Meisterwerke per Mausklick

Von Susanne Billig |
Der Louvre, eines der größten Museen der Welt, beherbergt rund 380.000 Werke. Ein Teil davon ist nun auf der interaktiven DVD "Louvre DeLuxe" zu erkunden.
Hier hängt sie und lächelt auf ihre ganz besondere Weise, die berühmteste Hausfrau der Welt - verewigt in Öl von Leonardo da Vinci und getauft auf den Namen: Mona Lisa. Längst smilt ihr Silberblick durch Panzerglas, denn die Angriffe auf das Gemälde mehrten sich - mit Säure, Steinen, leeren Tassen wurde die schöne Mona schon attackiert. Über acht Millionen Besucher muss ihr Gastgeber, der Louvre in Paris, jährlich bewältigen, in dessen üppigen Sammlungen sich weit mehr betrachten lässt als die Mona Lisa. Wer sich das Anstehen sparen und die Meisterwerke per Maus und Bildschirm erkunden möchte, dem bietet der USM-Verlag nun eine überarbeitete und mit neuen Filmen und interaktiven Elementen angereicherte "Louvre DeLuxe" DVD-Edition.

Ob Windows oder Macintosh Computer - das ansprechend gestaltete Menü liefert vielerlei Wege, die Kunstschätze im alten Königspalast zu erforschen. Man kann virtuell durch die Flure streifen, einzelne Sammlungen des Museums anwählen oder durch die Kunstgeschichte der Zivilisationen reisen. Mit einem weiteren Rundgang kann das weltberühmte Musée d'Orsay besichtigt werden. Bereits aus uralter, babylonischer Zeit besitzt der Louvre Kostbarkeiten. Eine Animation fliegt durch das mächtige Reich, wie es König Nebukadnezar der Zweite errichtete:

"Unter seiner von 604 bis 562 vor Christus währenden Herrschaft erfuhr Babylon seine größte Ausdehnung. Die Stadt wurde vergrößert und erneuert. Nahe dem alten Königspalast erstreckt sich das große Heiligtum des Gottes Marduk. Sieben steile Stufen bildeten die Zikkurrat, diesen für die religiöse Architektur Babylons typischen Tempelturm, der als Inspiration für den biblischen Turmbau zu Babel diente."

Eine dynamische Europakarte für sechs verschiedene Epochen zeigt alle Kunstwerke an ihren Entstehungsorten. Auch eine Chronologie lässt sich anfordern. Sie schiebt sich seitlich über den Bildschirm und zeigt im Überblick, welche historischen und kunstgeschichtlichen Epochen im Louvre - und seinem elektronischen Gegenpart - versammelt sind. Da darf eines der geheimnisumwitterten Völker der Antike nicht fehlen: die Etrusker.

"Im neunten Jahrhundert gründeten die Etrusker in Italien im Gebiet der heutigen Toskana ihre Stadtstaaten. Typisch war die Fertigung von Bronze- und Eisenarbeiten. Im siebten Jahrhundert vor Christus war die etruskische Gesellschaft in hierarchisch strukturierten Stadtstaaten organisiert, die der Macht eines Königs unterstanden. Das darauf folgende Jahrhundert gilt als Blütezeit des etruskischen Reiches, das sich von Mailand bis nach Rom erstreckte. Die Kunst dieser Epoche belegt eindrucksvoll dieses goldene Zeitalter."

Während der Film läuft - 250 sind es auf der DVD insgesamt -, sammeln sich unten in einer Leiste Miniaturbilder. Dahinter verbergen sich weiterreichende Informationen. Tiefschwarz wird der Bildschirm und in der Mitte taucht leuchtend ein elegant geschwungener, etruskischer Bronzethron auf. Ein Textfeld erklärt auf Wunsch Hintergründe: Der Thron wurde im Grab eines mächtigen Fürsten gefunden. 1000 Kunstwerke lassen sich im Detail studieren, mit einer digitalen Lupe maximieren oder im Größenvergleich mit anderen Kunstwerken betrachten. Was gefällt, kann im privaten Album einer persönlichen Kunstsammlung zugeführt werden. Immer wieder verschränkt die Louvre-DVD höchst interessant die Geschichte der Kunst mit der des Museums:

"1666 erlebte Ludwig der Vierzehnte den qualvollen Todeskampf seiner Mutter in ihren Gemächern im Louvre. Der Hof zog sich in die Tuilerien zurück, die Jean-Baptiste Colbert gerade neu ausgestattet hatte. Vor den Fenstern hatte der Gartenarchitekt André le Notre einen Park im französischen Stil gestaltet, den Ausgangspunkt der großen Blickachse nach Westen auf Paris. Das goldene Zeitalter des Louvre endete abrupt im Jahre 1678. Ludwig der Vierzehnte wählte das weit von allen Unruhen in der Hauptstadt entfernte Versailles als Zentrum der Macht. Die Arbeiten am Louvre wurden allmählich eingestellt."

Natürlich blieb es dabei nicht - schon der Nachfolger des Sonnenkönigs sorgte für die Vollendung des wuchtigen Anwesens. Bis in die jüngste Geschichte zeichnet die DVD den Werdegang des Louvre nach. Noch in den 80er-Jahren wurden Erweiterungsbauten zugefügt, so die berühmte Glaspyramide - selbst Kunstbanausen seit Dan Browns Schmöker "Sakrileg" ein Begriff. Der ehemalige französische Präsident François Mitterand initiierte das Projekt "Grand Louvre": Die Gebäude wurden generalüberholt, Ausstellungen neu konzipiert, alles erstrahlte in neuem Glanz.

"Der stets im Wandel befindliche Louvre schaffte den Sprung ins neue Jahrtausend dank des soliden Fundaments seiner Vergangenheit und Dank der Anziehungskraft seiner gegenwärtigen Substanz."

Nur das Lächeln der Mona Lisa hinter ihrem Panzerglas, bleibt - ob live betrachtet oder auf dem Bildschirm - unergründlich wie eh und je.