb ihre Jagd verboten.

Auch an Meerjungfrauen glaubten die Menschen lange Zeit. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es Berichte von Seefahrern, die der Meinung waren, einer Meerjungfrau begegnet zu sein. Auf Jahrmärkten konnten Schaulustige gefälschte Fischmenschen besichtigen.

Außerdem listet die Autorin eine Reihe von Fischrekorden auf, die allerdings mit anderen Publikationen nicht immer identisch sind, was kein Fehler sein muss. Der Barrakuda, ein Fisch der Tropen und Subtropen, soll es als schnellster Schwimmer auf 150 Kilometer pro Stunde bringen. Der ebenfalls in tropischen und subtropischen lebende Walhai wird als größter Fisch 18 Meter lang und der kleinste, die auf den Philippinen beheimatete Zwerggrundel erreicht gerade mal neun Millimeter Länge.

Diese Informationen sind zwar wissenswert, doch leider stellenweise etwas ermüdend präsentiert. Das liegt am Sprachstil, der sachlich und stellenweise fast wissenschaftlich ist. Zudem präsentiert die Autorin dem Leser über weite Strecken nur die reinen Fakten, vor allem in den Passagen, in denen sie die Mythen beschreibt. Das ist schade, denn gerade bei diesem Thema hätten etwas ausgeschmückte Berichte dem Text gut getan. Auffällig ist auch, dass der Tonfall der Autorin durch die vielen Passivkonstruktionen distanziert wirkt. Zudem bleibt die Motivation der Autorin undeutlich.

So wird nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Die einzelnen Kapitel haben keinen Bezug zueinander und dadurch entsteht in diesem Buch der Eindruck der austauschbaren Beliebigkeit ohne Leitgedanken zum gewählten Thema.

Trotz dieser stilistischen Mängel lohnt es sich jedoch, das Buch zu lesen, da die Autorin eine Fülle spannender Informationen aus verschiedenen Epochen zusammengetragen hat. Wer also interessante Details über den Fisch und die Beziehung des Menschen zu ihm erfahren möchte, für den ist dieses Buch eine gute Quelle.

Birgit Pelzer Reith: Sex & Lachs & Kabeljau
Das Buch vom Fisch
Mare Buchverlag
298 Seiten, 19,90 Euro